Mathematik und Kunst… unüberbrückbare Welten?

FormelXminImmer wenn sich zwei grundlegend konträre Gesinnungen treffen, kann es schnell zu kommunikativen und sozialen Problemen kommen. Eine erste, mögliche Grundgesinnung ist diejenige des Künstlers, eine andere jene der Mathematik. Das gesamte Persönlichkeitsgefüge ist vollkommen gegensätzlich strukturiert und die Anschauung der Welt ist somit polarisierend ausgerichtet. Der Mathematiker, oder besser, der mathematisch denkende (und fühlende) Mensch ist tendenziell geneigt, seinen Standpunkt nach „außen“ zu verlegen, in eine Welt der Objektivität und Logik.

Sein Urteil basiert niemals auf persönlichen Gefühlen, insofern er mathematisch denkt, sondern auf der Grundlage reiner, glasklarer Erkenntnisse, die man in der Wissenschaft als objektiv und evidenzbasiert bezeichnet. Das mathematische Urteil ist insofern „unumstößlich“ und fest. Es bleibt kein „Freiraum“ der Argumentation, kein „sowohl – als auch“.
Ganz anders der Künstler, insofern er künstlerisch denkt und fühlt. Sein Standpunkt ist niemals das äußere, mathematisch glasklare und unumstößliche Urteil, sondern es basiert auf den persönlichen, inneren Erkenntnissen, Erlebnissen und Einsichten jedes Einzelnen. In ihm lebt viel stärker die Welt des Subjektiven. Diese stellt sich weit über die für ihn total analytische, kalte und abstrakte Welt äußerer Logik. Seine persönlichen Emotionen bewegen sein Gemüt. Sie sind es auch, die ihm die entscheidenden Gestaltungsimpulse geben.
Selbstverständlich sind diese beiden Haltungen hier nur typisierend und einseitig dargestellt. Dies um klarzumachen, welche Gemütslage die Vorherrschende ist. Mit Sicherheit wird auch der mathematisch orientierte Mensch in einer subjektiven Innenwelt leben und erleben. Und auch er wird daraus Leid und Freude erfahren. Insofern ist auch er, ebenso wie der Künstler, emotional subjektiv beeinflussbar. Er wird aber sicherlich eher geneigt sein, dieser Welt wenig Beachtung beizumessen. Und er wird alles was ihn stützt und trägt, aus der anderen, der logischen Relevanz beziehen.
Es wird schwer sein, Gegensätze dieser Art in Einklang zu bringen. Sie existieren auch in anderen Bereichen, sind aber einprägsam charakterisiert in den zwei genannten. Denn der künstlerisch empfindende Mensch muss nicht zwingend Künstler sein. Es ist vielmehr die Art und Weise des Herangehens an jedwelche Anforderungen des Lebens, sei es im Beruf oder im privaten Alltag. Genauso gut muss der mathematische Eingestimmte nicht zwingend Mathematiker sein. Auch für ihn gelten die genannten Eigenschaften eher als die grundlegende Lebensstimmung.
Das gesamte Gefüge des Handelns, Fühlens und Denkens wird sich aus dieser Grundstimmung heraus ergeben. Sie prägt maßgeblich den Lebenslauf eines Menschen, sein Urteilen, Verurteilen, seine Vorzüge, Sympathien und Antipathien. Die Gegensätze sind im sozialen Umfeld oft nur schwer zu überbrücken. Und die Fähigkeit des „sowohl, als auch“ ist bei den meisten Menschen nicht gegeben. Vielmehr herrscht meistens ein Übergewicht des Einen oder des anderen.
Und keine der beiden Gesinnungen ist „objektiv“ richtig. Die Einsicht jedes Einzelnen ist das Entscheidende. Zu erkennen, wie man selbst die Welt betrachtet, aus welcher Brille heraus, ist erst der Weg aus diesem Dilemma. Erkennt der Mathematiker, dass er seinen Standpunkt außer sich selbst, außerhalb seiner persönlichen, inneren Welt, in eine Welt des Absoluten, reinen Geistes, in eine Welt der Logik und der unerschütterlichen Evidenz, gestellt hat; erkennt er dies, so tritt er aus der Verhaftung seines So-Seins heraus. Dasselbe erfährt der künstlerisch gestimmte Mensch, wenn er erkennt, dass sein Standpunkt nur in ihm selbst Wurzeln geschlagen hat, aus dem rein persönlichen, subjektiven Befinden seiner selbst geprägten Innenwelt, wenn er dies erkennt, dann wird er ebenso jegliche Verhaftung mit diesen vorgezeichneten Lebensformen verlassen.
Im Erkenntnisakt jeglichen So-Seins verlässt man die Identifikation mit den jeweiligen Formen und tritt ein in eine „freie Zone“. Es ist dies ein und derselbe Raum, der einzige verbindende Raum, der uns wirklich zu freien Menschen macht. Alles verhaftet sein drückt uns weg von jeder Einheitserfahrung. Jedes sprechen über solche Erfahrungen mit gleichzeitigem Objektivitätsanspruch und Beharren auf sein Recht, seine Religion, sein Konzept, seine Weltanschauung usw., schiebt uns zurück in die Identifikation und somit in einen Traumzustand unseres Alltagslebens.
Das wirklich Verbindende zwischen solchen Grundhaltungen besteht also viel weniger auf dem bloßen verstandesmäßigen Eingehen auf den Anderen, sondern vielmehr auf diese gemeinsame Erfahrung aus der anderen Perspektive heraus! „Ja, ja, ich verstehe dich schon, es geht mir auch manchmal so, dass ich mich im Irrgarten meiner Gefühle verirre, aber schau doch, in der Welt gibt es nun einmal nur klare und unerschütterliche Urteile. Alles andere ist doch Träumerei. Nur an solchen Urteilen kann ich mich festhalten. Da gibt es keinen Widerspruch, höchstens wenn einer nicht rechnen kann…“, so etwa könnte dann das väterliche oder kameradschaftliche Urteil des „Mathematikers“ ausfallen. Und der Künstler fühlt sich natürlich kaum verstanden und rät seinem Freund: „Ja, aber schau, du gehst ja nicht wirklich in die Dinge hinein. Du stehst ja immer daneben, außerhalb. Du hast deinen „großen Bruder“, die Logik, auf dessen Recht du dich stützt. Ich tauche ab in die Untergründe meiner eigenen Seele. Niemals möchte ich auf diese Erfahrungen verzichten, weil ich mich nur dort selbst erlebe…“
Wenn auf dieser Basis weiterdiskutiert wird, so kann man sich kaum je finden. Objektivität kämpft immer gegen die Subjektivität. Empirische Therapieformen gegen evidenzbasierte Therapieformen. Das Rechthaben wird nur entweder nach innen (in die persönliche Innenwelt) oder nach außen (an eine „objektive, wissenschaftliche“ Begründung) geheftet. Je nachdem auf welcher Seite Sie nun als Leserin oder als Leser stehen, werden sie sofort auch mit: „Aber Hallo…!“ reagieren und Ihren Standpunkt (den äußeren, mathematischen oder den inneren, persönlichen, künstlerischen) vertreten. Aus dem Widerspruch wird man nicht austreten können, wenn man dort verbleibt, wo man selbst drinsteckt. Objekt gegen Subjekt ist der globale Kampf und Vater aller Kriege und Konflikte! Insofern sind es die „Künstler“ gegen die „Mathematiker“.
Aber das muss nicht sein! Der angesprochene Freiraum, aus dem heraus ich mich selbst erkenne, steht über dieser Objekt-Subjekt-Spaltung! Oder meinetwegen auch außerhalb. Vielmehr ist es der Freiraum des Sowohl – als auch… Sobald wir Urteilen, kritisieren, analysieren, treten wir heraus (oder herein) in die Spaltung/Teilung (Ur-Teil). Dies deshalb, weil die Urteile immer einen Träger brauchen. Zum Beispiel jene zwei genannten. Und diese Träger haben zwei gegensätzliche Fundamente. Das eine ist die sogenannte Logik und das andere die subjektiv gefärbte, persönliche Erfahrungswelt jedes Einzelnen. Diese setzt sich aus dem bereits Erlebten zusammen, aus den daraus resultierenden Urteilen, Anschauungen, Emotionen und Gedankenkomplexen. Beide haben selbstverständlich ihre Berechtigung – mit einem kleinen Schönheitsfehler: sie sind nicht frei…

Jedes Teilen freut mich. Danke dafür!

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie…

Fussball-Fieber

FussballSommer, Hitze. Fussball. Herz, was willst du mehr! Alles sitzt, steht, (liegt?, oder steht Kopf…) vor den Fernsehern und Leinwänden der vielen Public Viewing Events, die in allen Ländern der Welt zur größten Show der geliebten Fußballstars einladen.

