Buddhismus oder Christentum?

Christus„Was soll der Streit zwischen Buddhisten und Christen? Machen Sie sich doch einfach „leer“ und sehen Sie, ob was übrig bleibt…“

Als mir der Gedanke kam, lachte ich zunächst schallend! Es trifft einen Nerv, den ich nie bedacht hatte, obwohl er ein wenig salopp daher kam. Aber er hat dennoch eine ungeahnte Tiefe, die ich nicht vermutet hätte, als ich ihn jemandem lachend an den Kopf geworfen hatte…
„Der Satz beruht auf der alles verbindenden Kraft des Erlebens selbst. Alles andere sind Streitereien, die ins Abseits führen, sprich weg von der Erfahrung der Einheit…“ ergänzte ich noch und erntete nur Kopfschütteln…

Hier der Nachklang dieser Erfahrung | Gerade die Erfahrung ist es aber, die viele Diskussionen zunichte machen könnte. Doch wenige wollen sich wirklich darauf einlassen. Besonders in spirituellen Fragen scheint es wenig Bereitschaft zu geben, die Erfahrung dem blossen Wissen, oder dem Glauben, vorzuziehen.
Warum eigentlich?
Weil es mühsam ist und eine Fähigkeit verlangt, die uns nicht zum Vornherein gegeben ist, eine gewisse Konzentration und Ausdauer. Die Fähigkeit, die Aufmerksamkeit z.B. lange auf einen Gegenstand zu lenken, ein Bild, einen Menschen, einen Gedanken, eine Pflanze und vieles andere. Dabei stößt man bald an Grenzen. Es kommt immer „etwas“ dazwischen. Ein Gedanke wie dieser: „Was bringt das denn“, oder: „Ich habe doch wichtigeres zu tun, als mich mit solchen Dingen herumzuschlagen“, oder „Es warten so viele wirkliche Probleme auf mich zu Hause, lieber sollte ich mich denen widmen…“ usw.

Erfahrung ist Arbeit | Manchmal Schwerstarbeit! Wissen, welches schnell verfügbar gemacht werden kann, ist oft schon vorhanden, zu allen möglichen Themen. Es ist schnell recherchierbar, jederzeit online abrufbar. Wir hatten vielleicht schon das Vergnügen, einmal einen Buddhisten zu treffen und haben uns mit ihm über Religion unterhalten, dasselbe mit einem Christen, einem Hindu, einem Moslem, Juden usw. Wir waren vielleicht geteilter Meinung. Uns widerstrebte manches, was geäussert wurde und wir zimmerten uns eine entsprechende Antwort zurecht. Diese Antwort taucht nun jedesmal aus dem Untergrund unserer Persönlichkeit auf und ist präsent, wenn das entsprechende Stichwort fällt. Es ist uns zuwider und wir gehen auf Konfrontationskurs. Dasselbe geschieht mit der uns wenig sympathischen Partei, mit Fragen des Alltags usw.

Das ist der Automat in uns | Und der ist ziemlich resistent. Er ist immer präsent und verteidigt SEIN oder „UNSER“ (wessen?) Weltbild, oft vehement, starrköpfig und unnachgiebig.
Sämtliche Unterteilung in Konfessionen, Religionen, politische Parteien usw. ist eine persönliche Abstraktion von einem Ganzen, eine Abtrennung von einer Einheit, die alles umfasst und verbindet. Es sind Standpunkte, Weltanschauungen, die immer aus persönlichen Geschichten heraus konstruiert (und, je nachdem vermarktet) werden. Selbst Religionen, Sekten, werden vermarktet (Stichwort Scientology). Nicht, dass die Erfahrungen der Begründer aller dieser abstrakten Konstrukte zum vornherein falsch sein müssen. Oft sind sie absolut echt und wahrhaftig (Buddha, Christus u.v.a.). Der Bruch passiert nachher, bei denen, die die Erfahrung nicht mehr nacherleben können. Das Wesentliche geht verloren und ein Rinnsal dieser Weisheiten ergiesst sich in den Schriften der Nachfolger (Apostel, Päpste, Priester usw.). Jeder neue Abdruck (und deren mannigfaltige Interpretation) verwässert die reale Erfahrung des Urhebers über Jahrtausende hinweg solange, bis nur noch dürres, brüchiges Geäst übrig bleibt, welches bestenfalls noch als Grundlage für ein Feuer dient…
Ein religiöser Zugang muss immer wieder neu gewonnen werden. Er kann nur durch die persönliche Anbindung an das Ganze gefunden werden. Und das ist das Erlebnis… Vielleicht treffen wir sie dann alle bald wieder: den Buddha, den Christus und alle anderen?

