Die Lösung aller Probleme


Gibt es generelle Lösungen?

Die Lösung eines umfassenden Problems ist sozusagen auch die Er-Lösung. Sie ist gleichzusetzen mit dem Ende des Druckes, der durch das Problem entsteht oder entstanden ist. Bei einer mathematischen Aufgabe haben Lösungen einen punktuellen Charakter. Man könnte das Problem als eine Art Knoten bezeichnen, der „entwickelt“ werden muss. Das ist der tiefere Sinn jeder Entwicklung!

Mathematische Probleme sind nicht an Emotionen gebunden. Das heißt, ihre Lösung ist keine emotionale Fragestellung, sondern eine rein faktische, objektive. Auch wenn man durchaus verzweifeln kann an einer Aufgabenstellung, so hat dieser Zweifel nichts unmittelbar mit der Lösung zu tun. Die Problemstellung ist im mathematischen Bereich an objektive, rein sachliche und nüchterne Logik gebunden.

Lösungen im Lebendigen

Anders verhält es sich mit Lösungen, die aus dem Leben heraus entstehen. Probleme, die sich aus falschen oder idealistischen (was dasselbe sein kann!) politischen oder persönlichen Konzepten ergeben, können nie auf mathematische Modelle heruntergebrochen werden. Die Verwicklungen, die aus solchen Konzepten heraus entstehen, können sehr komplex sein. Je tiefer die fehlgeleiteten Entscheidungen sind, die auf solchen idealisierten Konzepten beruhen, beziehungsweise in das Leben eingreifen, umso komplexere Verknotungen entstehen daraus. Der ursprüngliche Ausgangspunkt entfernt sich immer mehr aus dem Bewusstsein der Beteiligten. Das wiederum verstärkt die Komplexität und verhindert dadurch effektive und nachhaltige Lösungsansätze. Dies bewusst zu steuern, könnte systematisch ausgenutzt werden, um Verwirrung und Chaos, Spaltung und Kriege zu sähen. Das nenne ich „dämonisch“. So werden generelle Lösungen erfolgreich verhindert.

Grundsätzlich ist auch das eigene Leben, mit der Industrialisierung im Laufe der letzten Jahrhunderte, ein sich zunehmend verknotender Prozess geworden. Die Abwendung vom Wesentlichen erfolgt heute mit zunehmendem Alter fast automatisch. Dadurch werden Lösungsfindungen komplexer und schwieriger. Der grundsätzliche Ansatz der materialistischen und technokratischen Denkweise unserer Gesellschaft, verstärkt diese Tendenz. Darin zeigt sich die Bemühung, alles aufzugliedern in möglichst kleinste Einheiten. Was in der Wissenschaft schon lange etabliert ist, steuert das moderne Bewusstsein auch in Lebensfragen hin zur Spaltung.

Wie kommt man im Lebendigen zu echten Lösungen?

Generell haben Problemlösungen im Lebendigen keinen punktuellen Charakter, wie dies in der Mathematik der Fall ist. Lösungen dieser Art, müssen aus dem Leben selbst heraus wieder gefunden werden. Gefragt ist ein Prozess der Rückorientierung an das Wesentliche. Das Eindringen in immer noch komplexere Strukturen vertieft die Problemlösung, wickelt sie ein, anstatt sie zu entwickeln. Auf diese Weise können zwar viele Detaillösungen gefunden werden, Einzelerkenntnisse, die aber immer weiter wegrücken vom eigentlichen Kern, Wesen, von der Ganzheit und somit vom Leben. Leben ist immer ein ganzheitlicher Prozess! Es ist keine Maschine, deren Teile repariert werden können, um so wieder zu funktionieren. 

Auch das Klima ist ein ganzheitlicher Prozess aus dem lebenden Organismus der Erde (nicht des „Planeten“!) heraus. Niemals wird man durch die technische Beeinflussung von Einzelteilen, einen nachhaltigen Einfluss darauf gewinnen können! Insofern ist die Diskussion um den menschengemachten Klimawandel irreführend. Leben ist, wie das Klima als dessen Ausdruck, immer im Wandel!

Das gleiche gilt für die Medizin. Ob Viren oder dergleichen „bekämpft“ (Achtung Kriegsretorik!) werden, muss immer im Kontext des Lebens beurteilt werden. Und für das Leben an sich spielen die kleinsten Mikroben zwar durchaus eine Rolle, bleiben aber immer ein Teil des Ganzen! Sie sind somit von diesem Ganzen anhängig. Der Ansatz muss also bei dessen Problemlösung vom Lebendigen aus geschehen, sozusagen von „oben herab“, nicht vom Teil, von „unten herauf“.
Das muss begriffen werden. Die Lösung kann niemals die Ausrottung der Mikrobe sein! Das ist ein maschineller Ansatz.

Das materialistische Weltbild hat uns die Erkenntnis des Lebendigen ganz gehörig ausgetrieben!

Selbst sogenannte spirituell orientierte Menschen haben sich davon beeinflussen lassen. Um Probleme im Lebendigen zu lösen, müssen sie auch dort erfasst werden. Das bedeutet, dass man wieder lernt, das Leben bewusst zu erkennen. Dazu sind neue Organe notwendig. Die reinen Sinnesorgane sind dafür nicht geeignet. Sie wurden durch die materialistische Erziehung der letzten Jahrzehnte massiv ausgetrocknet. Spiritualität bedeutet in erster Linie eine Schulung dieser „neuen Organe“. Sie erschöpft sich nicht im bloß spirituellem Wissen. Bleibt dies ein Wissen ohne persönliche Schulung und Entwicklung des Bewusstseins, dann kehrt sie sich bald in ihr Gegenteil. Von Lösungen im umfassenden Sinn kann dann nicht mehr gesprochen werden.

Die aktuellen Ereignisse mit der WHO und OneHealth, im Zusammenhang mit dem neuen Pandemievertrag, der ausgearbeitet wird (2023), machen erst recht sichtbar (und für jeden spürbar), mit welchen Konsequenzen am Beispiel der Medizin sich die Menschheit künftig auseinandersetzen muss, wenn sie sich (unbesonnen und blind) darauf einlässt. Das Schaffen von Abhängigkeiten unter dem Vorwand einer Pseudogemeinschaft und Pseudosolidarität, ist ein massiver Eingriff für die individuelle Freiheit jedes Einzelnen und ein Angriff auf eine lebendige Entwicklung des eigenen Lebensauftrags des Menschen.

Die grosse Entscheidung

Aufwachprozesse aus einem materialistisch-technokratischen Weltbild

Von Urs Weth

In diesem Buch möchte ich viele Aspekte aufzeigen, die tiefer einzudringen versuchen in eine grössere Welt als es jene ist, die wir nur mit unseren dogmatischen Vor-Stellungen erreichen können! Es gilt um-zu-denken. Nicht nur «quer» soll gedacht werden, sondern umsichtig, weitsichtig! Die grosse Entscheidung ist die Entscheidung darüber, ob wir unseren wahren, geistigen Ursprung fortan leugnen wollen zugunsten eines materiellen «Scheinparadieses» – oder ob wir es schaffen, wieder ganz Mensch zu werden: ein Mensch, der sich nicht von der Kleinlichkeit des materialistischen Denkens unterkriegen lässt und der über sich, als rein materiell-gedachtes Wesen, hinauszuwachsen im Stande ist!

Das dahinterliegende Weltbild

Der erste Schritt zur Beurteilung einer Krise wie der gegenwärtigen, ist es, das dahinterliegende Weltbild zu durchschauen, welches einer entsprechenden Wissenschaftstheorie und ihrer Geschichte zugrunde liegt. Man muss erkennen, dass es sich um ein technokratisch-materialistisches und deterministisches Weltbild handelt, dem seit einigen Jahrhunderten bereits gehuldigt wird. Der Mensch wird nicht mehr als ein lebendiges, seelisch-geistiges Wesen betrachtet, sondern als eine Art pseudomoralische Bio-Maschine. Diese materialistische Wissenschaft wurde zur neuen Religion erhoben und einige ihrer Vertreter zu den neuen Priestern der Menschheit. Francis Bacons[i] Ideal hat sich nicht nur verwirklicht, sondern wurde auf die Spitze getrieben mit einer Art ranghoher Priesterschaft des (materialistischen) Wissenschaftlers, die er einführen wollte.