Wohl kaum einer interessiert sich da für philosophische Themen. Die können im Winter mal ganz interessant sein, wenn die Kugel in den Katakomben der Stadien ruht. Dann, wenn die Langeweile einen überkommt und Schnee und Kälte uns vor größerer Aktivität zurückhalten, dann, ja dann schlägt man vielleicht einmal ein Buch auf, welches man seit Jahren vergessen hatte, Hegel, Fichte, Goethe und wie sie alle heissen…

Gedanken über die Welt, über Leben oder Sinn (und Unsinn) unseres Daseins sind oft unangenehm. Sie kühlen unsere automatisierten Handlungen und Abläufe auf fatale Art und Weise auf den Gefrierpunkt ab. Sie fordern uns vielleicht dazu auf, diese ewigen Fragen des Daseins zu beachten, einmal inne zu halten, zu schweigen, Dinge anzuschauen die wir sonst kaum beachten im Trubel der vielen Aktivitäten einer überbeschleunigten Zeit.

Ich schreibe das nicht etwa ironisch, quasi aus der Position eines Fussballmuffels heraus, sondern – im Gegenteil – als bekennender Fan! Als ehemaliger Junior und Spieler eines mittelmäßigen Thurgauer Fußballvereins, weiß ich um die Faszination dieses wunderbaren Spiels, und um die Anziehungskraft des runden Leders (welches damals in den 70ern noch ziemlich unangenehm ledrig war). Man muss sich ja nicht grundsätzlich ins Abseits stellen um die Welt philosophisch zu betrachten. Gerade das „in den Dingen sein“ (genannt inter-esse), macht das Leben doch so spannend. Egal, was wir tun, das Anteil-nehmen macht die Würze aus!

Philosophie muss nicht belehrend sein, sondern beschreibend.
Sie muss nicht urteilen, sondern erkennen.
Sie soll nicht lähmend sein, sondern begeisternd.

In diesem Sinne lade ich immer wieder zur „philosophischen Unterhaltung“ und zum Mitdenken auf meinem Blog ein. Ähnlich wie im Spiel mit dem Ball, verhält sich doch das ganze Leben. Alle Themen spiegeln sich darin. Von totaler Selbstüberschätzung bis hin zur nüchternen Ungewissheit, von anerkennendem Lob bis zu verachtendem Tadel: Immer wieder wechseln Emotionen, Aggressionen und überschäumende Freude sich ab im Tanze des Ballzaubers. Nichts ist im Grunde berechenbar, nur tendenziell einschätzbar. Die Pässe, Blockaden und Mauern (Hindernisse), die (Frei-) Räume und Attacken, alles entsteht in jedem Moment immer wieder neu und unvergleichlich. Kein Spiel hat denselben Verlauf. Und doch sind die Spielregeln, die Verhältnisse exakt vorgegeben, das Spielfeld um die 100 Meter lang und 65 Meter breit, zweimal 11 spielende Akteure usw. Was innerhalb dieser Einschränkungen passiert ist ungewiss und überraschend wie das Leben selbst, welches ebenfalls gewisse klar gesetzte Rahmen hat.

Hier liegt wohl die grösste Faszination: In dieser relativen und doch planbaren Unsicherheit im Spielverlauf. Auch hier gibt es Stars, Gewinner und Verlierer, wie im Leben auch.

In diesem Sinne: Hopp Schwiiiiiiz!

Schweiz-Flagge

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie…

Osterglocken im Faust

mephistoDu gleichst dem Geist, den Du begreifst…!
(…und diesen nur wirst Du anbeten!)

Kennen Sie den Faust, Goethes „Faust“? Er ist ein wahres Wunderwerk inneren Lebens. Man stelle sich dieses Bild vor: Faust sitzt in seiner „staubigen Wissenswelt“, in seinem Keller, der ihm als Arbeitsraum dient. Er ist gefüllt mit all den Dingen, die er  in seinem bisherigen Leben gelernt und gelebt hat, eine trockene Welt! Und er beginnt daran zu zweifeln…

Er habe, so sagt er mit einem stöhnenden „Ach!“, Philosophie, Juristerei, Medizin und sogar Theologie studiert! Und er bekennt konsterniert: „Da steh ich nun, ich armer Tor, und bin so klug, als wie zuvor!“ Faust spürt, daß alles Wissen dieser Welt für seine innere Entwicklung keinerlei Bedeutung mehr hat. Er spürt eine vollkommene Leere, ein ausgetrocknetes Herz. Das ist der Punkt, an dem wir heute bewusst stehen! Manche sind taub dafür und rennen weiterhin dem äußeren Anhäufen von Wissen, dem Schein nach Glück nach, in der Hoffnung, dort „die große Erkenntnis“, die „unumstößliche Wahrheit“ zu finden. Goethes Faust drückt dieses innere Erlebnis so aus:

„Mich plagen keine Skrupel noch Zweifel, fürchte mich weder vor Hölle noch Teufel – dafür ist mir auch alle Freud entrissen, bilde mir nicht ein, was rechts zu wissen, bilde mir nicht ein, ich könnte was lehren, die Menschen zu bessern und zu bekehren.“

Faust beginnt, an allem zu zweifeln, was ihn umgibt. Er zweifelt an der Welt und er zweifelt an sich selbst. Er ist an dem Punkt angelangt, an welchem er im Grunde nur noch sterben möchte – oder – sich der Selbsterkenntnis zu widmen. Das erste ist ihm nah, das zweite fern. Er schreit es hinaus:

„Weh, steck ich in dem Kerker noch? Verfluchtes, dumpfes Mauerloch, wo selbst das liebe Himmelslicht trüb durch gemalte Scheiben bricht! Beschränkt von diesem Bücherhauf, den Würmer nagen, Staub bedeckt, den, bis ans hohe Gewölb hinauf, ein angeraucht Papier umsteckt; mit Gläsern, Büchsen, rings umstellt, mit Instrumenten vollgepfropft, Urväter Hausrat dreingestopft – das ist deine Welt! Das heißt deine Welt?“

Das Menschenbild, welches Goethe hier am Faust entwickelt, ist der innere Zustand, der, mehr als früher noch, innigst nachempfunden werden kann; es ist der Abgrund, an dem so mancher heute steht. Die Wende, die kommen muß, ist eine Wende nach innen, in die eigene Seele, zur Freiheit. Auch Faust versucht dies. Er ist immerhin Wissenschaftler von hohem Rang und Namen, ein gebildeter Mensch also, der viel Erfahrung hat und viel weiß, doch dies Eine nicht: „Was die Welt im Innersten zusammenhält“!

Deshalb ergibt er sich, wie er so schön sagt… der Magie! Aber er bemerkt nicht, daß er versucht, den Geist in der gleichen Weise zu erfassen, wie er früher all sein Wissen erfasst hat. Er liest in den heiligen Schriften, der Bibel und in anderen Büchern der Magie und versucht deren Zeichen zu deuten! Aus diesem Erlebnis heraus findet er schließlich Zugang zu einem „geistigen Wesen“ (in sich), mit welchem er in einen Dialog kommt: Dieser Geist spricht nun zu ihm: „Du hast mich mächtig angezogen, an meiner Sphäre lang gesogen, und nun – „ Faust erträgt seine Stimme nicht…er verabscheut sein Antlitz…

Und der Geist spricht weiter: “Du flehst eratmend, mich zu schauen, meine Stimme zu hören, mein Antlitz zu sehen; mich neigt dein mächtig Seelenflehen. Da bin ich! – Welch erbärmlich Grauen fasst Übermenschen dich! Wo ist der Seele Ruf? Wo ist die Brust, die eine Welt in sich erschuf und trug und hegte, die mit Freudebeben erschwoll, sich uns, den Geistern, gleich zu heben? Wo bist du, Faust, des Stimme mir erklang? Bist DU es, der von meinem Hauch umwittert, in allen Lebenstiefen zittert, ein furchtsam weggekrümmter Wurm?“

Faust ergibt sich nicht, er (sein Ego) wähnt sich seinesgleichen! Er meint – noch selbstbewusst – er habe Anteil an diesem Geistwesen und sei ihm ebenbürdig! Und er meint, er sei ihm in seinem Kern nah! Doch der innere Geist widerspricht: “Du gleichst dem Geist, den du begreifst, nicht mir!“
Faust hatte versucht, sich mit seinem Verstandesbewusstsein an etwas anzunähern, was er „geistig“ nannte. Er konnte noch nicht begreifen, daß die Vorstellungen, die er sich aus diesem Bewußtsein heraus gebildet hatte, seine Erkenntnis leitete und gleichzeitig vernebelte und verfälschte. Das ist der Grund, weshalb ihm dieses Wesen begegnete und ihm als Fremder gegenüberstand. Es war ein verzerrtes Abbild seiner Selbst! Er konnte es nicht ertragen in sein Antlitz zu schauen. Die Begegnung gleicht dem Erlebnis mit dem „Hüter der Schwelle“, welcher ihn zurückweist in seine eigene Welt: Der Welt des Verstandes, der alles nur intellektuell begreifen will.