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

Karl Popper und der kritische Realismus

Karl_PopperDer Philosoph Karl Popper wurde am 28. Juli 1902 in Wien geboren. Vor allem die Werke von Platon, Hegel und Marx beeinflussten und veranlassten ihn zur Gegenthese einer „geschlossenen Gesellschaft“. Von ihm stammt unter anderem der Begriff der „offenen Gesellschaft“

Einige Aspekte zu seinem Werk:
In Wikipedia steht folgendes:
“Der Kritische Rationalismus übernimmt die im Alltagsverstand selbstverständliche Überzeugung, dass es die Welt wirklich gibt, und dass sie vom menschlichen Erkenntnisvermögen unabhängig ist. Das bedeutet beispielsweise, dass sie nicht zu existieren aufhört, wenn man die Augen schließt. Der Mensch aber ist in seiner Erkenntnisfähigkeit dieser Welt durch seine Wahrnehmung begrenzt, so dass er sich keine endgültige Gewissheit darüber verschaffen kann, dass seine Erfahrungen und Meinungen mit der tatsächlichen Wirklichkeit übereinstimmen (Kritischer Realismus). Er muss daher davon ausgehen, dass jeder seiner Problemlösungsversuche falsch sein kann.“

Er kann, in diesem Zusammenhang betrachtet, nicht nur davon ausgehen, dass seine Problemlösungsversuche falsch sein können, sondern zwingend falsch sein müssen. Das ist eben der Haken an der ganzen Sache! Somit geht auch die Theorie des kritischen Realismus bachab. Sie vernichtet sich sozusagen selbst. Denn sie verschließt die Tore zu einer objektiven Welt, indem sie diese (zumindest aus der Sicht des menschlichen Erkenntnisvermögens heraus), negiert, und deren Realität von der subjektiven Sichtweise trennt (Dualismus). Genau damit stellt sie ihrerseits ein objektives Urteil, auf vermeintlich subjektiver Basis, auf. Popper weist meines Erachtens verständlicherweise auf die Relativierung unserer Urteile hin. Er stellt dieses Relative als Voraussetzung in der zwischenmenschlichen Kommunikation hin. Meinungen, Ansichten, Weltanschauungen treffen aufeinander und bekämpfen oder ergänzen sich, je nach Blickwinkel. Dabei setzt er jedoch die Grenze der Erkenntnis sehr tief an. Er gesteht, seiner Erfahrung gemäß, und vermutlich unbewusst, auch anderen Menschen keine höherere Erkenntnis zu, als er sie selbst erfahren hat. Alle haben sozusagen „ein bisschen recht“. Die “Wahrheit“, wenn man das Produkt dieser Überlegungen im Lichte des kritischen Relativismus überhaupt so nennen darf, findet sich, dessen These nach, erst in der eigenen Auseinandersetzung mit Themen oder im Austausch untereinander, wenn auch nicht zwingend.

Wenn das menschliche Erkenntnisvermögen, wie es Popper, Kant und andere proklamieren, tatsächlich so begrenzt ist, dass es sich keine Gewissheit darüber verschaffen kann, ob die reale Welt wirklich so ist, wie sie ist, dann gleicht jedes Urteil einem Zufallstreffer. Die Wahrheit wird sozusagen ein interaktives Zufallsprodukt. Sie entbehrt damit einem realen Fundament. Gleichzeitig erlischt jeglicher Sinn des zwischenmenschlichen Austausches. Jeder Satz müsste mit “könnte sein oder auch nicht“ kommentiert werden. Bestenfalls könnte die Wahrscheinlichkeit oder Unwahrscheinlichkeit einer Sache eingestanden werden. Dabei würde man unweigerlich die Frage stellen müssen, worauf die Einschätzung dieser Wahrscheinlichkeit/Unwahrscheinlichkeit denn beruht? Wer richtet? Wer entscheidet? Und wie entsteht die Begrenzung der eigenen Erkenntnis einer Sache gegenüber? Jeglicher geistiger Halt geht so verloren, relativiert sich. Ob der kritische Realismus sich auch streng logischen (z.B. mathematischen und wissenschaftlichen) Erkenntnissen gegenüber in dieser Weise stellt ist mir unbekannt. Die Anwendbarkeit bezieht sich jedenfalls auf alles, was spekulative, nicht exakte Wissenschaft ist und dazu gehören philosophische, religiöse und weltanschauliche Fragen. Aber genau dort wäre mehr Klarheit wichtig und gefordert.

