Auf der Suche nach meiner künstlerischen Intention zwischen zwei Welten

Seit über 30 Jahren bin ich als Bildhauer, Maler und Kunsttherapeut aktiv im bildnerischen Bereich tätig. Woher kommen denn die Impulse meines Gestaltens und Wirkens? Die Frage nach der Intention in der Kunstschöpfung beschäftigt mich schon seit Jahrzehnten, sowohl philosophisch, wie auch künstlerisch im eigenen Schaffen.

Früher stellten sich solche Frage kaum. Zumindest aus erkenntnistheoretischer Sicht hat man das eigene Tun selten betrachtet. Die Künstler standen vor einer konkreten Aufgabe in der Gestaltung drin, in welcher Art auch immer. Diesem inneren oder äußeren Auftrag stellten sie einerseits sowohl ihr handwerkliches und/oder technisches Geschick gegenüber, als auch eine unbestimmte Empfindung für das gewählte Motiv. Aber woher kamen und kommen denn die Ideen, die Vorstellungen und ganz allgemein, die Kräfte, dieses oder jenes Motiv zu wählen, diesen oder jenen Stil?

Kunstentwicklung der letzten Jahrzehnte

Expressionismus, Kandinsky

Dass nun in jüngerer Zeit auch das Motiv selbst in Frage gestellt wurde war sozusagen eine Errungenschaft der letzten etwa 100 Jahre. Das gegenständliche Vorstellungsvermögen sollte dabei in den Hintergrund rücken, um dem eigenen emotionalen Aspekt mehr Raum zu geben, auch ohne konkretes Motiv.

Auf diese Weise entstand die „abstrakte Kunst“, wobei der Gegenstand einem farblichen und/oder formalen Geschehen Platz machte (siehe Bild von Kandinsky). Hierbei stützte man sich gewissermaßen nur noch auf ein rein seelisches Erfahrungsfeld. Die Frage, worauf sich nun dieses „Seelische“ (dahinter) bezog, wurde kaum gestellt, „es“ ergab sich einfach und spontan. Viel mehr stand der Effekt im Vordergrund. Dieses instinktive Vorgehen öffnete Tür und Tor für subliminale Prozesse, die unerkannt aus dem Hintergrund hineinwirken konnten. Dies machte auch Kräften Platz, deren Kontrolle man ausgeliefert war.

Während man im Impressionismus (zumindest formal) noch den (relativen) Zusammenhang mit der äußeren, sinnlichen Welt behielt, die man versuchte in einem neuen Licht erscheinen zu lassen, so hat man diese Ebene im Expressionismus weitgehend verlassen, um vorwiegend den inneren (aber oft unerkannten) Emotionen Ausdruck zu verschaffen. Bei Letzterem stützte man sich auf Vorstellungen und konkrete Motive. Die Expression bezog sich im Wesentlichen auf die Farbgebung einer vereinfacht dargestellten Formenwelt.

Erst später vollzog sich der Schritt hin zum vollkommen abstrakten Bild, wo sowohl Formen wie auch Farben sich loslösten vom realen, sinnlichen Bezug. Die Intention ging also weg von Vorstellung und Motiv bis zum rein emotionalen Element eines seelischen Ausdrucks, jenseits des materiellen Bezugsrahmens. 

Mein eigener Weg

Als Kunstschaffender hatte ich diesen bestehenden und allseits bekannten Weg ebenfalls vollzogen, wobei mir selbst der expressive Ansatz immer nähergestanden hatte, als der impressionistische. Dabei rückte das äußere Motiv immer mehr in den Hintergrund, ohne jedoch ganz verschwinden zu wollen. Ich bemerkte auf diesem künstlerischen Weg eine große Gefahr in meiner persönlichen Entwicklung. Es vollzog sich ein Verlust jeglichen Haltes an der realen, äusseren Welt. Der innere Halt ging dabei ebenso verloren, wie der äussere. Diese Entwicklung bemerkte ich auch bei vielen anderen Künstlern, die mir nahestanden. Dieser Zustand war unangenehm, was sich aus der Selbstbeobachtung allmählich bald ergab.