Das trifft Faust hart. Er bricht zusammen und spricht als Antwort auf dieses Geistwesen (in ihm): „Nicht dir (gleich ich…)? Wem denn? Ich! Ebenbild der Gottheit! Und nicht einmal dir!?“
In diesem Augenblick steht sein Diener Wagner schon an der Tür und reißt ihn wieder in den Alltag zurück! Dieser hörte ihn „proklamieren“ und möchte vom Wissen des Herrn Doktor profitieren!
Nebenbei gesagt: Wie viele möchten vom Wissen der Herren Doktoren profitieren!
Wie viele Zweifel stehen an dieser „Schwelle“, übertragen wir die Geschichte nun auf unser eigenes Leben. Sie reißen uns hinweg, aus dem Leben… oder besser gesagt: in die psychopathischen Kompensationen!
Auch uns steht dieses freudsche „Es“ des Verstandes immer wieder im Wege. Es nimmt Besitz von uns und führt uns von einer Lebenssituation zur anderen, agierend und reagierend.

Faust erlebt seine Innenwelt nun stärker, verweilt darin und erkennt deren verschiedene Aspekte (die „Teilselbste“) in ihm, und er spricht:

„Die Sorge nistet gleich im tiefen Herzen, dort wirket sie geheime Schmerzen, unruhig wiegt sie sich und störet Lust und Ruh; sie deckt sich stets mit neuen Masken zu, sie mag als Haus und Hof, als Weib und Kind erscheinen, als Feuer, Wasser, Dolch und Gift; du bebst vor allem, was du nie verlierst, das musst du stets beweinen.“

Und in tiefstem Gram, am Ende seines „Lateins“, als nur noch der Tod als Lösung vor ihm steht…
Da erklingen die Osterglocken des Dorfes und der Gesang erhebt sich:

„Christ ist erstanden Freude am Sterblichen Den die Verderblichen Schleichenden, erblichen Mängel umwanden.
Christ ist erstanden Selig der Liebende, Der die betrübende, Heilsam und übende Prüfung bestanden“
(…aus Goethe Faust 1. Teil)

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

Eigene Geschichte als Spiegel der Weltgeschichte

kunstgruppeDie Geschichte der Menschheit ist ein Spiegel unserer eigenen Geschichte. Sie wiederholt sich seit Jahrtausenden in immer gleicher Art und Weise von neuem, Millionenfach, in jedem Menschen. Erst wenn wir beginnen, sie zu ahnen, erwachen wir aus dem Tiefschlaf immerwährender Kriege und Schlachten, ewigem Zwiespalt und Feindschaften.

Du kommst auf diese Welt und erfährst im Laufe der Jahre, die Du durchschreitest bis zu Deinem jetzigen Moment, tausende und abertausende von Situationen. Zeitpunkt und Ort Deiner Geburt prägen zudem Deine Eindrücke und Wahrnehmungen. Umstände legen sich an Deine Seite, Bedingungen, die Du zunächst weder beeinflussen, noch verändern kannst. Das ganze daraus entstehende Gebilde nennen wir unsere Persönlichkeit. Du bildest aus all diesen Facetten und Bildern Deine eigenen Vorstellungen und Gedanken. Das ganze daraus entstehende emotionale Gefüge lässt in Dir den „Motor“ von Sympathie und Antipathie aufleben. Du beginnst, die Dinge der Welt unterschiedlich zu gewichten und zu beurteilen. Du liebst dieses und hasst jenes.

Sowohl Freude und Begeisterung wie Ablehnung und Widerwillen, prägen fortan Deinen Charakter. Du beziehst daraus Deine Belohnungen, an denen Du Dich klammerst, genauso wie Deine Niederlagen, an denen Du wächst und reifst. So werden in Dein Seelenleben Werte implantiert. Sie befestigen sich zunehmend. Lob und Tadel haben dabei zweierlei Wirkung. Sie beflügeln Dich im einen Fall, geben Dir Bestätigung für Dein Tun und Handeln und öffnen Dir die Türen zu Gleichgesinnten. Tadel kann je nach dem in beide Richtungen wirken. Entweder es wird im Sinne eines Angriffs verteidigt und dadurch zusätzlich gefestigt oder es treten Zweifel auf, die zum Wandel führen. Letzteres vor allem dann, wenn man im eigenen Standpunkt noch schwankt.

Aus der Dynamik dieser Schwankungen, diesem Hin- und Her der Gefühle und Emotionen, welche vor allem im jugendlichen Alter, aber auch später noch, stattfinden, gewinnen wir Festigkeit und Stabilität in der eigenen Meinung. Ein Gefühl von innerer Sicherheit entsteht nach und nach. Wir suchen Gemeinschaften auf, politische, künstlerische, soziale oder religiöse usw., die uns nahe stehen, die eine Verwandtschaft mit dem selbst Erfahrenen und selbst Erlebten haben. Eine zunehmende Vertiefung des Erlernten tritt ein. Unsere Standpunkte werden geschliffen wie Kristalle. Individualitäten mit „geschliffenen Kristallen“ stehen sich gegenüber. Je differenzierter der persönliche Schliff ist, umso schwieriger wird die Zustimmung dem Fremden, dem Andersartigen gegenüber.

Standpunkte werden gegen andere Standpunkte verteidigt. Wahrnehmungen werden eingeschränkt, ausgerichtet nach dem vorgegebenen Muster dessen, was man sich über Jahrzehnte „eingeschliffen“ hat. Nur so können überhaupt Kriege entstehen. Das ganze Deutschtum als Beispiel, ist eine Blutschlacht zwischen solchen „Kristallen“ der Persönlichkeit, ob sie nun Wallenstein, Friedrich der Große oder Maria Theresia hießen. Kämpfe zwischen den Protestanten und den Katholiken bildeten über Jahrhunderte hinweg Spuren von Blut und Macht und formten am Volk. Immer waren es Standpunkte „nach bestem Glauben und Gewissen“, und dies auf beiden Seiten.

Solche Standpunkte haben einen schwerwiegenden Mangel. Sie verhindern Kommunikation. Als Wallenstein im dreißigjährigen Krieg, nach über 10 Jahren erst, selbst verletzt durch die Schlachtfelder seiner Kriegsmaschinerie tummelte und die blutverschmierten, entstellten oder verstümmelten Leichen sah, entdeckte er, wie unsinnig dieses Blutvergießen war! Er zog die Konsequenzen daraus und wollte mit den Protestanten verhandeln. Dem Kaiser gefiel das gar nicht und er ließ ihn richten. Andere schnallen sich eine Bombe an den Bauch und jagen sich und andere unschuldige Opfer, für die eigenen Standpunkte in die Luft!

Aber auch Weltanschauungen sind voll von diesen Standpunkten. Die Bombe kann auch ein schneidendes Schwert der (persönlichen) Gerechtigkeit sein, mit dem man(n) das Böse bekämpft. Und immer wieder die Frage: Was ist das Böse? Die eine Antwort lautet: Jede Art von Gewalt am anderen Menschen und an Lebewesen sind böse. Die andere Antwort geht tiefer. Sie beschäftigt sich nicht nur mit einer Tat und verurteilt diese, sondern mit dem Motiv! Und dabei ist Gewalt viel weiter zu fassen, als nur auf Mord und Totschlag. Gewiss, dort zeigt sie sich am unmittelbarsten und am fatalsten. Was aber, wenn Gedanken selbst Gewalt bringen können? Wenn Gedanken zu Waffen werden?

Mit dieser Art von Gewalt beschäftigt man sich viel zu wenig. Es gibt Kulturen, die den Totschlag gegen das „Böse“ mit einer göttlichen Mission rechtfertigen. Der Beurteiler wird also sehr schnell zum Verurteiler, je nach dem, welchen Standpunkt er oder sie vertritt. In diesem Dilemma befinden wir uns auch heute wieder ständig, wenn wir über Recht und Unrecht urteilen sollen. Standpunkte haben oft Ansprüche auf die alleinige Wahrheit. Es sind die Schwerter, die unsere Persönlichkeit geschmiedet hat. Es gibt aber auch ganze „Volksschwerter“, religiös motivierte Schwerter, politisch motivierte Schwerter, Macht motivierte Schwerter, kunstmotivierte Schwerter. In jedem Bereich des Lebens bilden wir unsere persönlichen Standpunkte, manchmal härter, manchmal schwächer, je nachdem, wie fest wir uns damit verbunden haben. Die Verbundenheit zu diesem oder jenem, bildet auch aus dem Umfeld heraus, in das hinein wir geboren wurden. Wir nehmen alles aus der Perspektive der eigenen Brille wahr. Das ganze Gebilde daraus ist unser persönliches Lebensmodell. Es ist ein Flickenteppich aus ganz verschiedenen Färbungen und Facetten, zusammengebaut, konstruiert aus einer Fülle von Erlebnissen und Erfahrungen.

Wenn man sich der Stärke dieser Kraft des physischen UND geistigen „Erbstromes“ einmal wirklich bewusst geworden ist, wird man nachdenklich. Denn so vieles verkappen und verdecken wir nur zu gerne mit einem „Schein des Guten“. Wir wollen darüberstehen und eignen uns moralische Vorstellungen an, mit denen wir die Welt nach unseren Maßstäben richten und beurteilen. Dies ohne zu bemerken, dass wir keinen Deut aus der Vernetzung der eigenen Persönlichkeit herausgetreten sind. Dies allein ist unser Beitrag, den jeder für sich zu tätigen hätte. Das Hängenbleiben auf der Ebene der Vorstellungen generell, ob sie nun edel oder weniger edel sind, verhindert den Blick zum eigenen Kern. Die Kraft, aus der das eigentliche Leben fließt, wird dadurch abgedeckt, der „geistige Quantensprung“ erfolgreich verhindert.