Nicht dass ich persönlich die Relativität der Wahrheit im alltäglichen Urteil bestreiten würde. Auch dieses Statement ist so betrachtet nur relativ richtig. Der Begriff an sich ist nicht umfassend und abschließend, sondern lässt immer Ergänzungen, Korrekturen, Differenzierungen zu. Wer aber aus der Relativität heraus Erkenntnisgrenzen setzt, der befindet sich in seichtem Gewässer und wird bald stranden müssen. Konsequent weitergedacht, dürfte der kritische Realist keine Grenzen setzen, sondern alle Grenzen aufheben. Denn jedes Urteil darin würde problematisch werden, auch das eigene…
Die Relativität hat immer Potenzial nach oben. Dabei kann offen gelassen werden, ob der Mensch dabei nicht auch in vollkommen neue Dimensionen vorstoßen kann, die zur absoluten Freiheit führen können. Erst die Erfahrung wird es zeigen.

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

Gespräch eines Frosches mit sich selbst

FroschFrosch: Ziel der Entwicklung jedes Frosches ist es doch, an den einen und gleichen Frosch-Punkt heran zu kommen, dem höheren Frosch-Bewusstsein sozusagen. Jeder Frosch entwickelt sich nach seinen individuellen Möglichkeiten und Anlagen auf dieses Ziel hin!

Des Frosches “Es“: Ach Quaktscht! Genauso gut könnte sich doch jeder Frosch einfach zu seinem eigenen privaten Frosch-Vergnügen hin entwickeln! Warum auf einen Punkt?

Frosch: Was macht es denn für einen Sinn, wenn frosch sich nur zu seinem eigenen Wohle entwickelt?

Es: Ach dieses blöde Geschwätz von der Sinnfrage! Sorry, da werde ich ganz anders. Warum muss denn immer alles einen Sinn haben!?

Frosch: Na ja, sieh es mal so: wäre dein Tun und Gequacke völlig sinnlos, warum entscheidest du dich denn für das eine und gegen das andere? Nimm mal dieses fette Würmchen dort. Es macht doch sehr wohl einen Sinn, danach zu schnappen oder?

Frosch2Es: Flschtttttt… Mampf
…Ja freilich, aber deshalb stelle ich mir doch noch lange keine Sinnfrage vorher! Ich schnappe danach und fertig!

Frosch: Du meinst Naturinstinkt und so…

Es: Genau!

Frosch: Vielleicht gibt es aber doch noch schwierigere Entscheidungen als diese?

Es: Wie meinst du das genau?

Frosch: Na ja, wenn’s ums nackte Überleben geht zum Beispiel… Oder wenn Dinge eintreten, die man lieber anders gehabt hätte.

Es: Du meinst, wenn dir vor der Nase die Beute weggeschnappt wird und solche Sachen…

Frosch3Frosch: So ungefähr ja…

Es: Gut, das ist schon ganz schön hart, das gebe ich zu! Da gilt halt einfach, der stärkere überlebt und das war’s.

Frosch: Mehr hast du dazu nicht zu sagen?

Es: Was soll ich dazu sagen?

Frosch: Scheinbar fällt dir das Leben sehr leicht! Der Sinn besteht in der Nahrungsaufnahme und in Sex und fertig. Darüber hinaus hast du aber vielleicht auch noch höhere Ziele?

Es: ?

Frosch: !

Frosch4Er nahm einen großen Satz und landete knapp neben einer Seerose im seichten Getümpel. Dort schnappte er blitzschnell nach einer fetten Fliege, die es sich auf dem Seerosenblatt gemütlich machen wollte…

Es: (Selbstgenügsam einschlafend) Ach, wie gut es tut, mit klugen Köpfen wie ich selbst über das Leben zu philosophieren…

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Kunden finden – Kunden binden

KundenbetrugKunden finden, Kunden binden!
Den Spruch predigte man wiederholt gebetsmühlenartig  monoton und suggestiv an einem Verkaufs-Seminar, an dem ich vor vielen Jahren, aus einer finanziellen Not heraus, teilnahm.
“Herbalife“ nannte sich das Verkaufsprodukt aus dem Reigen der Nahrungsergänzungsmittel. Jeder Teilnehmer, jede Teilnehmerin wurde ermuntert, ein Geschäft auf eigenes Risiko zu eröffnen durch Ankauf einer grösseren Menge dieser Produkte plus Anwerbung neuer Kunden. Dies mit dem Versprechen erheblicher Gewinne nach dem Verfahren eines „Schneeball-Prinzipes“.