Es musste etwas im Inneren gesucht werden, was den Verlust des äusseren Halts kompensieren, oder besser, ersetzen, oder noch besser, diesen durchdringen konnte! Durchdringen hiesse, dass man nicht aus der Vorstellung zu einem Motiv kommt, sondern umgekehrt, dass sich das Motiv von innen heraus „wie von selbst“ einstellt. Dies muss jedoch ohne den Verlust eines bewussten Gestaltens gelingen!

Bewusstes Schaffen

Es ging und geht mir also immer um das bewusste Schaffen, aber weniger von den Kräften des Verstandes geleitet, als vielmehr umfassender, das unmittelbare Empfinden mit einbezogen! Für die meisten Menschen gibt es eine solche (innere) Kraft nicht. Deshalb versuchen sie den äußeren Halt auf Biegen und Brechen aufrechtzuerhalten. Sie bleiben am Motiv, an der Vorstellung kleben und versuchen alles nur gefühlte gänzlich durch Technik und „Stil“ (was immer das auch sein mag), zu kompensieren. Das ist die eine Richtung. Die andere verlässt alles Denken, alles Vorstellen und wird in gewisser Weise „verrückt“, also weg gerückt, unbewusst. In dieser Weise verlieren sie sich im emotionalen Gewoge des „Auf und Ab“. Beide Bemühungen verlieren etwas Entscheidendes: sich Selbst, das Schaffen aus dem Ich heraus, dem Zentrum und Kern des Menschen.

Das Abgleiten kann also in zwei Richtungen geschehen. Und mit „Abgleiten“ ist in diesem Kontext nichts despektierliches gemeint, sondern ein natürliches Schwanken in einem Entwicklungsprozess. Dies zu durchschauen und stets wieder zu korrigieren, ist die schwierigste Aufgabe, die sich meinem künstlerischen Tun stellt. Dazu habe ich schon viele Bücher und Aufsätze geschrieben, will hier also nicht näher darauf eingehen.

Extreme erkennen und überwinden

Diese zwei Extreme möchte ich überwinden. Darum geht es mir. Es muss eine Brücke geschaffen werden vom Einen ins Andere. Darin besteht heute im Wesentlichen die Intention meines künstlerischen, wie auch jene des therapeutischen Schaffens mit künstlerischen Mitteln! Das Hin- und Her in diesem Suchen birgt viele Gefahren. Die Vorstellungen der materiellen Welt möchten sich zwar stets hinwenden zu deren spirituellem Hintergrund, aber es bleiben eben immer noch Vorstellungen! Die Tendenz, dass plötzlich „Engelwesen“ oder engelartige Gebilde oder andere Lichterscheinungen erscheinen, die aber auch aus einer blossen Vorstellung und nicht dem unmittelbaren Erleben entspringen, sind dieser Verirrung geschuldet! Vorstellungen bleiben Vorstellungen und damit immer nur indirekte Impulse einer inneren, zentralen Kraft, die sich den Weg nur über den Verstand suchen will. Sie haben nichts zu tun mit bewusst aus Imagination, Inspiration oder gar Intuition heraus Erlebtem!

Fazit

Deshalb ist es mir außerordentlich wichtig, dass ich diesen zentralen „Punkt“, diese Kraft in mir finde, die mich aufrecht erhält, auch dann, wenn nichts Äußeres mich trägt. Mich aber auch gleichzeitig aufrecht erhält, wenn ich mich einseitig im Verstand wie in den Gefühlen verliere!

Ganz konkret versuche ich seit Jahrzehnten im bildhauerischen wie im malerischen Schaffen während des ganzen Prozesses der Formentstehung diese wache Präsenz aufrecht zu erhalten, die das Tun begleitet. Je mehr Klarheit in Form und Fläche entsteht, umso mehr kämpft man in solchen Momenten gegen die andere Seite, jene die von den Augen her kommt und ständig gewisse Bezüge und reale Formen sucht, die „etwas“ darstellen, an denen man sich festhalten kann. Man tendiert dann dazu, Anlehnungen an konkrete Motive zu realisieren. Man drängt dahin, das noch Schleierhafte in Gestalten und Motive festlegen zu wollen! Sich hier zurückzuhalten ist nicht einfach! Es möchte (oft auch vom Betrachter her, damit das Bild „verstanden“ wird) stets etwas konkretes im Bild, in der Form „gesehen“ werden, um eben diesen äußeren Halt wiederzugewinnen. Hier beginnt eine Art Kampf im eigenen schöpferischen Gestalten. Eine Formbindung einerseits oder das Verschwimmen und Verlieren ins Leere, Gestaltlose andererseits.