Jens Heisterkamp fragt in seinem Vorwort zur letzten Ausgabe von info3 zurecht: “ …wie schwer es für die jeweilige Zeitgenossenschaft ist, Unrecht beim Namen zu nennen und in der Unübersichtlichkeit widerstreitender Urteile die Übersicht zu behalten…“

Man kann sich fragen, wer diese Urteile fällen soll? Der moralisch integre Mensch? Der Gutmensch? Alle, die noch „den gesunden Menschenverstand“ besitzen? Sehen wir in unserer Zeit die wirklichen Gefahren? Wer sieht sie? Oder sind sie etwa genauso versteckt, wie jene vor den beiden Weltkriegen oder zu anderen Zeiten? Keiner will doch, so gegensätzlich die Meinungen auch sind, darauf verzichten, an diesen „gesunden Menschenverstand“ zu appellieren. Alle Kriegsparteien bezichtigen die anderen des Unvermögens und umgekehrt. Am Schluss kommen wir immer wieder an die „letzte Instanz“, an die objektive, allgemein gültige Wahrheit, die jeder zu haben glaubt.

Gerne verweisen wir dabei an einen unbestimmten „Gott“, an ein etwas, weitab von der menschlichen Seele; ein irgendwo in der Ferne, hinter den Wolken sitzendes Wesen oder was auch immer damit für Vorstellungen verknüpft sind; ein Wesen, was sich genau genommen keiner so richtig vorstellen kann und worauf sich doch so viele Völker berufen: „Im Namen Gottes, des Allmächtigen“ schreien sie und stürzen sich auf all jene, die Unrecht haben. Und die andere Kriegspartei tut dasselbe. Und dazwischen alle möglichen Tönungen und Schattierungen von anderen vermeintlichen Göttern, die alle Recht haben wollen. „Aber man sieht doch, wie die Lage aussieht!“ Schreien die einen dies, so schreien die anderen dasselbe. Sie beurteilen die Lage anders, weil sie eben niemals nur von einem Standpunkt aus zu beurteilen ist und weil, das kommt heute dazu, oft schlicht falsch informiert wird, nämlich so, wie es für die jeweilige Partei von Nutzen ist… Informationen aber sind das A und O der globalisierten Welt und für die „Wahrheitsfindung“, sie bilden die Vorstellungen zum Guten oder Schlechten. Lob dem Journalismus! Anders ist nichts zu beurteilen. Immer ist man auf deren Vertraulichkeit angewiesen.

Wer schreibt Geschichte? Und mit welchen Interessen…? Wie auch immer man die Sache dreht und wendet: Man landet letztlich immer wieder… bei sich selbst: „Wer frei ist von Schuld, der werfe den ersten Stein…“. Das gespaltene Wesen, was wir sind und wovon schon Immanuel Kant sich scheute, indem er jene Macht in ein unbestimmtes Jenseits verschob, muss erkannt und gesichtet werden. Erst wenn wir dieses Andere IN UNS erkennen UND ERLEBEN, wird es zu einem unerschütterlichen Fels, auf dem wir nun – es wird langsam Zeit! – die eigene innere „Kirche“ erbauen können. Dasselbe, was den Anderen bisher immer nur im Außen erkannte (und verurteilte), der große, unerkannte Feind, erkennt sich selbst! Und er stirbt den ersten Tod… den des Egos.

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie…

Glaube macht selig, Wissen ist Macht, Erleben Realität

mato | bilder
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Vor einigen Jahren noch hätte ich Erkenntnis und Wissen über Glauben gestellt. Heute denke ich darüber nach, ob das wirklich so ist? Ganz im Sinne des letzthin geposteten Gedankens über die „Instabilität als Triebkraft„, ist es durchaus ratsam, immer wieder auch Grundsätzliches in Frage zu stellen…

Auf der Ebene des Wissens ist die Einsicht verhältnismäßig einfach. Hingegen aus einer tieferen Ebene heraus betrachtet, komme ich schnell ins Schleudern. Erkennen ist jedoch nicht nur mit Wissen verbunden. Wenn ich mir Dinge aneigne, Zusammenhänge analysiere und gedanklich durchdringe, habe ich etwas gewonnen. Ich schaffe damit Vorteile, die im beruflichen Alltag und für das gewöhnliche Leben wichtig sind. Im Raum der Gegenstände und der Formen fühle ich mich sicherer damit. Dabei geht es vor allem um das Zerstückeln der Welt in kleine und kleinste Teilchen. Etwas anderes kann ich mit dieser Art Wissen nie erreichen.
Der normale User eines Computers zum Beispiel sieht die Kiste, Maus und Tastatur und den Bildschirm vor sich. Er weiß, wie er das Ding zu starten hat und kann einige Programme bedienen, weil er weiß, wo er hinklicken muss. Der etwas „tiefer eingeweihte“ PC-User hat die Kiste schon auch mal von innen betrachtet. Er weiß, da gibt es ein Netztteil, ein Motherboard mit Sockel und Prozessor. Er findet vielleicht sogar die Speicherriegel und kann sie auswechseln. Er kann ein Laufwerk anschließen oder einen CD/DVD-Player. Oder vielleicht kennt er sich sogar mit Grafikkarten und Soundkarten aus.

Noch einen Schritt tiefer in die „Materie“ folgt ein User mit Expertenwissen. Der kennt jetzt die Sprache des Computers bis in die feinsten Tiefen. Er weiß, wie er mit den für den Laien skurrilen Zeichen einer Programmiersprache umgehen muss, weiß etwas über Java, C/C+-Programmierung, über Server, Apache, Linux usw. Und dann gibt es diejenigen, welche in die allertiefsten Innereien vordringen können, von denen der Normalsterbliche keine Begriffe mehr hat!

Dies alles ließe sich auch auf andere Bereiche des Wissens anwenden. Wo auch immer wir unseren Blick hinlenken: Immer geht es darum, die Teile zu zerkleinern um tiefer „in die Materie“ einzudringen. So können wir selbstverständlich auch in die Pflanzenwelt oder in die Tierwelt eindringen und uns darüber Gedanken machen, wie alles zusammengesetzt ist. Doch eines werden wir mit dieser Methode niemals herausfinden: das Leben selbst. Deswegen nicht, weil es nicht das Resultat oder das Produkt von Teilchen ist! Die Teilchenwelt lässt sich in die vielfältigsten Zusammenhänge hinein zerlegen und begreifen! Selbst in der Philosophie und in der Geisteswissenschaft kann man dies tun!

Erkenntnisse „höherer“ Art werden somit durch unser Denken entschlüsselt, ohne damit an das Wesentliche heranzukommen. Das Denken befähigt uns, Zusammenhänge zu schaffen. Aber dazu brauchen wir die Teile, aus denen die Zusammenhänge konstruiert werden! Haben wir die Teile, so können wir sie benennen (fehlt nur das geistige Band…). Es stellt sich da und dort ein Wort, ein Begriff ein. Die Begriffe füllen sich mit Vorstellungen. Die Vorstellungen wiederum haben einen subjektiven, persönlichen Charakter. Aber was ist denn dieses „Wesentliche“?

Je mehr wir uns den philosophischen Begriffen nähern, umso subjektiver sind diese Vorstellungen geprägt. Deshalb ist das Wissen wohl wenig geeignet, geistige Zusammenhänge zu finden, die einen objektiven, allgemein gültigen, für den Wissenschaftsanspruch „wahren“, Charakter haben!

Also macht doch nur der Glaube selig?
Von diesem Standpunkt her betrachtet scheint es tatsächlich so zu sein. Wenn wir nicht noch das hätten, was ich „Erleben“ nenne. Das einzige, was in der Realität stattfindet, ist das Erleben! Dies können auch Gedanken sein, auch sie können erlebt werden! Von dem Augenblick an, wo ich in das Erleben der Gedanken eintauche, stellt sich ein neues Bewusstsein ein. Denn das Erleben ist zugleich ein Wahrnehmen der Gegenstände (und auch Gedanken sind Gegenstände!). Gedanken und Gefühle können ebenso wahrgenommen werden, wie Steine, Bäume, Menschen!

Damit verlassen wir aber unsere Bindung an den Inhalt des Gedachten. Dies, obwohl wir Gedanken bilden. Wir schaffen dadurch eine neue Realität, die tiefer mitschwingt. Das ist das Erlebnis dessen, was alles trägt, die Erfahrung des Lebens selbst! Diese Erfahrung macht den Gedanken nicht etwa wertlos, sondern gibt ihm, im Gegenteil eine grössere Kraft, eine tiefere Dimension, macht ihn wesentlich.