Die Schaffung von Abhängigkeiten ist der Motor der Wirtschaft | Dazu braucht man die Werbung. Der Anschein von Individualismus ist der Lockvogel für allgemein menschliche Triebe und Schwächen, die schamlos ausgenutzt werden. Das heißt, etwas grundsätzlich Allgemeines, der (Natur-) Trieb, wird als „individuell“ verkauft. Dazu gehören Lustgefühle, Unbewusstes und allerlei Wünsche. Im wirklichen Sinne Individuelles hat damit rein gar nichts zu tun. Egoismus und Individualismus verhalten sich zueinander wie bloße Lust zu einer wahren Begeisterung. Jene stützt sich auf vorgeprägte, automatisierte Muster und Verhaltensweisen, diese auf selbst geschaffene Intentionen und Impulse. Jene sind durch Werbung ansprechbar, da sie meistens unbewusst auftreten, diese nicht. Werbung hat also in erster Linie die Aufgabe, durch Lustschöpfung Kunden anzusprechen und zu finden, das heißt, neue potentielle Käufer, Abonnenten, Interessierte usw. für ein Produkt oder eine Dienstleistung zu gewinnen. Ist das gelungen, so müssen diese in einem zweiten Schritt an das Produkt oder an die Dienstleistung gebunden werden, was nichts anderes heißt, als immer neuere und raffiniertere Abhängigkeiten zu schaffen. Dies kann durch Kredite geschehen, durch Abofallen oder durch Zusatzmittel, die nur mit einem bestimmten Gerät etc. funktionieren (berühmtes Beispiel: die Druckertinte u.a.).

Auch der Staat ist nicht daran interessiert, dass Menschen wirklich unabhängig leben können. Warum eigentlich? Zählt doch die Freiheitsmaxime zu den primären, in fast jedem Grundgesetz verankerten, Rechten? Ein Haus kauft heutzutage niemand mehr in bar und zum Vollpreis. Das können sich die wenigsten Leute leisten, ebenso wenig wie viele andere Luxusgüter. Der Hauskauf besteht meistens aus einem Kredit, genannt Hypothek (das ist etwas, was unter (hypo) dem Tisch (theke) hindurch geschoben wird). Andersherum verhält es sich mit dem „Käufer“, der in Tat und Wahrheit ein Kreditnehmer (und nicht etwa ein Hausbesitzer) ist. Letzteres bleibt alleine die Bank, die damit im Idealfall eine lebenslange Abhängigkeit schafft. Ebendieser Käufer wird dann „über den Tisch“ gezogen. Ähnlich verhält es sich auch mit anderen Objekten, die z.B. auf Leasing-Basis funktionieren. Wer einmal richtig durchgerechnet hat, was sein geleastes Auto, im Vergleich zur Barzahlung, kostet, und dabei die akrobatischen Rechnungsmethoden der Autoverkäufer durchschaut, der kommt ganz schön ins grübeln. Das kann gut und gerne fast das Doppelte ausmachen.