Man macht heute in der Medizin potenziell jeden Menschen zu einem Kranken. Man vergisst Begriffe wie Resilienz oder Immunität, weil sie materiell nicht erklärt werden können und monetär kaum beeinflussbar sind. Man verschreibt jedem Menschen auf dieser Welt eine einzige Therapie, und zwar alternativlos, wie die gegenwärtige Krise zeigt: Tests, Masken, Quarantäne, Impfung. – Menschen, die sich nur wenig darum gekümmert haben in ihrem Leben, sich Fragen zu stellen wie: Wo komme ich her? Was ist der Sinn meines Lebens? Was ist der Mensch als Wesen? … Solche Menschen werden es sehr schwer haben, die gegenwärtige Lage, in der wir stecken, zu durchschauen und aus einer wirklichkeitsgetreuen Erkenntnis heraus zu handeln. Sie sind Getriebene, die sich nur danach ausrichten, das zu tun, was man ihnen eingetrichtert hat. So wurden sie konditioniert und sozialisiert. Sie haben gelernt, aus diesem antrainierten Wissen heraus zu wirken und zu handeln. Das ist der Weg zu ihrer Konformität. Man muss sich selbst immer wieder hinterfragen, ob man dem nicht in gleicher Weise unterlegen ist! Insofern möchte ich hier nicht von «den anderen» sprechen, «die es einfach nicht kapiert haben», sondern generell über eine Fähigkeit, die uns dahin bringt, uns selbst einzuordnen in diesem Erkenntnisprozess! Dieser erste Schritt muss getan werden: das Erkennen der Lage aus einer anderen Perspektive als der dogmatischen und konditionierten, antrainierten Konformität unseres Alltagsbewusstseins. Es muss ein Schritt aus sich selbst heraus getan werden, hinein in die «Beobachtung des Denkens» (Philosophie der Freiheit). Nur so wird man künftig auch neue Wege finden, die nicht immer wieder in den gleichen Abgrund führen.

Betrachtet man gewisse manipulative «Techniken» einmal ausserhalb des Gut-Böse-Kontextes, ganz neutral, dann stösst man auf verschiedene Modelle, die alle dasselbe Motiv zugrunde legen: Die Machtkonzentration und Übervorteilung dessen, der sich ihrer bedient auf Kosten anderer. Meistens wird dies als Wettbewerb im sozial-darwinistischen Sinne aufgefasst. Und viele Mitstreiter gehen davon aus, dass dieses Vorgehen legitim sei, weil es der andere genauso tut. Das sei, so meint man, die natürliche Selektion; das Recht des Stärkeren und Klügeren gegenüber den «Schwächeren». Wenn der Mitbewerber Mittel und Wege anwendet, um sich auf dem Markt zu übervorteilen, dann tue er dasselbe und dies womöglich noch besser und noch cleverer als sein Konkurrent.

Wir erkennen darin das wahrhaft «Böse», dem wir jeden Trug und Schein entnehmen möchten. Unser persönliches, selbst geschaffenes Idealbild von Moral allein genügt da bei Weitem nicht aus. Gewiss kann es eine Hilfe sein, ein Trittbrett, eine Leiter, die uns, wenn wir die Wahrheit etappenweise erringen möchten, von Stufe zu Stufe führt, um so letztlich an diesem «Gutort», den wir «Wahrheit» nennen, anzukommen. Aber was ist, wenn wir unverhofft an einem «schlechten Ort» gelandet sind und es erst dann bemerken, wenn wir dort angekommen sind? Das ist wundervoll dargestellt in einem kleinen Zeichentrickfilm[ii] von Walt Disney aus den letzten Jahren des 2. Weltkriegs. Aus diesem Kontext heraus wurde er geschaffen. Aber er könnte auch ganz gut in die heutige Zeit passen!

Eine kleine Erzählung

In einem kleinen Dörfchen auf dem idyllischen Lande lebte eine ganze Sippschaft von Hühnern zusammen mit dem Hahn «Hacki». Das Dorf ist umgeben von hohen Bretterwänden. Diese sind für den Fuchs unüberbrückbar. Weil er aber so gerne Hühner frisst, denkt er sich eine List aus, wie er es trotzdem schaffen würde, sich Zutritt zu verschaffen in das Dorf. Dort herrscht ein munteres Treiben unterschiedlicher Hühnercharaktere. Alle leben in mehr oder weniger grossem Frieden beisammen und gackern dies und das wenn der Tag lang ist. Es gibt das eine oder andere kleine Problemchen zu betratschen, weiter nichts. – Nun tritt der Fuchs auf. Er denkt still vor sich hin, durch ein Loch in der Bretterwand spähend: «Hm. Es gibt mehrere Methoden, um ein Huhn zu rupfen» – «Ich bin doch nicht umsonst ein Fuchs! Und warum soll ich nur ein Huhn kriegen, wenn ich alle schnappen kann!? – Nur ein bisschen Psychologie braucht man dazu!», meint er listig-vergnügt. – Also liest er aus seinem dicken Buch,

Zitat: «Um die Masse zu manipulieren, muss man bei den Dümmsten ansetzen!»

«Aha!», sagt er sich. Und schon hat er auch den Dümmsten ausgemacht und bezirzt ihn durch eine Ritze mit grausig-hohler Stimme und etwas Zigarrenrauch, um das Ganze optisch zu untermalen! Gleichzeitig lässt er von oben an der Mauer ein blaues Stück Holz mit einem draufgemalten gelben Sternchen herunterfallen, dass er einem Astrologen geklaut hatte. Was gilt es jetzt zu tun? Lasst mal sehen. Was steht denn im Buch?

Zitat: «Wenn du ihm was vorlegst, sei nicht zaghaft, sondern lüge ihm die Hucke voll!».

Und so liess sich der Fuchs eine kleine Geschichte einfallen und trug sie theatralisch vor mit den Worten: «Achtung, hier spricht die Vorsehung; der Himmel stürzt ein! Du hast gerade ein Stück davon abgekriegt». Aus der Angst heraus rennt «Klein Hühnchen», das ist der «Dümmste», nun um sein Leben. Er beschwatzt seine Kumpanen stotternd und aufgeregt: «Hilfe! Hilfe! Der Himmel stürzt ein!». Die Hühner sind jetzt in grosser Aufregung und rennen wie wild herum: «Oh Gott, der Himmel stürzt ein! Wir werden alle sterben!» schreien sie. Aber einer von ihnen, Hacki der Hahn, lacht nur und meint gelassen: «Haha, der Himmel stürzt ein? Dass ich nicht lache, das ist doch nur ein kleines Stück Holz, Klein Hühnchen!». Der Fuchs sieht das und meint beleidigt: «Na warte, diesem Schlaumeier werd ichs gleich zeigen!» Und er schlägt erneut sein dickes Psychologiebuch auf und liest dort,

Zitat: «Untergrabe das Vertrauen in ihre Anführer!»

«Oho!». Nun verkleidet er sich und verstellt seine Stimme in den Gackerrunden der Hühner, die er belauscht um sich dann in ihr Gespräch einmischend zu schmeicheln: «Aber schaut, was, wenn er sich irrt!? Dann sind wir alle tot!!». Dies und mehr Derartiges haucht er mit hoher, krächzender Stimme ein. – Und das wilde Durcheinander beginnt von vorn. Der Fuchs doppelt, vom Erfolg befeuert, gleich nach: «Wir sind doch nicht dumm, Hacki der Hahn redet nur dummes Zeug! Wir können doch allein beurteilen, ob der Himmel einstürzt!?» – Wieder aus einer anderen Ecke durch ein Loch tönt es aus dem Mund des Fuchses, der sich quirlig von Loch zu Loch bewegt, diesmal mit verpennter Stimme: «He, he, Leute, Hacki der Hahn hängt neuerdings an der Flasche! – Hups!» Und schon macht das Gerücht die Runde. Grosse Aufregung im Hühnerdorf: «He, wisst ihr schon das neueste von Hacki? Er hat einen Riss in der Schale!» Und so geht es munter weiter. Panik wird geschürt. Alle schreien: «Hacki ist nicht mehr länger unser Hahn im Korb! Wir glauben dir nichts mehr, Hacki!» Aber der Fuchs legt noch einen nach. Er liest in seinem psychologischen Buch weiter.

Zitat: «Durch Schmeicheleien schafft man es, dass sich unbedeutende Leute für eine Führungspersönlichkeit halten.»