Die Gebundenheit bewirkt, dass sich mein Selbst an den Inhalt klammert, sich damit – ein abgedroschenes Wort inzwischen – identifiziert. Dennoch bleibt der Inhalt eine Wegmarke, führt und leitet unser Tun. Aber dieses Tun wird damit reifer, gegenwärtiger und intensiver! Die neu gewonnene Tiefe, fördert zugleich einen anderen Bewusstseinszustand zutage. Manche Menschen schöpfen aus dieser Kraft heraus neue Erkenntnisse, welche sie „Glauben“ nennen. Damit ist eine Gewissheit der Erfahrung verbunden, für die sie keine Worte haben, weil es für solche Erlebnisse in unserer Sprache keine Worte gibt. So betrachtet wird auch dieser Begriff von (meinen) alten Vorstellungen ein wenig geläutert…

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

Besitz und Freiheit

Vor einigen Tagen erzählte mir ein guter Freund, er möchte all seine Besitztümer bis an sein Lebensende weggeben, um vollkommen frei und unabhängig zu werden. Natürlich meinte er es nicht so absolut und vielleicht auch nicht ganz so ernst, wie er es sagte. Dennoch sinniere ich seither über diesen Gedanken nach und frage mich, wie viel Freiheit nimmt uns der Besitz, den wir haben, wirklich?

Gewiss hatte ich diesen Gedanken in mir schon oft selber bewegt. Und der Wunsch, mit zunehmendem Alter, mein Hab und Gut eher abzubauen als aufzustocken, wird mir immer mehr zu einem inneren Wunsch. Dies umso mehr, als ich in den letzten 60 Jahren um die 30 Mal meinen Wohnort gewechselt hatte; allein seit meinem 18. Lebensjahr etwa 25 Mal. Da hieß es dann auch, die ständig wachsenden Berge von Kisten und das stets zunehmende Mobiliar anzupacken und am neuen Ort jeweils wieder zusammenzustellen.

Dies alles wurde mir zu einer Last. Bei meinem letzten Umzug, nach meiner Trennung, reduzierte sich der Stapel erstmals wieder. Und zwar beträchtlich. Und ich wünsche mir, sollte ich jemals wieder umziehen, dann sollte ein einziger Lieferwagen und eine Fahrt genügen. Andere können mit einem einzigen Koffer leben! So weit bin ich noch nicht. Aber es ist eine durchaus schöne Vorstellung für mich. Und wenn dies einst Tatsache werden sollte, bin ich damit wirklich freier geworden?

Freiheit, wie ich sie verstehe und wie ich sie zum Inhalt meines Selbst-Reflexion-Buches gemacht hatte, wird uns vor allem im Kopf entzogen. Es ist gewiss nicht möglich, sie alleine durch äußere Maßnahmen, durch Wechsel der aktuellen Verhältnisse usw., oder eben durch Aufgabe des Besitztums, einzufordern. Sonst hätten es reiche Menschen extrem schwer, frei zu werden. Da ändert auch dieses Bibelzitat wohl nichts daran: „Eher wird ein Reicher durch ein Nadelöhr kommen, als ins Himmelreich!“ Und mit „Himmelreich“ kann doch nur die absolute, innere Freiheit gemeint sein!

Viele bestreiten schon dies: die absolute Freiheit. Aber dieselben bestreiten wohl auch das Himmelreich… Dass wir in solcher Art, also auch mit „Besitz“, die Freiheit, wirkliches inneres Freisein, dennoch erleben können, das bezweifle ich indessen nicht mehr. Was ich nicht glaube ist, dass es möglich sei durch solche rein äußerliche Maßnahmen wie die Aufgabe seines Besitzes im Nachleben eines Franziskus von Assisi, nicht ohne weiteres zur Freiheit kommt. Und dass auch reiche Menschen, diese Freiheit erleben können, auch wenn ihnen viel Besitz „anlastet“. Und da liegt wohl der Schlüssel verborgen; in diesem „Anlasten“. Ein Etwas lastet nur im Kopf an, sonst nirgends! Wenn mir der Besitz zur Last wird, heißt dies nichts anderes, als dies: Meine Vorstellungen, diesen Besitz zu haben, lastet mir an. Und daran hängt die Vorstellung des „Mein“ an diesem Gut und Geld. „Mein“ ist keine Tatsache, sondern eine Vorstellung! Natürlich, ich habe dieses oder jenes gekauft und bezahlt. Damit verbunden ist die Vorstellung, dass dieses Ding nun in meinen Besitz gekommen ist.

Das gilt selbstverständlich absolut, wenn man die Sache rein rechtlich und wirtschaftstechnisch betrachtet. Moralisch könnte die Vorstellung aber auch anders aussehen! Denn an diesem Ding, was ich erstanden habe, hängt viel! Es hängt daran viel Arbeit und andere Ressourcen. Sie wurden irgendwo geschöpft. In irgendeiner Grube wurde das Silber, welches in meinem Fotoapparat eingebaut ist, geschöpft. Das Silber liegt irgendwo im Boden vergraben und irgendeiner hat es einmal entdeckt. Dafür brauchte er bis vor einigen Jahrhunderten nichts zu bezahlen. Er investierte schlicht und ergreifend Arbeit. Heute müsste er natürlich wiederum irgendeinem Staat oder sonst wem Gebühren zur Nutzung bezahlen und so weiter. Letztlich ist dann der Staat oder diese Staatsstelle wieder das letzte Glied des Kreislaufs der Macht. Dieses verfügt über die Werte, ohne Kostenaufwand, einfach, weil zum Beispiel die Miene innerhalb der eigenen Grenzen liegt. Dass dann schon mal, wie im Falle des Öls, mit Schrägbohrungen angezapft wird, ist auch bekannt. Alles, was kostenrelevant ist, um irgendein Produkt herzustellen, sind letztlich Arbeitsaufwendungen. Das Produkt, liegt irgendwo vergraben…

Gut so weit. Was will ich damit sagen und was hat dies nun mit den Vorstellungen des „Mein“ zu tun? Was gehört mir nun also? Die Materie? Oder doch nur Arbeitsleistung? Bezahlt habe ich immer nur für die Arbeitsleistung. Und sie gehört definitiv nicht mir. Denn jemand hat sie für mich gemacht, damit ich dieses Produkt, das iPhone oder was auch immer in den Händen halten kann. Und so erstehe ich mir, wenn ich reich bin, sehr viele solche Leistungen von Arbeit. Sie wird bezahlt, oft sehr schlecht bezahlt. So schlecht nämlich, dass einer, der mein iPhone herstellt, der Arbeiter/die Arbeiterin, der/die es zusammenbaut usw., sich selbst niemals so ein Ding leisten könnte.

Der Besitz, den ich habe, und der mich umgibt, besteht also in erster Linie aus Zeit, die dafür investiert wird. Das Rohmaterial gehört grundsätzlich (vom Standpunkt der Natur aus betrachtet), niemandem! Ich könnte ihn (den Besitz) vernichten, die Leistung, die investiert wurde wird sich dadurch in keiner Weise verringern. Sie wird nur noch grösser! Weil ich nun wiederum Zeit investieren muss für die Vernichtung. Und selbst wenn ich meinen Besitz verschenke, so wird die Zeit nicht verschwinden, die an diesem Produkt hängt. Dieses geht in andere Hände über, das ist alles. So gesehen, gibt es gar keinen Besitz! Denn die Zeit, die investiert wurde, um ein Produkt herzustellen und wofür ich Geld bezahlt habe, diese Zeit kann ich nicht vernichten. Ich kann sie auch nicht besitzen. Es ist lediglich eine Leistung, die ich bezahlt habe. Also kann mich Besitz auch nicht unfrei machen, weil es ihn gar nicht gibt!

Das Gefühl, etwas zu besitzen, ist ein Agreement der Gesellschaft, welches so konstruiert und geregelt wurde. Wir sind alle besitzlos! Und gleichzeitig besitzen wir alles! Es gibt manchmal nur ein paar Hürden, die den offenen Zugang verhindern. Auch dies sind Vorstellungen. Es sind die Gesetze, die uns rechtlich einbinden und unter Drohung von „Freiheitsstrafe“ behindern, Rohstoffe aus dem Boden zu holen, um etwas daraus zu machen. Natürlich geht dies bis zu einem gewissen Grad noch relativ leicht, etwa, wenn ich in den Bergen einen Bergkristall finde, oder in „meinem“ Garten etwas pflanze oder Lehm schürfe. Dann werde ich mich als Besitzer desselben fühlen. Dennoch bleibt dies alles Bestandteil der Natur und ich werde es ihr irgendwann wieder zurückgeben (müssen…). Im Fall der Pflanze ist es noch eindeutiger. Sie stirbt irgendwann von alleine, vermutlich vor mir, wenn es nicht gerade ein Baum ist.

Wenn sich also das „Mein“ als Vorstellung verkappt, dann verändert sich damit auch das Bild der äußeren Freiheit. Freiheit von was kann man fragen. Freiheit kann nur immer eine innere Qualität haben. Indem ich die Vorstellung des „Meins“ erkenne und durchschaue, mache ich mich letztlich erst frei von ihr. Sie ist es, die mich im Bann gehalten hat und die in mir ein schlechtes Gewissen verursachte.