Individuelle Bedürfnisse, die einen Hauch von Freiheit vermitteln, werden in bares Geld umgewandelt. Der Betrogene fühlt sich indessen nicht als solcher, weil sein Bedürfnis zunächst gedeckt zu sein scheint. Die Werbung hat somit funktioniert, die Lust ist befriedigt (zumindest bis zum nächsten Mal). So werden massenweise Abhängigkeiten geschaffen, meistens ohne dass wir dieses Spiel durchschauen. Wir spinnen auf diese Weise ein immer größeres Netzwerk um uns herum. Dass Geld woanders als auf der Bank aufgehoben werden könnte, ist in unserer westlichen Kultur kaum mehr denkbar. – alternativ könnte es immer noch in Omas Matratze eingenäht werden. Immerhin kann man sich eine solche Strategie, trotz lästernder Kollegen, wenn vielleicht auch nicht gerade in einer Matratze, so doch zumindest im Safe, zuhause oder anderswo und ohne unnötige Buhrufe, ernsthaft überlegen! Sind doch die Dienstleistungs-Kosten, die man auf den Banken tätigt, oft höher als das bisschen, immer näher gegen Null hin tendierender, Zinses, das man am Ende des Jahres dafür bekommt. Aber kein Bankkonto zu haben ist in einigen Ländern sogar strafbar. Ja warum wohl? Weil eine andere Abhängigkeit dahinter lauert, die Steuern!
Die nicht kontrollierbaren Gelder oder Werte gehören zu den empfindlichsten Stellen im Fokus des “Väterchens“ Staat. Nicht dass ich hier ein Loblied auf die Steuerhinterziehung anstimmen möchte. Das muss jeder mit seinem eigenen Moralempfinden ausmachen. Aber wenn man den kleinen noch dasjenige nehmen will, was er/sie NICHT haben, dann kommen mir berechtigte Zweifel am System.

Kunden binden ist jedenfalls nicht das höchste Prinzip menschlicher Moral. Dass die „freie Marktwirtschaft“ in diesem Kontext mit Freiheit wenig zu tun hat, scheint nun klar zu sein. Denn die Freiheit „Tun und Lassen zu können“ hängt immer auch am dafür zur Verfügung stehenden Budget. Dieses bestimmt den Marktwert und somit die Marktkraft. Und wo diese am grössten ist, entsteht ein Machtgefälle von reich nach arm. Die so definierte „Freiheit“ ist ein Betrug und noch mehr eine Illusion, weil sie dem kleinen Mann, (der kleinen Frau) vorgaukelt, dass es in seiner/ihrer Hand liege, das Spiel mitzuspielen. Indessen sind dafür die Karten schlecht verteilt (oder gar gezinkt). Suche man also die wirkliche Freiheit lieber woanders… und hüte sich vor dem eigentlichen Stolperstein, dem eigenen Ego.

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Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

Mann oh Mann

Mann seinDas Bild des Mannes ist relativ geklärt, zumindest war es das bis vor vier, fünf Jahrzehnten. Das Rollenbild sieht indessen auch beim größten Teil der heutigen Familien noch ähnlich aus, Mann als Hauptverdiener, Frau mit Haushalt und Kindern beschäftigt. Mit Ausnahme einer kurzen Revolution in den 60ern/70ern, hallen die traditionellen Verhältnisse auch heutzutage wieder nach wie in alten Zeiten, so scheint es. Trotz Alice Schwarzer und nachfolgender Kämpferinnen in Sachen Frauenfrage scheint sich am althergebrachten Rollenverständnis kaum etwas verändert zu haben. Viele Frauen, auch „emanzipierte“, fühlen sich erfüllt in ihrer Aufgabe in „Haus (Hof?) und Herd“.

Dennoch hört man hier und da Unmut. Vor allem, wenn das Ende der „ersten Phase“ (wenn die Kinder ausser Haus sind) naht. Ist die chronische Selbst-Überschätzung des Mannes oder jene der ständigen Selbst-Unterschätzung der Frau und ihrer beider Rollen charakterlich vorgeprägt und auf ewig in die Steine der Menschheitentwicklung gemeißelt? Und die noch wichtigere Frage, oder ist es schon eher ein Rätsel, schließt sich daran an: wann beginnt das Mann-Sein? Oder das Frau-Sein, also das geschlechtliche Leben überhaupt? Und was ist davor? Auf der physischen Ebene kann man zumindest die erste Faktenlage relativ exakt bestimmen. Ein Chromosom prägt schon früh die geschlechtliche Ausrichtung. Davor sind wir offensichtlich geschlechtslos. Zwar behaupten ja viele, es gäbe kein Davor, aber die Frage des Woher bleibt dennoch offen. Betrachtet man die psychischen Faktoren, so wird die Sache aber auch danach erheblich schwieriger zu fassen sein. Und um letztere geht es primär, wenn man ein wenig Licht in die anfangs gestellten Fragen bringen will.