Und er schleicht sich wieder zu «Klein Hühnchen» hin und flüstert ihm ein: «Das ist deine Chance, mein Held! Höre! Du bist der geborene Anführer!» Und «Klein Hühnchen» bäumt sich mächtig auf, stellt sich vor das Hühnervolk und schreit: «Hört alle mal her! Ich bin jetzt euer neuer Anführer und sag euch, was zu tun ist!» Hacki schreit noch von hinten: «Hört nicht auf diesen Grünschnabel, der Himmel stürzt nicht ein!» – «Und ich sage euch, er stürzt ein!». Mutig doppelt «Klein Hühnchen» nach: «Und er stürzt ein!!». Und so geht das Hin- und Her. Oben auf der Mauer steht der Fuchs. Er schmeisst Hacki ein zweites blaues Brett mit gelbem Stern an den Kopf, just in dem Moment, wo dieser lacht! Nun ist kein Halten mehr! Die ganze Hühnerbande fleht «Klein Hühnchen» an, es solle ihnen sagen, was nun zu tun sei! Hinter dem Loch der Bretterwand flüstert der Fuchs ihm zu: «Sag allen: Lauft in die Höhle!!» – Und schon schreit es «Klein Hühnchen» in den Hühnerhaufen hinaus: «Alle in die Höhle! Alle in die Höhle!» Und schon rennen alle zum Tor, öffnen es und rennen, was das Zeug hält um ihr Leben, geradewegs in die Höhle. Diese befindet sich ausserhalb des geschützten Dorfes. «Es ist angerichtet», schlabbert der Fuchs nun mit grossem Behagen. Er bindet sich ein Tuch um den Hals und tritt ein. Der Rest dürfte sich ergeben …

Das Ideal muss zum Erlebnis werden

Das ist die Ironie der Geschichte: Alle rennen um ihr «Leben» – um es zu verlieren! Sie rennen um ihr Leben, um ins Verderben zu gelangen! Darin zeigt sich deutlich die Problematik, die ich vorher angedeutet habe. Wenn man die Wahrheit erkennen will, muss das Ideal zum Erlebnis werden. Auf der «kognitiven Ebene» konnte die Hühnerbande nicht zum Guten finden. Das Erleben müsste auf einer höheren Ebene stattfinden, nicht auf der unteren, bloss emotionalen. Zumal diese keinen festen, eigenen Boden hat, sondern von aussen «zugeraunt» wurde!

Die Frage nach dem «Guten» rein «objektiv» beantworten zu wollen, ist meines Erachtens weit danebengegriffen, trotz der Klarheit der Geschichte. Ist der Fuchs nun der «Böse»? Verkörpert er das «Böse»? So würde es sich für jeden selbstverständlich ergeben. Und so werden auch Märchen aufgebaut. Nur dort werden die Geschichten oft verkleidet dargestellt. Hinter den Tiergestalten wird das Menschliche im übertragenen Sinn ausgedrückt. Was für das Tierreich normal ist, ist es für die Menschen nicht. Man könnte für beide Seiten immer so argumentieren, dass sie nur das Beste für ihre Mitmenschen wollen. «Klein Hühnchen» wollte das Beste, «Hacki» wollte das Beste. Die ersten sagen, sie möchten aufzeigen, dass sich hinter dem vermeintlich «Bösen» eine grosse Illusion verbirgt, von der wir uns befreien müssen (Philosophie des «Hacki»). Sie erachten es als ihre «heilige» Aufgabe, den Mitmenschen davon zu erlösen, dies zu glauben. – Die andere Seite möchte zwar nicht helfen, diese zu «bekehren» und sie von der Bösartigkeit zu überzeugen. Das tun sie eben gerade nicht, weil sie in der Illusion verhaftet sind; sie würden sich schwertun, evidente Argumente dafür zu finden. Vielmehr sehen sie in dem «Verweigerer Hacki» eine grosse Gefahr für die Mitmenschen. Und weil dieser «Idiot» sowieso nicht einsichtig sei, müsse man mit restriktiven Massnahmen gegen ihn ankämpfen, ihn verleumden, schlecht reden. Das alles sei gerechtfertigt, um diesen Verrückten zur Strecke zu bringen. – Geht man in sich hinein und horcht mit einem empathischen Mitgefühl für das allgemein Menschliche auf die innere Stimme, dann kommt man zu anderen Kriterien der Beurteilung. Vielmehr noch: zu einer Erfahrung. Das zeigt sich in der Geschichte sehr deutlich. Denn wir alle «wissen» beim Zuhören oder Lesen, dass dieser arme Kerl wohl recht hatte und dass niemand deswegen ins Verderben geraten will. – Weder im «objektiven Gutachten», noch in der Denunziation findet sich das allgemein-menschliche und verbindende Glied in einer gespaltenen Gesellschaft. Das eine, wie das andere könnte ein und dieselbe Angriffsform benutzen, nur eben mit unterschiedlichen Mitteln! In der einen Haltung erlebt man jedoch eine andere Qualität, die sich im menschlichen Miteinander offenbart, eine Geste des Wohlwollens, der Liebe und des Verständnisses zeigt. – Auf der anderen Seite findet man einerseits die Ignoranz, und andererseits auch das Mitläufertum, eine Art Gesellschaftstrieb, die zum Konformismus führt.

Selbstbeobachtung

Fairerweise muss man sich ein Stück zur Seite begeben, oder ins Innere schauen, um nicht dasselbe zu tun, was in der Gesellschaft heute geschieht: in die Spaltung zu gehen! Denn zur Spaltung gehören immer zwei! Um nicht in dasselbe Fahrwasser zu kommen, muss man die Sache immer individuell betrachten. Man müsste in jeden Menschen hineinsehen, egal, auf welcher Seite er oder sie sich gerade befindet. Es gibt Aspekte, die uns in diese oder jene Situation gebracht haben, die uns öffnen oder schliessen, ängstlich machen oder beruhigen. Ängste, die uns leiten, sind nicht nur schwer durch Argumente zu beseitigen. Sie verlangen Empathie und Mitgefühl. Jedes individuelle Leben ist verschiedenen Erfahrungen ausgesetzt. Diese Erlebnisse beeinflussen unser Denken, Fühlen und Handeln. Für manches tragen wir selbst die «Schuld», auf anderes haben wir scheinbar wenig oder gar keinen Einfluss. Es sind Geschehnisse, die wie Zufälle in unser Leben treten und uns zu dieser oder jener Handlung treiben. Die Berufswahl ist ein mögliches Resultat dieser Vorerfahrungen und dessen Verinnerlichung. Einer wird Polizist, der andere Therapeut. Das hat selbstverständlich nichts mit «gut» oder «böse» zu tun. Beide können in ihrem Beruf viel Gutes bewirken, aber auch viel Schlechtes! Dennoch wird man plötzlich in eine Lage versetzt, die zu einem Abwägen führt: «Soll ich meinen Job nun aufgeben, weil man mich beordert hat, Dinge zu tun, die ich mit meinem Gewissen nicht vereinbaren kann?» – «Soll ich einen Befehl verweigern und riskieren, dass man mir meinen Job kündigt, oder soll ich darüber hinwegsehen, damit ich die Stelle behalte und meine Kinder und meine Ehefrau nicht in eine bedrohliche Situation geraten?»

Der Blick hinter die Kulisse sieht immer etwas anders aus, als er vordergründig erscheint! – Vielleicht ist es gerade dieses Verallgemeinern, dieses Uniformieren, dieses Schlechtreden, welches die Impulse zu wahrhaft bösen Taten ausmacht. Statt Freiheit entsteht Zwang, Einschüchterung und Bedrängung. Betrachtet man die Sache individuell, so stösst man immer auf gewisse Probleme. Das soll nun mit ein paar philosophischen Überlegungen über unser Denken verdeutlicht werden. In den Begriffen liegt der Urgrund von Täuschung und Illusion und damit auch von allem, was wir als gut oder böse bezeichnen …

Wir stehen nun zunächst zwischen diesen beiden Polen, dem «Eigenen», selbstbeherrschten und dem (unbeherrschten) «Fremden», ausserhalb von uns sich befindlichen. Zwei Kräfte, die stets vorhanden sind und denen wir uns immerfort stellen müssen im Leben. Weder im Einen noch im anderen können wir unmittelbar Mensch sein und zu uns kommen, das heisst zum «Sein»! Es ist nicht regsames Denken, nicht passives Vorstellen, sondern etwas dazwischen, nur einer Art Selbstbeobachtung zugänglich. – In solcher Selbstbeobachtung erfassen wir mehr als Inhalte. Mit letzteren befinden wir uns immer im Gewesenen! Wir umkreisen das Wesentliche, was das «Sein» ist, stets. Unser ganzes Bildungssystem dreht sich hauptsächlich oder sogar ausschliesslich um ein Werden im Sinne von «etwas» werden, etwas, was in der Zukunft liegt. Wir schaffen Inhalte, sammeln Informationen und erklügeln diesem Prozess wieder neue Inhalte, Kombinationen, Definitionen hinzu. Das ist im Grunde das Fuchsige, auch wenn wir es «gut» meinen. Es verkörpert sich aber gleichzeitig im «Klein-Hühnchen»-haften, wenn wir blind einer «Eingebung» folgen, deren Herkunft im Nebel liegt.