Nichts desto trotz, zurück zu meinem Freund und dessen Absichten. Ich kenne das Gefühl sehr wohl, wie reinigend es sein kann, wenn man äußeren „Besitz“, wenn ich ihn nun einmal weiterhin so nennen will, reduziert. Solches Gut kann sicherlich zu einer Last werden und in uns eine große Menge anderer Vorstellungen verursachen, die uns viel Leid (aber halt auch viel Freude, auch wenn sie kurzfristig sein mag) bringen können! Das Anhängen an den äußeren Besitz verkompliziert das Leben zumindest, weil mit ihm immer wieder eine große Menge Fragen verbunden sind. Letztlich ist es das Geld, was uns in erster Linie einengt, weil wir von ihm vollkommen abhängig sind. Dies geschieht durch die Einbindung in ein weltweites System. Ein Leben in der zivilisierten, westlichen Welt ohne Geld ist schlicht nicht realisierbar, auch wenn ich entsprechende Versuche kenne. Alle diese Menschen, die dies versuchen, sind ganz einfach von anderen Menschen abhängig, die Geld haben. Sie sind davon abhängig, dass sie von anderer Seite ernährt und unterstützt werden. Ich bin gerne bereit, mich belehren zu lassen und gespannt auf positive Versuche diesbezüglich… letztlich bleiben auch solche Ideale zunächst lediglich Vorstellungen…

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Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… – Einblicke in die Kunsttherapie… ein Resume nach 25 Jahren…

Müssen wir wirklich „umdenken“?

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Der Spruch ist in aller Munde und weitet sich in der Politszene epidemisch aus: die Menschheit müsse „umdenken“! „Umdenken“ ist im Grunde ein Unwort! Der Literatur Professor Peter von Matt sagte vor kurzem in einem Interview in der basellandschaftlichen Zeitung: „…und hoffnungslos ist nur die Erwartung, dass die ganze Menschheit umdenken soll!“ Es war ein Gespräch über „Das Buch gegen den Tod“ von Elias Canetti. Die Aussage bringt mich dazu, nicht, „um“, aber nachzudenken.

Aus der Perspektive Canettis kann ich es nicht beurteilen, aber mit Sicherheit aus meiner – insofern ich ein freier Mensch bin… Nur, bin ich frei? Bin ich frei, wenn ich mich entschließe, den Kapitalismus durch den Sozialismus zu ersetzen? Gut, ich kann „einsichtig“ werden und plötzlich kapieren (durch umdenken), dass der Kapitalismus einige Schwierigkeiten mit sich bringt. Kann durch irgendwelche Lebensumstände, die in mir eine soziale Ader weckten zum Sozialisten werden. Insofern beginne ich vielleicht schleichend damit, „umzudenken“…

Der Aufruf des Umdenkens alleine bringt aber noch absolut keine Veränderung mit sich! Denn das „Umdenken“ ist immer Folge einer inneren Umwandlung; meist einer rein persönlichen Umwandlung. Der Ansatz muss also immer in dieser Kraft der Umwandlung liegen. Nur, wie wandelt man Massen um?! Allein durch Argumente, durch Überzeugung?

Meist geschieht dies so: Entweder durch (Massen-) Beeinflussung mit genialen Werbemethoden. Und sonst? Durch Überzeugung? Das ist deshalb so schwierig, weil fast jeder Mensch eine andere, nämlich seine eigene, persönlich zusammengezimmerte Überzeugung mit sich herum trägt. Und weil er diese vehement zu verteidigen sucht, um sein Gesicht nicht zu verlieren, wird dies ein äußerst schwieriges Unterfangen.

Man kann davon überzeugt sein, dass soziales Denken etwas positives ist! Schon auf der nächsttieferen Stufe der Diskussion, wenn es um die reale Umsetzung dieser Ideen geht, werden sich vielfältige Meinungsverschiedenheiten zeigen. Wir werden es ohne dezente oder penetrante Werbemethoden nie schaffen, Massen von etwas zu überzeugen. Es braucht immer eine gewisse Konzentration der Gedanken oder besser Vorstellungen. Bilder müssen geschaffen werden, die sich einbrennen, die uns emotional berühren; eine Art „Schlag-Zeile“ oder ein „Königsargument“, welches viele mit „ins Boot“ holt und entsprechend positiv vermarktet wird. Das ist es, was es braucht. Wenn jemand eine sogenannte  „gute Idee“ hat, dann muss er zur Umsetzung sehr viele Menschen finden, die diese Idee auch gut finden! Aber schon in der Anfangsphase seiner Initiative wird er schnell merken, wie schwierig das ist! Wie viel Arbeit des Überzeugens steckt dahinter!

Viele sind sich einig, die Welt, so wie sie jetzt „funktioniert“, ist nicht gerade ein Musterbeispiel von Gerechtigkeit und Edelmut. Gewiss, manche bestreiten sogar dies. Diejenigen nun, die diese Einsicht aber haben, sind sich nicht einig, wenn es darum geht, etwas daran zu ändern. Das ist die Krux des ganzen „Umdenken“- Problems. Die Heilslösung sieht jeder aus einem anderen, oft ebenfalls nur persönlich erfahrenen, Blickwinkel. Und so bleibt sie, die Welt, halt weiterhin so, wie sie ist, wie sich die Sache nun einmal „eingespielt“ hat.

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

Selbst-Reflexion, was ist das eigentlich?

SelbstreflexionWenn man den Begriff Selbstreflexion hört, kann man sich berechtigterweise die Frage stellen, was das eigentlich bedeutet. Im Kontext der Psychologie meint es in der Regel dies: Zu beobachten, wie man reagiert, wie man handelt, wie man fühlt und denkt. Sich selbstkritisch in manchen Situationen in Frage stellen und die Gedanken, die man äußert, auf ihre Richtigkeit hin überprüfen. Es geht in erster Linie um Wahrheit, um richtiges, wahrheitsgetreues Denken und Wahrnehmen. Selbstreflexion in diesem Sinn, findet auf der Ebene der Gedanken statt. „Ist es wirklich richtig, dass ich dieses oder jenes gesagt, getan habe?“ –  „Habe ich diese Mitarbeiterin richtig behandelt, oder war ich zu streng mit ihr?“ – „War es falsch, dass ich mich aus der Gruppe zurückgezogen habe?“ usw.

Solche und ähnliche Fragen bilden den Inhalt der Reflexion auf sich selbst im psychologischen Zusammenhang. Es macht durchaus Sinn, die eigenen Taten und Gedanken, Emotionen und Gefühle immer wieder zu überprüfen und selbstkritisch zu hinterfragen. Wer dies tut, gewinnt im Laufe der Zeit Abstand zu gewissen Emotionen und bereichert damit gewiss sein Leben.  Die Gedanken, die ich mir dazu gemacht habe, gehen jedoch tiefer und sie berühren eine neue Schicht der Erfahrung.

Die Beurteilung und, je nach dem, Verurteilung, die Kritik an die selbst gebildeten Gedanken, ändern zwar den Standpunkt des Betrachters in mir, wenn ich die Selbstreflexion im psychologischen Kontext betrachte. Ich schreite sozusagen von meinem „Kind-Ich“ zum „Eltern-Ich“ in mir. Das Kind in mir hat etwas Unrealistisches oder Dummes gesagt oder getan. Nun kommt der strenge Vater in mir und verurteilt, oder bestraft sogar diese Tat, diese Gedanken. „So geht das aber nicht, mein Sohn! Bist du nicht ganz bei Trost…!“ Durch diesen Akt der Selbstbeurteilung fühle ich mich vielleicht wohler und bemühe mich, fortan, „vernünftiger“ zu sein. Mein „Vater-Ich“ geht nun erhaben, stolz und kontrolliert durch die Welt und verurteilt vielleicht alle, die sich so kindisch zeigen!

Das kann eine Weile gehen, aber das „Kind-Ich“, der kleine Ursli, regt sich halt von Zeit zu Zeit wieder in mir, bäumt sich auf und treibt schon bald wieder seinen Schabernack.  Es ist ein stetes Spiel in verschiedenen Rollen. Es sind kaum nur zwei solche Rollen. Die beiden erwähnten, und in der Transaktionsanalyse bekannten Rollen, sind aber dennoch beispielhaft und stellvertretend für viele vergleichbare Verhaltensmuster. Es können sich auch andere Teilselbste in uns aufbäumen und sich gegen wieder andere auflehnen oder sich gegenseitig bekämpfen. Was ich nie sehen werde auf der Gedankenebene ist die Herkunft und der Charakter dieser verschiedenen, in mir stattfindenden Auseinandersetzungen und Schlachten.