In Fachkreisen tendiert man dahin, dass die geschlechtliche Rollenprägung vor allem in der Kindheit entsteht. Der Begriff der „Rolle“ ergibt sich aus einer gewissen Ausrichtung der erzieherischen Massnahmen und Interventionen sowie dem familiären Rollenverständnis. So beeinflussen sowohl die Verhaltensweise, wie auch das Selbstverständnis der jeweiligen Rolle des Vaters und der Mutter, Geschwister usw. auch die soziale Ausrichtung der Kinder bezüglich deren Rollenbild. Diese adaptieren wie ein Prägestempel deren Bild auf das ihre und tragen es durch ihr Leben. So „funktioniert“ in der Regel Erziehung nach dem allgemeinen Verständnis.
Dabei wird wiederholt von „Rolle“ und von „Funktionen“ gesprochen. Die Rolle im üblichen Sinn ist ein vorgeprägtes Verhaltensmuster, welches in unserem Leben handlungsleitende Impulse impliziert. Das Muster kann auch nachgeahmt und als Kunstmittel eingesetzt werden. Dies genau tun die Schauspieler. Ähnlich „funktionieren“ aber die meisten „normalen“ Menschen. Dadurch handeln und wirken wir in der Gesellschaft gemäß deren Normen, Konventionen, Sitten, Pflichten und Rechten. Eine Rolle kann aber nie das Wesentliche sein! Die Frage taucht immer auf: Was steckt dahinter? Wer ist es, der die Rolle spielt, der hinter der Maske steckt!
Oder anders: Was ist das Wesentliche? Das ist die zentrale Frage. Inwiefern müssen wir unser Verhalten an den Prägungen der Gesellschaft ausrichten oder wieviel persönliche Freiheit steckt darin?

Frau sein, Mann sein sind unzweifelhaft entscheidende Faktoren in den Betriebsrädern einer äußeren Ordnung. Die Gesellschaft, unsere Freunde, Bekannten, Verwandten sehen uns gerne im geschlechtlichen Kontext und beurteilen uns nicht selten ausschliesslich danach. Die Rolle prägt uns, ohne Zweifel. Und wir prägen mit ihr wieder die Gesellschaft. Denn auch wir sehen uns oft gerne im Mantel des Geschlechts und handeln danach. Aber was oder wer steckt dahinter?

Wir umgehen immer wieder uns selbst, das Wesentliche, das Zentrum, den Ausgangspunkt. Das ist die innere Ausrichtung jenseits jedes Rollenbildes. Hier entscheiden nicht Kriterien des Mannseins, Frauseins, noch jeglicher anderer Aspekte, sondern einzig und allein die Schöpferkraft unserer Intuitionen. Mein Fazit: der Kern des Menschen ist ungeschlechtlich und wir sollten auch danach beurteilt werden. Die Clichées, die den Geschlechtern anhaften, bewirken viel Leid und Unrecht. Um dies aufzuzeigen muss man nicht weit ausholen: Stichwort Lohnfragen, Gleichstellung etc. Aus der Sicht des Mannes erlebt man die Welt, das Umfeld anders als aus der Sicht der Frau. Dies ist kein Widerspruch zu dem eben gesagten. Eine Neuorientierung in der Genderfrage müsste tiefer in die menschliche Natur eindringen können. Da nützen oberflächliche Paragraphen und Gesetzeskämpfe nicht viel. Das Bewusstsein reicht auf diesem Niveau nur bis zu äusserlichen, rein zweckmässigen Argumenten. Mit Emanzipation kann letztlich nicht nur jene vom anderen Geschlecht gemeint sein, sondern eine von der geschlechtlichen Abhängigkeit überhaupt…

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

Freie Gemeinschaften

GemeinschaftenEin hohes, soziales Ziel einer modernen Gesellschaft ist die Förderung „freier Gemeinschaften“. Diese definiert sich ausnahmslos durch freie Mitglieder. Frei können sie nur sein, wenn die darin befindlichen Menschen frei sind. Da sie nicht zum vornherein frei sind, sondern es erst werden müssen, gestaltet sich diese Zielvorgabe als äußerst schwierig.

Das grösste Problem dabei sind „Verkittungen“ und „Verquickungen“, die durch unfreie Menschen geschaffen werden. Verbinden sich diese mit negativen gruppendynamischen Effekten, kann dies die Entwicklung der höheren Ziele jedes einzelnen erheblich stören, auch wenn sich diese als „freie Gemeinschaft“ bezeichnen. Dies geschieht selbst dann, wenn die Inhalte solcher Gruppen edler Natur sind (Menschenrechte etc.) Der freie Mensch definiert sich nicht über den Inhalt, sondern über „moralische Intuitionen„, das heißt immer durch situationsangepaßte, sittliche Ideen und Impulse.