Die gegenwärtige Wissenschaft ist in ihrem Duktus keine «Seinswissenschaft», sondern eine Wissenschaft des Gewordenseins, des Toten und abstrakten. Sie kreist ständig um das Wesentliche herum, im besten Fall um die Wahrheit, ohne selbst in der Wahrheit zu sein. Das also ist die «Priesterschaft» einer Wissenschaft im Sinne Bacons. Im ehrlichen Bemühen und in der Erkenntnis dieser Tatsachen, wäre dem nichts entgegenzuhalten. Wenn aber der in dieser Weise Suchende sich so hinstellt, als ob er aus der reinen Wahrheit spräche, ähnlich einem materiellen «Gott», dann sind wir im Bereich des Bösen: Es enthüllt sich der Antichrist vor unseren Augen!


[i] Francis Bacon, 1. Viscount St. Albans, 1. Baron Verulam (* 22. Januar 1561 in London; † 9. April 1626 in Highgate bei London), war ein englischer Philosoph, Jurist und Staatsmann, der als Wegbereiter des Empirismus gilt. «Etwa im Jahr 1614 schreibt er mit Nova Atlantis eine wirkungsgeschichtlich folgenreiche Utopie, in der er unter anderem die Gründung wissenschaftlicher Akademien nach seinen Vorstellungen anregt (unvollendet – erstmals im Druck in seinem Todesjahr). Er schildert dazu einen Tempel auf der Insel Bensalem (Friedenssohn), wo seine Schätze, seine Wissenschaftsideen von weisen Männern, die Wissenschaftler und Priester in einer Person sind, aufbewahrt und gehütet werden». Wikipedia

[ii] https://www.youtube.com/watch?v=J-8-sBB5n0Q

Falls der Hinweis noch erlaubt ist auf das Buch:

Die grosse Entscheidung

Urs Weth, Taschenbuch, Wirkstatt-Verlag, Softcover, Fadenbindung, 328 Seiten

ISBN: 978-3-949299-01-8

Erhältlich im Buchhandel oder unter Glomer: https://www.glomer.com/neu/die-grosse-entscheidung_10013876_24837

Aus dem Inhalt: Einleitung; Das Kollektiv; Die Individualität; Neue Wege; Anhang über „Corona“; Nachklang

Selbstgespräch

Von Urs Weth

Die Wissenschaft ist klein und kleiner geworden in den letzten zwei, drei Jahrhunderten. Das ist durchaus nicht nur abschätzig gemeint, denn tatsächlich ist man durch modernste Technologien in tiefste Tiefen der Materie eingedrungen und hat sich in «Kleinigkeiten» hinein gesteigert! Dennoch: Was wir gegenwärtig so stolz präsentieren als «wissenschaftliche Errungenschaften» gibt sich wie ein kleiner Wurm aus gegenüber dem grossen Ganzen, was wir «Gott» oder im weiteren Sinn, die «Natur» nennen. Wir sind noch nicht einmal imstande zu erklären, wie aus einem kleinen Samenkorn ein Eichenbaum herauswächst! Wie kann aus einem «Etwas», was der Materialist als «Nichts» bezeichnet, in der Verleugnung eines «Etwas»; wie kann daraus Materie «herausquellen»?

Man muss jedoch Folgendes beherzigen, wenn man sich dieser Tatsache stellen will: «Alles Erscheinende muss (das) Er-Scheinen von etwas sein – nach der Logik der Antinomie – vom Wesen. In der Erscheinung äussert sich das Wesen. Die griechische Sprache «denkt» das Wort selbst: ousia – exousia. Die sichtbare Welt des vielen ist selbst der «Gottesbeweis» für den unsichtbaren Gott (hen kai pan).» (B. Wulf). – In Anbetracht dieses kleinen Beispiels vom Eichensamen, können wir die Nichtigkeit erkennen, mit der wir glauben, die materielle Welt zu verstehen. Und zugleich erleben wir die unendliche Arroganz, die gleichzeitig eine dumme Ignoranz ist gegenüber dem Geistigen, was dahinter steht und alles, auch die Wissenschaftler selbst, samt ihren Ideen, geschaffen hat!

Diese spezielle «Mikrobengeschichte», die 2020 begann, sich aber schon Jahrzehnte zuvor latent als Potenz abzeichnete, hat mir in unglaublich deutlicher Art und Weise gezeigt, wie unvorstellbar «Kleinlich» unsere Gesellschaft zu denken sich angewöhnt hat! Diese «Kleinlichkeit» geht so weit, dass sie sich nur noch in konstruierten «Modellen» zu zeigen vermag, die ein Computer berechnet hat und dem man mehr Vertrauen schenkt, als der persönlichen Wahrnehmung. «Wir sind so stark mit unserem physischen Körper identifiziert, wie wir ja auch mit unseren Gedanken identifiziert sind, die aus dem Gehirn entstammen, dass wir das alles, diese physischen Partikel, die irgendwie zusammen gekommen sind und unser Abbild ergeben, dass wir dieses Gebilde als den ganzen Menschen ansehen, sowohl bei uns, wie auch bei anderen Menschen. Das ist das Dilemma der gegenwärtigen Krise, die auch eine Krise des Materialismus ist! Dabei ragt ja nur ein Zipfelchen des Menschen hinein. Wenn wir einen Menschen anschauen, sehen wir nur noch die Materie! Die Materie ist aber der kleinste Teil, nur eine Manifestation des ganzen Menschen. Alles andere ist geistig und unsichtbar! Der Aetherleib, der Astralleib, die seelischen Glieder und das Ich genauso, wie auch die anderen, noch nicht ausgebildeten höheren Glieder.» (R. Steiner, 1917 – Die Sendung Michaels)

In meinem neuen Buch „Die grosse Entscheidung“, möchte ich viele Aspekte aufzeigen, die tiefer einzudringen versuchen in eine grössere Welt als jene ist, die wir nur mit unseren dogmatischen Vor-Stellungen erreichen können! Es gilt um-zu-denken. Nicht nur «quer» soll gedacht werden, sondern umsichtig, weitsichtig! Die grosse Entscheidung ist die Ent-Scheidung, ob wir unseren wahren, geistigen Ursprung fortan leugnen wollen, zugunsten eines materiellen «Scheinparadieses» – oder ob wir es schaffen, wieder ganz Mensch zu werden: ein Mensch, der sich nicht von dieser Kleinlichkeit unterkriegen lässt und der über sich, als rein materiell-gedachtes Wesen, hinauszuwachsen im Stande ist!

Blick in die Vergangenheit

Hans und Sophie Scholl kämpften schon in der Vorkriegszeit des Zweiten Weltkriegs mit anderen Aktivisten zusammen als kleine Minderheit gegen einen gigantischen Staatskoloss, namens «Nationalsozialismus». Der Herrscher jenes Reichs hatte allen Menschen befohlen, beim Gruss den rechten Arm zu erheben. Hans und Sophie taten das nicht. Sie waren «Asoziale». Dies lenkte natürlich den Hass der anderen auf sie. – Am 22. Februar 1943 wurden sie vom Volksgerichtshof unter Vorsitz des berüchtigten Roland Freisler zum Tode verurteilt. Noch am selben Tag starben sie gemeinsam mit ihrem Freund und Kampfgefährten Christoph Probst unter dem Fallbeil.

Es ist immer sehr schmerzhaft, zu einer Minderheit zu gehören; man setzt sich mit aller Kraft, mit grossem Mut zur Wahrheit und letztlich dem Verlust seines eigenen Lebens für das «Gute», so wie man es versteht, ein und kennt dabei die Konsequenzen seines Tuns. Zugleich wird man von der «Masse» als Aussenseiter gestempelt, geschmäht und verleugnet. Wie oft stand das tatsächlich gute dem Bösen hinterher und wurde erst im Nachhinein erkannt und «rehabilitiert»! Dies ist dann umso tragischer, wenn sich in der Geschichte alsbald herausstellte, dass man auf der richtigen Seite gestanden hat und in der Folge – leider zu spät – richtiggestellt wurde. Gleichwohl, so etwas wäre in einem demokratischen Land (wie es die Schweiz ist) mit einer freien Presse und einer freien Meinungskultur in keiner Weise möglich. Nie! Da kann sich selbstverständlich auch eine Minderheit risikolos äussern. Selbst kurioseste Ansichten finden unter solchen Umständen einen Platz in einer Gesellschaft, die der Wahrheit und nur der Wahrheit verpflichtet ist. Sie dürfen und müssen im Dialog geklärt werden. Ist das heute wirklich noch der Fall?