Da kommt meinetwegen das Eifersuchts-Ich plötzlich auf die Bühne. Meine Gedanken sind voll von Eifersucht. Sie werden gepackt und „übermannt“ von einer unsichtbaren und unbekannten Kraft, die mich plötzlich in Beschlag nimmt. Es gibt zwei Dinge, die im „Autopiloten“ meines Selbstes dann auftreten. Entweder ich werde mit Haut und Haaren von diesem „Gespenst“ der Eifersucht aufgesogen und vereinnahmt. Dann bin ich komplett verwoben und verhaftet mit diesen Gedanken und den Gefühlen, den Emotionen, die sich daraus bilden. Ich identifiziere mich als Selbst, als „Ich“ (oder besser als Ego), vollkommen mit diesem „Wesen der Eifersucht“. Oder es könnte sein, dass meine Entwicklung, meine Lebensschule so weit fortgeschritten ist, dass ich dieses „Wesen Eifersucht“ schon im Stadium der Entstehung erkenne und ihm gegenübertrete. Jetzt komm vielleicht wieder eine Art „Vernunft-Ich“ auf den Plan. Es flüstert mir ins Ohr: „Schau, jetzt bist du doch schon ein alter Mann, hast schon so viel Tragisches erlebt, da wird dich dieses Gefühl doch nicht so schnell erschüttern! Sei stark! Sei ein Mann und stelle dich ihm, du bist doch kein Warmduscher…!“

Aber wie schon vorher, stellt sich nun dem einen Gefühl, der einen Emotion, lediglich eine andere entgegen. Dies kann ganz verschiedene Facetten haben. Schlimmer wäre es, wenn es kein solch „vernünftiges“ Ich wäre, sondern vielleicht ein „Rache-Ich“, welches auf den Plan tritt und mich von neuem vereinnahmt. Nur eben von einer anderen Seite! Mag sein, dass es mich sogar soweit treibt, dass ich eine kriminelle Handlung begehe. Statt Eifersucht, Rache, Neid, Hass, Missgunst, Trauer usw. ließen sich hunderte von anderen Emotionen, Gefühlen aufführen, die so interagieren. Alle fordern zur gegebenen Stunde ihren Tribut. Beim einen Menschen sind diese stärker und jene Reaktionen folgen darauf. Beim anderen Menschen wiederum sind andere stärker usw.

Diese ganzen Kämpfe finden in uns selber statt. Und je nachdem, welche Erlebnisse und Erfahrungen wir im Leben durchgemacht haben, konstituieren wir unterschiedliche Teilselbste in uns. Bei der „normalen“ Selbstreflexion, wie ich sie oben kurz skizziert habe, kommen wir lediglich immer wieder „vom Regen in die Traufe“, wie man so schön sagt. Aus der emotionalen Dynamik aber kommen wir nicht heraus! Dazu braucht es nochmal einen anderen, inneren Standpunkt. Und dieser Standpunkt muss außerhalb des Denkens sein! Es ist die wache Präsenz, die Aufmerksamkeit und Achtsamkeit im Menschen, die, nun ohne Beurteilung, ohne Vorurteile und ohne Kritik (denn dies sind alles nur immer wieder NEUE GEDANKEN!) auf einer anderen, tieferen  Ebene lebt.

Das ist der Grundansatz meiner Gedanken im gleichnamigen Buch. In diesem Sinn ist die Selbst-Reflexion gemeint. Deshalb habe ich diese zwei Wörter auch auseinander genommen, weil mit Selbst, ein identifiziertes, verhaftetes Ich gemeint ist, welches reflektiert wird. Im Grunde genommen wird es beobachtet, nicht reflektiert. Aber der Begriff Selbstreflexion ist heute in der anderen Art und Weise so bekannt und „eingebürgert“, dass es wenig Sinn macht, schon von einem höheren Standpunkt auszugehen… Es bedeutet letztlich, diese Anteile in sich nicht zu bekämpfen und zu verdrängen, sondern es geht um deren Integration. Denn im Akt des Erkennens verlieren sie ihre Wirkung. Sie haben den „Herrn im Haus“ ekannt…

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie…

Schon wieder ein neuer „Rat-Geber“!

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Es gibt doch schon so viele Ratgeber, Sach- und Fachbücher! Da kommt einem schon manchmal das grosse Gähnen. Und jetzt kommst du und preist deins auch noch der Welt an. Eines mehr. Eines von tausenden und abertausenden von Büchern. Unermesslich viele. Warum soll man denn jetzt ausgerechnet dieses hier lesen!? Muss das denn sein?

Von „Wie erhöhe ich auf Kosten anderer erfolgreich meinen Aktienkurs?“ bis hin zu „Wie werde ich schnell und schmerzlos glücklich?“, alles ist vorhanden. Was gibt es nicht alles für Botschaften, die für eine bessere Welt plädieren, wenn auch oft für deine persönliche bessere Welt! Was willst denn du für eine Botschaft vermitteln? Was bringt dein Buch, deine Gedanken neues, was andere nicht bringen?

Zugegeben, eigentlich, wenn ich ehrlich bin, geht es mir fast ebenso und ich verhalte mich sehr schnell auch genau so, wenn ich einem neuen Buch begegne, was mir ein anderer anpreisen will. Nämlich mit Ablehnung und diesem: nein, nicht schon wieder! Ist doch eigentlich eine trostlose Sache!  Auch ich bin schnell mit meinem Urteil parat, wenn ich vor einer Flut von Informationen stehe und „den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehe“. Das heisst ja nichts anderes, als das „Ganze“ zu verlieren, im Anblick an die vielen Teilheiten, Informationen und Details.

Vielleicht ist dies eben genau der Grund, weshalb ich mir die Mühe genommen habe, selbst ein Buch zu schreiben?

Den Blick von der tausendfachen und unerschöpflichen Aussenwelt, der Welt der Formen, ab-, und zu mir selbst hin zu wenden… Erst so bin ich letztlich fähig, zu erkennen, woraus ich mein eigenes Urteil überhaupt bilde, woher sie kommen, welchen Grund sie haben, diese Bewertungen. Wer spricht, wenn ich „Ich“ sage… Das heisst, in welcher Kompetenz spricht dieses Ich (ich). Wer ist es in mir, der urteilt? Ich, als Weltenbürger mit all meinen angesammelten Titeln, Zeugnissen und Anerkennungen? Der „Besitzer“ eines Mercedes, Toyotas oder meinetwegen auch eines Fahrrades (wie in meinem Fall), eines Hauses, der Familie mit Kindern und tausenden von anderen Dingen? „Ich“ mit meinem Wissens- und Erfahrungsschatz, meinen Vorstellungen, die ich (vielleicht sehr erfolgreich) daraus gebildet habe und all den geschaffenen persönlichen hieraus entspringenden Vorurteilen und Denkmustern. „Ich“, mit all diesen – pardon, „Einschränkungen“? Ist das alles? Soll das alles gewesen sein? Und bin womöglich trotzdem unglücklich? Aktienkurs oben, Glück unten?

Dieses Ich (ich-es), ist/sind die Kernfrage(n) meines Buches und meiner Gedanken. Und dann eben die daraus gefundene Erkenntnis, dass es jenseits dieser Welt eine andere Ebene gibt, eine andere „Dimension“, die ich aber genau darum nicht erkenne, weil ich verwoben, verhaftet bin mit der Gedankenebene, die mich „entführt“ in die Abgründe (oder Höhenflüge) ihrer Inhalte. Und die ich eben wegen der Identifikation mit ihr nicht wahrnehmen kann/will…

Das Erleben dieser anderen Dimension kann erfahren werden. Ich habe es erlebt, es ist mir Gewissheit geworden… Nun ja, lesen kann man viel darüber: sie wird und wurde eigentlich von allen (wirklichen) Erkenntnislehrern der Vergangenheit und Gegenwart verkündet. Sie bildet zum Beispiel den Inhalt des ersten Kapitels bei Rudolf Steiners, über die Grenzen der Anthroposophie hinaus bekannten und anerkannten Buches, „Wie erlangt man Erkenntnisse höherer Welten“.

Der Kern dieser Erfahrung ist das Erleben des Gegenwartsbewusstseins. Und dieses kann nur in der Selbstbeobachtung erkundet, vielleicht besser erlebt, werden. „Selbstreflexion“, ein Begriff, den ich bewusst im Titel meines Buches gewählt habe, mag etwas moderner klingen als Selbstbeobachtung. Es ist eigentlich der einzige  Grund, warum ich ihn gewählt habe. Auch der Hintergedanke, dass ich nicht gleich in die Esoterikecke gedrückt werden möchte, spielt dabei eine Rolle. Nicht weil ich glaube, dass Esoterik etwas Schlechtes sei, sondern viel mehr, weil mir ebendiese erwähnten Vorurteile spirituellen Themen gegenüber, so prägend erscheinen. Und dies allein kann für viele schon ein Hinderungsgrund für diese, wichtigste Erfahrung des Lebens, sein. Aber gerade jene wollte ich damit ansprechen, weil ich glaube, dass diese ewigen „Grabenkämpfe“ langsam überwunden werden sollten in einer Zeit, wo bereits die moderne Wissenschaft an die Türen eines „Jenseits“ klopft.

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie…

Unser Lebensscript

weilrheinDie Gedanken-Identifikation ist ein Hauptmerkmal des „gebundenen Ich“. Sie ist der prägende Faktor im «Es-Zustand». „Identifikationsmodule“, die man sich im Laufe eines Lebens aneignet, angefangen bei der Bindung mit der weiteren und engeren Umgebung, der eigentlichen «Heimat», bilden die Muster für die Themen des Lebensscripts. 

Wir identifizieren uns kontinental als Europäer, ferner als als Angehörige eines Landes. Die Identifikationsstärke hängt von der emotionalen und gedanklichen Verbundenheit, die wir in dieser Umgebung erbringen, ab. Vom Bundesland hin zur Wohngemeinde, dem Quartier, der Straße, des Hauses, in dem wir wohnen, bis hin zum eigenen Körper: Sie bilden weitere, immer enger werdende Identifikationsmuster.