Eine solche Gemeinschaft hätte in diesem Sinn den Auftrag, den Menschen einen Nährboden zu schaffen, der sie näher zur individuellen Freiheit bringt. Welcher Art diese Freiheit ist und was sie nicht ist, kann in Dutzenden von Beiträgen in diesem Blog nachgelesen werden. Nicht Normen, Gesetze, Vorgaben, Richtlinien, Traditionen, Sittengebräuche u.s.w. sind es, die lenken und leiten. Ebenso wenig führen jede Art von Fanatismus oder Dogmatismus dahin, sondern einzig gegenseitiges Vertrauen, Toleranz und eine bedingungslose Liebe zum Nächsten und zu sich selbst. Und dazu gehört die Förderung der individuellen Anlagen von Kindesbeinen an.

Was heißt das? Wo stehen Sie selbst? Wie nahe sind Sie persönlich an dieser Zielvorgabe beteiligt? Wie fördern Sie die Menschen in Ihrem Umkreis in dieser Weise? Welche Intentionen tragen Sie zur Freiheit der Menschen in Ihrer Nähe bei? Wie gestalten Sie den Raum der anderen? Brauchen Sie dafür Durchsetzungsvermögen, Disziplin oder gar Schlauheit? Wenn Sie sich etwas wünschen, wie kommen Sie zu Ihrem Ziel? „Über Leichen“ oder im gegenseitigen Einvernehmen? Das sind Fragen die man sich unentwegt und immer wieder von Neuem stellen muss.

Das Gegenteil einer freien Gemeinschaft ist eine verdeckte, verlogene Gesellschaft von sich selbst behauptender Egoisten, egal wie hoch ihre sozialen oder spirituellen Ansprüche von ihnen selbst gestellt werden. Jede persönliche Übervorteilung gegenüber anderen, reduziert dessen Freiheit, egal ob er/sie es merkt oder nicht! Gerade dies ist die vorrangige Wirkung der meisten (leeren) Versprechungen dieser Art: Sie wirken direkt ins Unterbewusstsein und lassen den Übertölpelten im „Schnäppchenglauben“ oder im „Seelenheilglauben“. Vieles ist in dieser Weise psychologisch konstruiert und konditioniert. Gerade das wichtigste, nämlich das Selbstbewusstsein, wird dabei ausgeschlossen. So wirkt gute Werbung gerade durch Ausschluss desselben! Alles andere ist eine Lüge…

Ist eine freie Gemeinschaft also ein Ideal, kein normaler Zustand? Ich würde sagen, ja, aber ein realistisches Ideal. Erst wenn jedes Mitglied zumindest eine Ahnung davon hat, wie und wo er/sie seine/ihre eigene persönliche Freiheit finden kann (nämlich nur bei  sich selbst), wird sich die Gesellschaft in eine andere Richtung bewegen können. Glaubt man nicht an diese Freiheit, sondern sieht den Menschen bestenfalls als ein einigermaßen klug konstruiertes und mit Vernunft begabtes Wesen, jedoch mit einer tendenziell unkorrigierbaren Neigung zum Egoismus, dann kann sich eine Gesellschaft niemals ändern. Krieg, Betrug, Lüge und persönliche Übervorteilung bleiben darin die unverrückbare Grundausrichtung. Entwicklung zu besseren sozialen Verhältnissen werden immer an den Machtgelüsten anderer scheitern. Insofern wäre es auch konsequent, die Zähne zu zeigen und nichts zu verdecken und zu leugnen!

Für Partnerschaften kann man übrigens das gleiche sagen. Das Ego liebt anders als ein freies Ich! Diese Liebe möchte immer etwas für sich selbst einfordern. Sie sucht die eigene Befriedigung (gegebenenfalls durch den anderen). Alles andere ist eher Pflicht als Kür. Man tut es, um selbst wieder zu erhalten. Das freie Ich lebt vom schenken! Es findet die Erfüllung im Wohl des/der anderen. Es ist die Art von Liebe, wie sie von Paulus im Römer-Brief beschrieben wird. Eine freie Gesellschaft lebt ebenfalls vom schenken. Das bloße einfordern gehört an die gebundene Welt und zum gebundenen ich.

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Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

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