Im Frühjahr 2020 hat sich, selbst in «freien Ländern» dieser Welt, grundlegendes geändert. Was unantastbar, als Grundgesetz verankert schien, wurde in weiten Teilen einer verkündeten Gefahr durch eine chinesische Mikrobe geopfert. Dies war der Beginn einer langen Leidensgeschichte der Menschheit, die bis heute, wo dieses Buch veröffentlicht wird (Juli 2021) anhält. Doch das grosse Leid kam (für viele unerwartet) nicht aus der vorausgesagten weltweiten Seuche, sondern vielmehr als Konsequenz durch deren Verhinderungsgefechte. Manchmal zeigt sich in der Geschichte vieles unverblümt, ohne erkannt zu werden … Ums Erkennen soll es hier in dieser Reflexion auf das Geschehen hauptsächlich gehen.

Demnächst (ca. Juli 2021) erscheint ein neues Buch mit dem Titel „Die grosse Entscheidung“ im Wirkstatt-Verlag, Autor Urs Weth. ISBN: 978-3-949299-01-8

Weitere Bücher des Autors sehen Sie z.B. bei Glomer

Warum Materialismus nicht ganzheitlich sein kann

Im letzten Beitrag wurde versucht darzustellen, was mit dem goetheschen Begriff „alles Vergängliche ist ein Gleichnis“ gemeint ist. Die Gedanken sollen hier weiter ausgeführt werden. Dazu wird als Stütze eine Wandtafelzeichnung zu Hilfe genommen(siehe unten).

Definition Urbild

Unten (Wandtafelzeichnung) sieht man im oberen Teil als zentrale Kraft mit einem Punkt gekennzeichnet das „Urbild“. Es befindet sich auf der geistigen Seite aller Dinge. Mit dem Urbild ist eine zusammenfassende Kraft gemeint, die so etwas wie die „Art“ oder „Gattung“ einer Reihe von materiellen Erscheinungen in sich trägt. Nehmen wir alle Eichenbäume auf dieser Welt. Man erkennt das „Eichige“ in allen. Deshalb hat man ihnen den Namen „Eiche“ gegeben. Oder jede Birke. Man „sieht“ durch eine Reihe von Merkmalen, warum es eine Birke und keine Eiche ist. Man erfasst ihre äußere Erscheinung, also was man sieht und kategorisiert es zusammenfassend in dem Begriff der Birke oder der Eiche. Selbst wenn wir viele gemeinsame Aspekte gefunden haben, die das Gemeinsame identifizieren, gibt es „etwas“ was sich durch alles hindurch nicht so einfach benennen lässt. Ein gesundes Kind, welches noch keine intellektuelle Erkenntnis sich angeeignet hat, erkennt das „Eichige oder Birkige“ sofort, ohne die Gründe und Argumente der Wissenschaft dafür klar zu verstehen. Die Tatsache dafür zu finden, dass das so ist, liegt im geistigen Ursprung, der jenseits der materiellen Substanz wesenhaftes verkörpert.

Vernetzung

Die materiellen Bedingungen führten in der moderneren Zeit immer mehr dazu, Gegebenheiten, Personen und Objekte zu „vernetzen“. Die Intention liegt auf der Hand. Man will möglichst viele Bezüge schaffen, gegenseitige Ressourcen ausschöpfen und die Produktivität und Kreativität steigern. Eine Vernetzung auf materieller Ebene ist grundsätzlich vom Urbild abgekoppelt. Darin liegt die Tragik dieser Entwicklung. Denn das Urbild schafft unmittelbar und aus sich heraus den Bezug. Es braucht keine Vernetzung im materiellen Sinne. Es gibt keine Willkür, wenn die Dinge und Menschen im Zusammenhang mit dem Urbild stehen, wie dies in früheren Zeiten noch mehr der Fall war! Willkür ist aber die Regel, wenn es um die vielzitierte „horizontale Vernetzung“ geht. Man versucht Dinge und Situationen, Gegebenheiten miteinander in Bezug zu bringen, die nicht wesensverwandt sind. Würde man das Wesen in den Dingen wiedererkennen, bräuchte man den Umweg über die horizontale Vernetzung nicht! Das Materielle wird vom Geistigen abgekoppelt und abgesondert. Der innere Bezug geht verloren. Das ist fatal.

Trennung als materielle Konsequenz

Gerade in der Kunst findet man die Hohlheit der Bezugslosigkeit in einem Bemühen um willkürliches Zusammenbringen von wesensfremdem. Man will es symbolisch verstanden wissen, ohne Kenntnis des Urbildes. Der Zusammenhang der Welt geht verloren. Die Konsequenz ist die Schaffung von isolierten und oftmals grotesken Begriffen und Bildern. Die Welt wird verrückt. Das heißt, sie wird aus ihrem inneren Zusammenhang gerissen. Plötzlich soll alles mit allem in Verbindung stehen. Alles soll mit allem zusammengebracht werden. Das ist in Anwesenheit des Urbildes eine Selbstverständlichkeit und ergibt sich aus der Sache heraus. Ohne das Urbild ist es eine Farce, eine Karikatur. Ja mehr noch: es ist der Inbegriff der Isolation und der Zerstückelung. Denn nur mit dem Urbild im Hintergrund können Zusammenhänge begriffen und erkannt werden!

Anthroposophie, Versuch einer Definition

Die Anthroposophie gründet auf dem Verständnis und dem Erkennen der Urbilder! Die Urbilder aber sind geistigen Ursprungs. Goethe hat mit der Urpflanze und anderen Forschungen den Weg gezeigt, diese Welt zu erfassen. Nur wenn das Urbild in den Erkenntnishorizont rückt kann der anthroposophische Ansatz (wieder) verstanden werden. Es ist in Mode gekommen, selbst in anthroposophischen Kreisen, alles mögliche zusammenzumischen um einen vermeintlichen Konsens zu schaffen. Unterschiede werden nur noch innerhalb der „horizontalen Vernetzung“ verstanden und kultiviert. Das ist im Grunde die Auflösung des anthroposophischen Ansatzes. Was übrigbleibt sind nur noch anthroposophische Floskeln und Phrasen. Man mischt solche Floskeln in die Begründungen des Zusammenhangs, tut dies aber oft nur auf einer intellektuellen Basis. Damit schüttet man das Kind mit dem Bade aus. Man meint, sich der gängigen wissenschaftlichen Praxis anpassen (oder anbiedern) zu müssen, vergisst dabei aber den geistigen Zusammenhang. Man „hat die Teile in der Hand, fehlt – leider – nur das geistˋge Band“. Und das „geistige Band“ ist das Urbild. Hierin liegt der wesentliche Unterschied. Die Methode allein ist noch nicht das alleinige Kriterium. Wichtig ist die Anbindung an das Wesen der Dinge.

Therapeutische Ansätze

Für den Menschen betrachtet, kann man nicht von einer Gattung im gleichen Sinne sprechen wie bei den Tieren oder Pflanzen. Im Grunde ist jeder Mensch ein Individuum, also eine Gattung für sich. Deshalb ist das Urbild hier nicht das „menschliche“ an sich, sondern das eigentlich geistige Ich! Es ist nicht eichig oder birkig, nicht einmal männlich oder weiblich, sondern individuell. Das heißt jeder Mensch hat sein eigenes, eigenständiges und unvergleichbares Urbild. Zu diesem Urbild muss man in einem individuellen Prozess finden, wenn man ihm z.B. therapeutisch gerecht werden will. Jeder therapeutische Ansatz, der diese Anforderung nicht erfüllt, kann dem anthroposophischen Hintergrund nicht standhalten, ohne ihn zu verzerren. Selbst wenn eine Therapieform versucht, rein menschliche und wohlwollende Motive umzusetzen, selbst wenn man versucht, das „menschliche“ allgemein zu verstehen und in feste und abgeschlossene Methoden zu verpacken, ist die oben beschriebene Intention nicht zwingend miteingeschlossen! Das Entwickeln von „Übungsreihen“ für vordefinierte Krankheitsbilder, kann nicht das allein heilbringende sein. Diese gängige (eigentlich etablierte) Praxis in vielen anthroposophisch orientierten Therapieformen, hat die Grundbedingung damit nicht nur nicht erfüllt, sondern sieht sich auch der Gefahr ausgesetzt, sich immer mehr vom zentralen Anliegen zu entfernen! Der eigentliche Heiler ist das geistige Ich. Es ist das Urbild des Menschen.