Und, last but not least, die Identität des Geschlechtes, des Zeitgeistes, der Sittenkonventionen, der Bildung; sie alle sind weitere prägende Faktoren und schaffen an der subjektiven Anlage der gebundenen Persönlichkeit. Aus diesen Anlagen gehen die Triebfedern für unsere Willensimpulse und deren Handlungsmotive hervor. Aus den gesammelten Erfahrungen des Lebens entstehen immer wieder neue, passive Vorstellungen und Begriffsinhalte, welche ihrerseits erneuten Einfluss auf unseren Willen nehmen. Daraus gehen neue Zielvorstellungen und neue Motive hervor.
Für die meisten Menschen ist diese Identifikation «lebensnotwendig». Anders herum ist der Verlust dieser Identitäten mitunter lebensbedrohlich. Identifikationen sind der prägende Aspekt des Heimatgefühls, eines Wohlbefindens, des familiären Zusammenhanges und vielem mehr. Gleichzeitig ist es aber immer auch ein Zustand der Ausgrenzung! Jede Familie, jedes Volk, jede parteiliche Genossenschaft, kurz alles, was sich sippenmässig zusammenrottet, bildet gleichzeitig einen Antipoden, eine polarisierende Außenwelt zu andersdenkenden, zum Fremden, den eigenen Gewohnheiten und Bräuchen entgegenstehenden. Es entsteht Konfrontation, Abgrenzung gegen das Andersartige und Ungewohnte! Wenn wir uns umgekehrt ständig erniedrigen und meinen, wir seien ja nichts als erbärmliche Würmchen im Vergleich zum Universum, dann identifizieren wir uns in der Tat mit dem Kleinsten in uns, dem gebundenen Ich. Denn dieses gebundene «Es-Ich» ist klein und erbärmlich. Es ist ein Würmchen im Vergleich zum Universum! Aber sind wir nur dieses Würmchen? Wer so denkt, der erlebt den absoluten und größten aller Tode, den man sich je vorstellen kann. Es gibt für ihn kein Vorher und kein Nachher. Aber der Tod, von dem wir immer sprechen, vor dem wir so unendliche Angst haben, dieser Tod ist nichts anderes als der Tod des gebundenen Ich in uns. Das kleine ich ist Körper und alles, was durch die Identifikationen mit diesem zusammenhängt! Wer sagt: gewiss, der Tod sei ja absolut, der kennt nur ein Ich und das ist das kleine, welches in seinem «Ego-Tunnel» lebt. Er ist letztlich vor allem mit dieser Vorstellung identifiziert. Entsprechend hart wird der Bruch – sprich Tod – in das «Nichts» danach! Der identifizierte Mensch ist immer das, was er sich vorstellt! Die Beschäftigung mit dem Vergänglichen und mit dem eigenen Tod muss früh genug erfolgen, nicht erst in den letzten Lebensstunden. Dadurch wird alles einfacher. Identifikation heißt aber auch, dass ein Teil meiner Persönlichkeit, meines Identitätsgefühls, meiner Daseinsberechtigung immer von einer äußeren Zugehörigkeit abhängt. Bei jeder Identifikation ist eine Abhängigkeit als Grundemotion zu erkennen, welche etwas Zwingendes und Unausweichliches in unsere Handlungen bringt. Im Laufe des Lebens kommen weitere Verbindlichkeiten dazu. Wir treten Vereinen bei, politischen Parteien, religiösen oder kulturellen Strömungen und so weiter. Alle Arten von Prinzipien, ob «gute» oder «schlechte» (Bio Freak oder Bier-Freak) sind Identifikationsfaktoren, welche die Persönlichkeit des gebundenen Ich an etwas Äußeres fesseln will.

Der beste Kenner solcher Gesetzmäßigkeiten auf der Formebene ist die Werbeindustrie! In kaum einem anderen Feld wird die Schaffung neuer Identitätsbindungen durch Vorstellungen so resolut und so wirkungsvoll getätigt wie bei guter Werbung. Würden die Mechanismen nicht in der hier dargestellten Weise ablaufen, die Werbebranche hätte keine Chance, ihre Produkte allein durch die Schaffung von Bildern und Texten an die Käufer zu bringen! Nicht einmal der Aufdruck: «Kann tödlich sein» tut dem Kauferfolg dabei offensichtlich Abbruch. Nur durch unsere enge Verbindung, die wir zu eigenen Gedankenmodellen und Bildern haben, werden die Produktanpreisungen in dieser Weise auf uns einwirken können. Sie führen unmittelbar zum Erfolg und in die Handlung (sprich Kauf) des Kunden. Am Beispiel der Firma Apple wird dokumentiert, wie einfaches Design zusammen mit guter Technik und durch genialen Werbemethoden zusammen mit einem eingängigen Branding aufbereitet, die breiten Massen euphorisiert! Marketingstrategien dieser Art kennen die Bedingungen ihrer Kundschaft und deren Verhaftungspotential mit dem Form-Ich sehr gut. Auch wenn das Produkt «objektiv gut oder schlecht» ist, die Wirkung bleibt davon unabhängig und unumstritten.

Form-Ich-Identifikation bedeutet immer in gewissem Sinne Unfreiheit. Mein gebundenes Form-Ich grenzt sich immer gegen das andere Form-Ich ab und bildet eine in sich geschlossene Glocke.
Dadurch ist zwangsläufig eine Einschränkung in der Kommunikation gegeben. Wo das gebundene Ich tätig ist, da herrscht Identifikation mit der äußeren Welt – zu welcher eben auch fixe Vorstellungen gehören – und da ist keine Freiheit möglich. Identifikationen sind genau genommen nur Illusionen, Maya. Sie haben keinen realen Bezug zu der Welt, sondern sind passive und fixierte Gebilde, verfestigte Konstruktionen unseres personifizierten Es, welches wir nach außen projizieren. Gedanken haben großes Potential für die menschliche Entwicklung wenn sie fließend, wandelbar und aktiv bleiben. Die Tendenz, die Gedanken zu zementieren ist fest in unseren Köpfen
verankert. Dogmatismus ist verhärtete wissenschaftliche Gesinnung. Gedanken sind lebendige, fließende Kraftströme, welche in ihrem Wesen leicht und flüchtig sind. Allein die Tatsache, wie viele Meinungsänderungen normalerweise in einem Leben stattfinden (könnten), zeigt diese Beweglichkeit auf. Jede Identifikation ist eine Abgrenzung um den freien Kern des wahren Selbst, Behinderungen auf dem Weg zu sich selbst. So gesehen sind wir alle «ein bisschen behindert». Identifikationen müssen über das Denken aufgelöst werden. Das Denken überlistet sich im Akt der Selbsterkenntnis! Sie ist der Ausgangspunkt zu aller Veränderung auf dem Weg zur Freiheit. Wenn man sämtliche Bindungen abbrechen würde, um Identifikationen loszuwerden, fände man sich schnell in einer neuen Verhaftung. Denn jedes neue Prinzip löst zwar ein altes auf, schafft jedoch gern immer wieder ein Neues. Dieser stete Kreislauf muss durchbrochen werden.

Mit dem Lösen von äußeren Verbindungen ist das Grundproblem indessen nicht behoben. Man kann auch nicht die Verbundenheit mit der Heimat oder der Familie einfach kappen. Das Auflösen von Verhaftungen ist nicht ein langsamer und mühseliger Prozess über Jahre hinweg. Es ist nicht ein gänzlich frustrierender Ablösungskampf von allen Bindungen, oder der Übergang zu einem asketischen Lebensstil. Einzig das achtsame Erleben im Jetzt, löst uns von jeder Abhängigkeit! Dieser Akt ist jederzeit möglich! Das Beobachten des Denkstromes verändert die Bewusstseins-Perspektive. Sie ist eine Grundforderung unserer Zeit. Bleiben Sie überall dabei!

Gehen Sie weiterhin an die Parteiversammlungen oder zum Fußballspiel, trinken Sie weiterhin das Bierchen oder einen guten Wein mit einem Freund und genießen Sie auch fortan die schönen Annehmlichkeiten des Lebens! Es muss nichts weggeschafft werden. Etwas Neues muss dazukommen! Und davon schreibe ich die ganze Zeit in diesem Buch! Die Lösung von Verhaftungen hat vor allen Dingen mit Bewusstsein zu tun. Alles Weitere wird sich von alleine ergeben! Freude haben am schönen Spiel auf der einen Seite oder sich aufzureiben, wenn die heimische Mannschaft ihr Spiel verliert, sind zwei verschiedene Dinge! Hier werden die Abhängigkeiten sichtbar! Schauen Sie sie an! Viele Dinge werden sich dennoch, fast von selbst, verändern im Leben. Nur geschieht dies nicht mit dem Verstand, sondern es ergibt sich von alleine, etwa so, wie der Nebel sich plötzlich am Sonnenlicht aufzulösen beginnt.
Dann wird ganz bestimmt niemand dem Nebel nachtrauern.

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft?

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