Was steht im ersten UN-Bericht über Geoengineering?

Umweltprogramm der UNEP

Ins Deutsch übersetzt von Urs Weth

Unter allgemeiner Gleichgültigkeit veröffentlichte das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) am 28. Februar den „One Atmosphere“-Bericht, die erste von der UN-Institution erstellte Zusammenfassung über die Risiken, die mit „Klimamanagement“-Techniken verbunden  sind  . Wir lesen es für Sie.

Pablo Maille

Pablo Maille– 22. März 2023

#klima #geopolitik

Was steht im ersten UN-Bericht über Geoengineering?
Detail des Covers des Romans Das Ministerium für die Zukunft von Kim Stanley Robinson (Orbit, 2020)

„  Der groß angelegte Einsatz von Solar -Geo-Engineering- Technologien scheint weder notwendig noch machbar (…), aber unsere Rolle ist es, proaktiv zu sein. Es ist ein lustiger Balanceakt, auf den sich Andrea Hinwood, die wissenschaftliche Direktorin des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP),  einlässt . In einem Interview, das am 28. Februar auf der UN-Website veröffentlicht wurde, versucht die Wissenschaftlerin, die Hauptlinien der etwa fünfzig Seiten zu skizzieren, die sie gerade durchgesehen hat. Diese wurden von einem Team aus acht Wissenschaftlern aus Südafrika, Indien und den Vereinigten Staaten verfasst und bilden den allerersten Berichtoffiziell von der UN-Institution in Auftrag gegebene sogenannte „Klimamanipulations“-Techniken, die darauf abzielen, die Auswirkungen der Erwärmung auf das Erdsystem abzumildern (in diesem Fall wurden nur Techniken untersucht, die auf die Sonneneinstrahlung abzielen).

Ergebnis ? Während sie „  wissenschaftliche Offenheit und Transparenz  “ sowie „  eine angemessene Kontrolle über die lokalen, nationalen und internationalen Ergebnisse dieser Forschung “ fördert, glaubt Andrea Hinwood, dass es „ naiv “  wäre   zu glauben, dass die Forschung auf diesem Gebiet des Geoengineering „  verschwinden “ wird  „. „  Wir können es uns nicht leisten, den Kopf in den Sand zu stecken  “, warnt sie. Daher die Aufforderung, die vielen Risiken im Zusammenhang mit Solar-Geoengineering zu berücksichtigen, die der Bericht in den folgenden sechs Kategorien zusammenfasst.

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Risiko 1: „Klimafolgen“ 

Erstes Risiko, das das Expertengremium trotz „ der geringen Zahl wissenschaftlicher Forschungen “ zu diesem Thema identifizierte: Die Injektion von Aerosolen in die Stratosphäre (IAS) könnte zu einer „ regionalen Unterkühlung in tropischen Regionen und einer übermäßigen Resterwärmung in den Tropen führen Polarregionen “ oder gar „ Temperaturasymmetrien zwischen Nord- und Südhalbkugel, die negative Folgen für tropische Monsune und Wirbelstürme im Nordatlantik haben könnten “. Zur Erinnerung: Diese sogenannte IAS-Technik ist teilweise durch den Ausbruch des Pinatubo-Vulkans inspiriert.auf den Philippinen im Jahr 1991, die die globalen Temperaturen einige Monate lang (leicht) gesenkt hatten. Konkret würde es darin bestehen, den Himmel mit Schwefeldioxidpartikeln zu imprägnieren, die in der Lage sind, einen Teil der Sonnenstrahlen in den Weltraum zurückzugeben.