Die innere Sonne entdecken

Die Aufgabe ist klar: Es will für jeden Menschen das geistige Urbild gefunden werden. Dort allein steckt die Kraft der Heilung. Sowohl das Krankheitsbild, wie auch das Geschlechtliche, der allgemeine Volkszusammenhang, aber nicht nur dies, sondern auch Charakter, Tierkreis oder Ätherarten: das sind alles Krücken! Nicht in ihnen liegt das Heil. Nicht die perfekte Übung für den Alkoholkranken, für den Krebspatienten, für das gesellschaftliche Opfer, für das Burnout, für die Konzentrationsschwäche macht die Heilung. Alle diese Dinge können dazu beitragen, etwas zu bewirken, in die richtige Richtung zu gehen (aber selbst hier muss man wachsam sein, um sich nicht zu verrennen!) Das Urbild, welches jenseits all dieser Prädikate und Situationen liegt, ist ur-gesund – in jedem Menschen. So gesehen handelt es sich darum, die „Hüllen“ erkennbar zu machen, den Schatten, der die innere Sonne eines kranken Menschen verdeckt.

Eine Lanze brechen für die (echte) Anthroposophie

Das und nur dies ist glaubhafte Intervention im Sinne Steiners. Wäre dies nicht der ureigene Impuls der Anthroposophie, wäre die Anthroposophie nur eine von tausenden von Methoden, die artverwandt mit anderen konkurrieren, dann sähe ich keinen Bedarf mehr, mich grade ihr so innig zu widmen. Mein Zugehören zur Anthroposophie wäre dann lediglich „Zufall“. Es wäre die eine Möglichkeit, die sich mal eben ergeben hat in meinem Schicksal. Die Art von Dogmatik, mich einer Methode zufällig zu widmen, liegt mir ganz und gar nicht! Da liegt mir die Freiheit des Menschen zu sehr am Herzen. Über dieses Thema gibt es andere und umfassendere Beiträge auf diesem Blog. Wenn irgendeine Methode oder Erkenntnissuche, die sich anders nennt, das geistige Urbild als Richtschnur in sich trägt, dann dürfte sie sich mehr anthroposophisch nennen, als so manche „offizielle“, in diesem Namen auftretende Methode. Der Begriff ist ja allgemein! Er bezeichnet nicht eine eingefleischte Kommune von meinetwegen alternativen Esoterikern, sondern „lediglich“ den Weg eines Menschen, der das geistige in sich ebenso ergründen will, wie das materielle! Es ist somit ein sehr allgemeiner Begriff, der nicht dogmatische Lehren umfasst, sondern Forschungsergebnisse, die sich aus einer Geisterkenntnis heraus ergeben. Er steht dem Begriff „Naturwissenschaft“ in diesem Sinne ergänzend gegenüber, nur dass er sich auch auf geistiges Gebiet bezieht. Diese Bemühung ist die Gemeinsamkeit der echten Anthroposophen. Wer sich nicht darum bemüht und trotzdem in seinem Namen auftritt, verwendet den Begriff falsch.

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Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… – Einblicke in die Kunsttherapie… ein Resume nach 25 Jahren…

„Ich glaube nur, was ich sehe…“ – Dogma

GlaubenVom materialistischen Standpunkt aus betrachtet, geschieht unser denken – fühlen – wollen über das Nervensystem und damit im Gehirn als deren zentralem Organ. Jeder Mensch hat ein ihm spezifisches, individuelles und unvergleichbares Gehirn.

Aus der Sicht des Materialismus erfolgen Gedanken und Gefühle aufgrund biochemischer Prozesse in den Nervenbahnen. Wenn also der Materialist sagt: „ich denke“, dann ist dieser Gedanke seiner Theorie gemäß nichts anderes, als ein Vorgang von diversen Abläufen in den Schaltstellen seines Gehirns. Jetzt kann man sich fragen, woher es denn kommen kann, dass auch nur zwei Menschen den gleichen Gedanken haben können, warum z.b. alle Materialisten sich an diese ihre eigene Theorie anlehnen können?

Wo bleibt Gott?

Das müsste doch zur Folge haben, dass es etwas Übergeordnetes gibt, etwas, was quasi über all diesen Gehirnen „in der Luft liegt“. Ein Prozess, der verschiedene Aussagen oder Meinungen zu einem Thema miteinander verbindet und von vielen Gehirnen verstanden wird, kann niemals in einem einzigen, individuellen Gehirn stattfinden. So weit so gut. Es muss also „etwas“ geben, was dem zugrundeliegenden Erkenntnisprozess übergeordnet ist und was sich in vielen Gehirnen gleichzeitig oder nacheinander manifestieren kann. Je nach Art und Offenheit des Denkenden, verbinden sich somit Gedanken untereinander zu einem objektiven Tatbestand. Wenn Sie das, was ich hier schreibe, nachvollziehen können, dann ist der Beweis erbracht, dass dem so ist. Nämlich: Dass Sie (im gleichen Moment!) – wo Sie dieses lesen – denselben Gedanken mitdenken können! Ist das nicht unglaublich? Und dann sind Sie gewiss auch kein Materialist, auch wenn Sie sich vielleicht gerne so nennen oder sehen mögen…

Und nun zum Dogma

Aber auch wenn Sie es nicht verstehen, heisst das noch lange nicht, dass Sie ein Materialist sind. Es ist nämlich gar nicht so einfach, einer zu sein! Es könnte durchaus sein, dass ich meine Worte für Sie ungünstig gewählt habe, oder Begriffe eingeflochten habe, die Sie nicht zu deuten wissen – oder dass es Ihnen erst durch mehrmaliges Lesen erschliesst, was gemeint ist und so weiter…
Diese Denkmöglichkeit liegt aber jenseits des Materialismus! Sie ist sozusagen Materie unabhängig! Sobald wir das Denken außerhalb des Gehirns legen, haben wir als pragmatisch denkende Menschen ein Problem. „Ich glaube nur an das, was ich sehe…“. Dieser berühmt-berüchtigte Satz dementiert alles, was sich jenseits vom Sichtbaren, Wägbaren usw. abspielt. Konsequenterweise müssten selbst Smartphones bezweifelt werden und jegliche digitale, webbasierte Übertragung von Daten, wie ich sie eben in diesem Moment, wo ich diese Gedanken via Datenbahnen in die Wolke sende, tätige.
Aber weil es eben funktioniert, glaubt man es auch. Man macht eine grosszügige Ausnahme. Aber da beginnt auch gleichzeitig das Problem des Dogmas. Natürlich funktionieren noch ganz andere Dinge: Tausende und abertausende von sogenannten „Wunderheilungen“, seltsamen Phänomenen und dergleichen, könnten die Sache mit dem „ich glaube nur, was ich sehe“ – Dogma ebenso ins Wanken bringen. Denken Sie darüber nach…

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Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… – Einblicke in die Kunsttherapie… ein Resume nach 25 Jahren…

 

Kann der Materialismus denkend überwunden werden?

LebensquelleObwohl das Denken an sich schon eine geistige Tätigkeit ist, wird es schwierig sein zu beweisen, dass es eine solche (geistige) Realität überhaupt gibt! Dies liegt am Charakter der normalen, materialistischen Denkweise. Aus diesem Umstand geht hervor, dass es für den Menschen keine wirkliche Freiheit geben kann! Denn ein solches Denken ist vom Gehirn (also von der materiellen Existenz unseres Körpers) abhängig und kann somit auch zu nichts anderem führen. Wie können wir diesen Graben überwinden? Rudolf Steiner hat in seiner „Philosophie der Freiheit“ Wesentliches beigetragen, diesen Konflikt zu lösen. Er zeigt auf, wie die Existenz einer solchen geistigen Welt auch denkend in Erfahrung gebracht werden kann.

Eine interessante Begegnung

Vor kurzem habe ich einen mir nahestehenden Mann wieder getroffen, den ich sehr schätze als Mensch und Mentor und der mir in meinem Leben zu einem sehr wichtigen Schritt verholfen hatte. Ohne ihn, hätte ich vieles verpasst: er schaffte mir den Zutritt in die psychiatrische Klinik in Basel als „anthroposophischer Kunsttherapeut“. Dort konnte ich im Rahmen der Ergotherapie, einige Jahre arbeiten, was wesentliche und entscheidende Erfahrungen mit sich brachte. Er selber, als therapeutischer Leiter dort wirkend, ist seit einem Jahr in Rente.

Ich traf ihn in der Stadt und redete mit ihm eine ganze Weile. Es ist mir bekannt, dass er schon seit langer Zeit als Zen-Buddhist und Lehrer wirkte. Umso erstaunter war ich, als er mir mit feierlichem Ernst ungefähr folgendes sagte: es sei doch schade, wenn man gewisse Entscheidungen nicht zu treffen wage (es ging um die Trennung in der Ehe), und unglücklich ein Leben lang beim Partner bleibe, aus Mitleid, Angst, Gewohnheit oder anderen Gefühlen heraus. Dem konnte ich selbstverständlich ohne zu zögern zustimmen. Etwas irritiert reagierte ich auf diesen Zusatz: Man lebe ja schliesslich nur einmal und da müsse man die richtigen Entscheidungen treffen. Auf mein erstauntes Erwidern: „Ach ja, meinst Du wirklich, dass wir nur einmal leben?“ – reagierte er nur mit einem mitleidigen, eher abweisenden Lächeln über diese Bemerkung.

Einmaliges Leben?

Dennoch ging mir seine entschlossen wirkende Aussage lange nach. Wer kann schon von sich behaupten, so fragte ich mich selbstkritisch, zu WISSEN, dass er oder sie mehrmals lebt oder gelebt hat! Es ist und bleibt immer eine Glaubenssache, wenn man von Erfahrungen und Erlebnissen spricht, die „jenseits“ der Materialität gemacht werden/wurden. Selbst vom Denken kann man behaupten, es sei doch nur eine Art synaptische Produktion von Neurotransmittern, ein rein biochemischer Vorgang im Gehirn also. Und wenn das Gehirn weg sei, sprich, wenn jemand gestorben ist, so sei auch alles andere weg. Es gäbe keine sogenannte „geistige“ Welt. Das seien lediglich Hirngespinnste…

Philosophie der Freiheit

Obwohl ich absolut nicht dieser Meinung bin, fällt es mir immer wieder schwer, nachhaltige „Beweise“ zu liefern, die solche Aussagen klar zu widerlegen vermögen! Ich stiess, im Umgang mit dieser Begegnung, zum gefühlten 1000.sten Mal auf das Buch Rudolf Steiners, welches mich seit Jahrzehnten begleitet und in Trab hält: Die „Philosophie der Freiheit“ – und der Frage, kann ein Geist, der von seinem Hirn gesteuert wird, jemals frei sein? Es mag für Sie, liebe Leserin, lieber Leser, vielleicht eine Enttäuschung, sein, dass ich mich nicht endlich geschlagen gebe. Sie haben möglicherweise schon gedacht: Nun kommt er zur Vernunft und sieht es ein, dass wir nur einmal leben können!? In Tat und Wahrheit sieht es schon ein bisschen anders aus in mir. Mein Erkennergeist will die Wahrheit ergründen, keine Sprüche oder Dogmen gelten lassen, egal, aus welcher Ecke sie kommen mögen. Jedenfalls, nur in dem besagten Buch fand und finde ich wirkliche Ansätze, bereits auf der DENKERISCHEN Ebene, den Wahn des Materialismus zu durchbrechen! Das scheint notwendig zu sein, um dem materiellen Bewusstsein zu Klarheit zu verhelfen. Indessen bleibt die Frage, kann das Denken jemals durchbrochen werden?

Wie denken Sie darüber?

Was sagen Sie zu meinen bisherigen Gedanken? Quatsch? Interessant? Toll? Unhaltbar? Eigenwillig? Immer das Gleiche? Möglich, aber auch Ihre Einwände sind immer nur gedacht! Sie können gar nicht anders, als meinen Gedanken in Gedanken zu folgen! Und jetzt denken Sie einmal über das Denken nach statt über den Inhalt! Versuchen Sie, auszubrechen aus dem (Teufels-?) Kreis der Gedanken! Kommen Sie jetzt weiter? Finden/spüren Sie irgendwo einen Punkt ausserhalb des Denkens? Etwas, was NICHT gedacht ist? Denken Sie darüber nach! Selbst wenn Sie über das Denken nachdenken, denken Sie! Immer denken Sie, wir alle, wenn wir ERKENNTNISSE haben wollen, wenn wir etwas von der Welt ERKENNEN wollen, denken. Die absolute Generalfrage lautet also: Können wir BEWUSST auf eine andere Ebene gelangen, als die des Denkens, eine Ebene, die ÜBER, nicht UNTER dem Denken steht?

Das Gefühl ist wichtiger als das Denken?

Sind es vielleicht die Gefühle? Sind wir im Fühlen tatsächlich bewusster als im Denken? Auch dies ein oft vertretener Standpunkt (notabene ebenfalls gedacht). Doch entstehen die Gefühle nicht aus der Gedankenwelt heraus!? Ein Beispiel: Wir treten vor einen Laden. Wir sehen hinter dem Schaufenster schönen Schmuck oder irgendetwas anderes. Um den Schmuck nicht nur roboterhaft visuell anzustarren, sondern ihn zu ERKENNEN müssen wir denken (nebst dem Wahrnehmen), müssen uns einen BEGRIFF davon bilden! Und daraus erst entsteht, sekundär zum Erkennen, ein Gefühl, zum Beispiel die Begehrlichkeit nach dem Artikel!

Gedanken erzeugen Gefühle

Auch wenn das Begriffebilden nicht immer, oder sogar meistens, nicht sehr bewusst passiert, so MUSS es doch passieren, um überhaupt ein Gefühl damit verbinden zu können! Gefühle sind also sekundär, sie stehen in der Bewusstseinshierarchie UNTER oder HINTER dem Denken. Mit dem Wollen ist es doch ebenso. Der Wille erfolgt aus dem Gefühl, in diesem Fall aus der Begehrlichkeit, heraus. Beispiel: Wir bilden den Begriff (denkend): Schmuck; wir fühlen ein Begehren (Gefühl); wir kaufen den Gegenstand (Tat/Wille). In diesem Beispiel wird deutlich, dass Gefühl und Wille normalerweise UNTER dem Denken liegen. Trotzdem müssen diese Gedanken nicht immer vollbewusst sein. Sie können einem automatisierten Traum ähnlich sein, in den Vorstellungen traumhaft aufleben usw. Dazu später mehr.

Dem Dogma entrinnen

Die Frage ist bei weitem noch nicht beantwortet. Denn sowohl Gedanken, wie Gefühle, wie das Wollen, könnten doch einem rein neurofunktionalen Quell im Gehirn entspringen. Und damit ALLE, aber wirklich ALLE unsere Vorstellungen, Dogmen, Erkenntnisse, die wir im Laufe des Lebens gemacht haben. Selbst akrobatische Argumente, welche die Sinnfrage berühren, beziehungsweise den Unsinn und die Verworrenheit dieses Denkens sind doch auch wiederum nichts anderes als Gedanken! Man könnte tatsächlich ver-rückt werden.

Insofern wird die Ebene nicht verlassen, die ja gerade als „geistiger“ Vorgang von Materialisten bezweifelt wird. Dass es sogar Zen Buddhisten sind, die doch selbst jahrelang meditieren und es gewiss zu beachtlichen „geistigen“ Fähigkeiten bringen können, hat mich doppelt stutzig gemacht. Dennoch hilft alles Argumentieren nichts, weil wir diese Ebene normalerweise nicht verlassen können, die doch immer wieder Gedanken und Gegengedanken aneinander reiht. Oder gibt es sie doch? Das ist die Kardinalfrage! Hier und Jetzt – an einem solchen Ort der „Stille“, würde dieses Denken erst aufhören! Was aber steht letzterem höher, steht quasi „über“ ihm? Gibt es ein Bewusstsein, welches wirklich LEIBFREI (bezw. Gehirnfrei) existieren kann? Ist das blosse Nicht-Denken denn schon wirklich leibfrei? Und, geht das überhaupt?

Es gibt tausende von „Beweisen“, wie z.B. medial veranlagte Menschen uns scheinbar aufzeigen, die uns glauben machen, mit Toten sprechen zu können usw. Aber auch hier gibt es haufenweise (materialistische) Einwände, so überzeugend sie auch zu wirken vermögen und die nicht so leicht von der Hand zu weisen sind. Es kann ja sein, dass das Medium lediglich die Fähigkeit besitzt, die Gedankenströme seines Gegenübers zu lesen und viele solche – eben Gehirn gebundene bedingte Möglichkeiten. Sie alle sind nicht wirklich zu widerlegen, so sehr man sich auch verkrümmt! All dieses Widerlegen ist wiederum gedankenbedingt und an Begriffe geheftet.

Ist leibfreies Bewusstsein möglich

Und wieder komme ich auf Rudolf Steiners Ansatz, der auf Denkebene Anregungen zu geben vermag, um die Tatsache des Bewusstseins in LEIBFREIHEIT wirklich nachzuweisen: Die „Philosophie der Freiheit“. Es soll hier ein klitzekleiner Versuch, soweit im Rahmen eines Blogartikels überhaupt möglich, gemacht werden, wenigstens einen Hinweis darauf zu geben, wie dies geschieht. Welche Dämme durchbrochen werden müssen, um als Nichteingeweihter nicht ewig und unzufrieden auf blossem Glauben stehen zu bleiben. Das Zeitalter, wo Glauben selig machte, ist definitiv vorbei. Um etwas zu bewirken müssen wir uns in ernster Weise begriffliche Klarheit über die Dinge verschaffen.

Manche Philosophen stellten nicht das Denken als Hauptkraft dar, sondern das Bewusstsein. Die Frage erübrigt sich jedoch, ob zuoberst das Bewusstsein zu stehen habe statt dem Denken. Denn will ich über diese Frage urteilen, so muss ich sie (als im Hier und Jetzt lebender Mensch) wiederum denkend ergreifen! Würde man einen Gott, einen Schöpfer des Menschen diese Frage stellen wollen, so wäre sie durchaus berechtigt. Denn dieser müsste mit dem Menschen erst das Denken erschaffen. Weil wir nun aber vom materiellen Standpunkt ausgehen MÜSSEN, um dem Vorwand des spirituellen Dilletantismus zu entgehen, haben wir gezwungenermassen beim Denken den Hebel anzusetzen. Denn alle Einwände, auch Ihre, die Sie möglicherweise bisher haben, sollten Sie bis hierher tatsächlich gelesen haben, waren gedanklicher Art. Deshalb kommt Steiner zum  Schluss: „Ehe anderes begriffen werden kann, muss es das Denken werden. Wer es leugnet, der übersieht, dass der Mensch nicht ein Anfangsglied der Schöpfung, sondern deren Endglied ist“.

Das Denken als Tatsache

Letzteres ist allerdings schon wieder ein rein hypothetischer Gedanke, so meine ich, der einen gewissen geistigen Hintergrund voraussetzt, ist also schon zu weit gefasst und für mich vorläufig irrelevant. Steiner wollte damit eigentlich nur sagen, dass wir vom gegenwärtigen Entwicklungsstandpunkt des Menschen ausgehen müssen und nicht einen vermeintlich „Höheren“ (das Bewusstsein) voraussetzen dürfen. Genauso unstatthaft wäre es, philosophisch andere Dinge als das Denken an den Ursprung der Erkenntnis zu setzen (Atom, Bewegung, Materie, Wille, Unbewusstes usw.), da deren Erforschung und Ergründung immer den Weg erst über das Denken nehmen müssen. Dabei darf zunächst nicht über das Vermögen (oder Unvermögen) „richtig“ zu denken ins Zentrum rücken, sondern lediglich der Umstand, DASS gedacht wird. „Das Denken ist eine Tatsache; und über die Richtigkeit oder Falschheit einer solchen zu sprechen, ist sinnlos.“ Letztlich geht es um die richtige Verwendung des Denkens, nicht um deren Existenz.

Denken ist verpönt

Denken ist verpönt bei vielen Menschen. Und gerade ein spirituell ausgerichteter Mensch wird sich schwer damit tun, sich über das Denken austauschen zu müssen. Ihm sind solche philosophische Anwandlungen zu „intellektuell“ und zu „kopfig“, was ich persönlich überhaupt nicht so sehen möchte. Und gar das Denken zuoberst zu stellen ist ein absolutes „no go“ für solche Menschen. Dass es hier zunächst zuoberst stehen MUSS, verdanken wir dem Umstand, dass wir uns nicht anders austauschen können auf der materiellen Ebene. Und nur hier kann das wirkliche Verständnis überhaupt erwachen für einen über der Materie liegenden, spirituellen Erfahrungsbereich. Dieser aber ist nicht ohne weiteres jedem zugänglich. Er bleibt zumindest dem materiellen Bewusstsein verborgen. Deshalb muss umso mehr von dieser Ebene ausgegangen werden.

Das Wesen des „Ich“

Mit dem „Denken“ meint Steiner in der erwähnten Schrift aber nicht die Fähigkeit „Gedankenbilder“ zu haben, wie dies oben schon angedeutet wurde und was noch eingehender beleuchtet werden muss! „Man sollte nur nicht verwechseln: Gedankenbilder zu haben und Gedanken durch das Denken zu verarbeiten. Gedankenbilder können traumhaft, wie vage Eingebungen in der Seele auftreten. Ein Denken ist dieses nicht.“ Es tritt immer mehr die Wichtigkeit eines „Punktes“ auf, von dem aus unsere Gedanken getätigt werden, einem „Ich“, welches der Träger dieses Denkens ist. Es wird ausserordentlich bedeutend sein, das Wesen dieses „Ich“ zu erkennen und einzuschätzen im Zusammenhang mit dem Denken. Wäre dieses „Ich“ nicht INNERHALB des Denkens wesenhaft anzufinden, so müsste jede Selbsterkenntnis schattenhaft und unvollkommen bleiben, ja unmöglich sein. „Die unbefangene Beobachtung ergibt, dass nichts zum Wesen des Denkens gerechnet werden kann, was nicht IM Denken selbst gefunden werden kann. Man kann nicht zu etwas kommen, was das Denken BEWIRKT, wenn man den Bereich des Denkens verlässt“. Dies müsste sich als „selbst-verständlich“ aus dem Gesagten ergeben. Genau hier liegt die Divergenz zum Zen-Buddhismus, wo man versucht, zu einem Ich-losen Zustand zu finden. Dies ist allerdings eine Illusion, denn auch hier liegt das Denken dieses Versuchs wieder quer in der Landschaft!

Ein Neues entsteht

Nun umfassen wir dieses „Ich“, diesen inneren Punkt jedoch nicht nur auf der Seite des Denkens, sondern ebenso auf der Seite der Wahrnehmung ins Licht des Bewusstseins. Dies sind, man muss sich dies immer wieder klar machen, alles ebenso Begriffe, die das Denken bildet. Aus diesem Grund ist es unzulässig, auf der einen Seite ein „Subjekt“ (das Denken) darzustellen und auf der anderen ein „Objekt“ (der Gegenstand), auch diese zwei Begriffe/Ideen entspringen wiederum dem Denken, also einem vermeintlichen „Subjekt“. Die Wahrnehmung ist zwar die Ergänzung, auf welcher Welterkenntnis stattfinden kann, während auf der Seite des Denkens das Selbstbewusstsein erwacht, wenn es sich SELBST zum Gegenstande macht! Dieses Denken nun aber verbindet Welt und Ich und schafft somit erst die Beziehung, aus welcher die Begriffe und Ideen entspringen. Hier schwelt ein tiefes Geheimnis, welches schon im Ansatz über sich hinauswächst, welches quasi den Anfang bildet zu der Frage, von der wir ausgegangen sind: Gibt es ein leibfreies (Gehirnunabhängiges) Bewusstsein. Mit dem Übergriff dieses Ich auf die Welt, auf die Gegenstände in der Welt, erfasst es beziehungnehmend den Umraum und erzeugt etwas vollkommen Neues. Dieses Neue muss begriffen werden…

Fatale Objekt/Subjekt-Spaltung

In der Wahrnehmung tritt uns als denkendes Subjekt ein Objekt entgegen. Aus dieser Perspektive ist unser Bewusstsein sozusagen zweigeteilt. Es gibt und gab Philosophen, die behaupteten, dass die Wahrnehmungsobjekte doch nur durch unser denkendes und Begriffe bildendes Anschauen überhaupt existierten. Wäre mit der Objekt/Subjekt-Spaltung der ganze Vorgang beschlossen, so könnte man dem kaum etwas entgegensetzen. Jedoch ist es ja grade dem Umstand zu verdanken, dass wir MEHR sind als blosses Subjekt, weil wir uns selbst betrachten können! Hier tritt dieses Neue erstmals auf den Plan. Wir können die Welt betrachten und wahrnehmen, aber wir können uns darüber hinaus auch SELBST wahrnehmen. Wir haben ein Bewusstsein vom Vorgang an sich. Damit heben wir aber die Spaltung auf! Was uns (in der Verhaftung) unmittelbar mit den Objekten verbindet, löst sich in der SELBSTBETRACHTUNG auf. Wir sind einerseits denkendes Subjekt, aber darüber hinaus und GLEICHZEITIG auch der Betrachter dieses Umstands! WIR bilden ja erst diese begriffe „Objekt/Subjekt“ aus der Selbstwahrnehmung heraus. Wenn man sich bis hierher Klarheit verschaffen konnte, so wird ein neues Feld erschlossen werden können, welches hier immer wieder beackert werden soll…

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Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… – Einblicke in die Kunsttherapie… ein Resume nach 25 Jahren…

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