Risiko 2: „Umweltschaden“

Wie UN-Experten betonen, „ um effektiv zu sein, muss der Einsatz einer solchen Technik über Jahrzehnte oder länger kontinuierlich aufrechterhalten werden “, sonst kehrt die verursachte Klimadämpfung im Falle einer Unterbrechung durch die Haustür zurück. Das Ergebnis sind möglicherweise verheerende Folgen für Regenzyklen … und damit “ für die Umwelt auf und nahe der Erdoberfläche „, so die UN. „ Über Jahrzehnte oder Hunderte von Jahren ununterbrochen Ballons oder Raketen in die Atmosphäre zu schicken, um den Bumerang-Effekt zu vermeiden … Es erscheint mir völlig verrückt, ganz zu schweigen von den möglicherweise katastrophalen Nebenwirkungen auf die Atemwegsgesundheit der Bevölkerung, den Monsun oder die Biodiversität“, warnt Amy Dahan, emeritierte Forschungsdirektorin des CNRS, die anlässlich eines unserer jüngsten Artikel zu diesem Thema in unseren Kolumnen interviewt wurde .

Risiko 3: Die „Gefahren einer plötzlichen Unterbrechung“ 

Logische Erweiterung dieses Risikos: Wenn der Einsatz der Injektion von Aerosolen in die Stratosphäre (IAS) über Nacht unterbrochen würde, „  würde sich die bisher verborgene Erwärmung in wenigen Jahren manifestieren  “. Dadurch würden nicht nur die oben erwähnten „  schwerwiegenden negativen Auswirkungen auf Ökosysteme, Biodiversität und Arten  “ plötzlich an Intensität zunehmen, sondern auch die weltweit zu spürenden Temperaturen. Hitzewellen, Dürren … Es wäre dann unmöglich, das Ausmaß dieser Gegenreaktion vorherzusehen, es sei denn, die Einstellung des Einsatzes würde „allmählich  “ erfolgen, was den Aufbau „ angemessener und robuster Systeme stromaufwärts“  implizieren würde   “, so die UN .

Risiko 4: „moralisches“ Risiko

Eine weitere Einschränkung eines solchen Szenarios: Wird die Dekarbonisierung nicht zu einem zweitrangigen Thema, wenn Solar-Geo-Engineering zu einer vernünftigen, sogar profitablen Option wird? Diese Frage stellen sich implizit Wissenschaftler, die die Investitionen, die erforderlich sind, um die Erde mit diesen Techniken um etwa 1° C abzukühlen, auf rund 20 Milliarden Dollar pro Jahr („  low range  “) schätzen. Daher ihre Angst dass [Geoengineering]-Forschung die Anreize zur Minderung von Treibhausgasemissionen verringert, indem entweder Erwartungen geweckt werden, dass ein Einsatz von Solar-Geoengineering die nachteiligen Folgen hoher Kohlenstoffkonzentrationen verringern könnte; oder durch Abzweigung finanzieller, politischer oder intellektueller Ressourcen von Minderungs- und Anpassungsbemühungen  “.

„  Diese Zahl [von 20 Milliarden] ist lächerlich im Vergleich zu der, die durch eine vollständige Umwälzung unserer Produktionsmethoden oder die Entwicklung des Kohlenstoffspeichersektors auf globaler Ebene ausgelöst würde“, fügt der Klimatologe Roland Séférian zu The Obs hinzu . Das ist das ganze Problem des moralischen Risikos: In einer kurzfristigen Gesellschaft, die von finanziellen Sorgen dominiert wird, besteht die Gefahr, dass diese Wahl des „Managements der Sonneneinstrahlung“ trotz aller damit verbundenen Unsicherheiten getroffen wird ( …) Leider scheint dieses „Zeitkaufargument“ zu sein sehr naiv für mich: Wir werden das Problem und den Horizont einer notwendigen Dekarbonisierung der Wirtschaft nur verschieben. Und der Bericht erinnert daran, dass das Einbringen von Schwefelpartikeln in die Atmosphäre in keiner Weise dazu beitragen wird, bestimmte Nebenwirkungen der globalen Erwärmung wie die Versauerung der Ozeane zu bekämpfen .

„Tatsache ist, dass Experimente einen operativen Einsatz von Solar-Geoengineering wahrscheinlicher machen könnten“Auszug aus dem UN „One Atmosphere“-Bericht

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Risiko 5: „Geopolitische und gesellschaftliche Bedenken“

Eine „  Ungewissheit  “, die Wissenschaftler auch mit dem globalen geopolitischen Kontext in Verbindung bringen. Denn rund um die Governance dieser Tools stellen sich viele Fragen: Wer soll die Entwicklung der eingesetzten Technologien finanzieren und kontrollieren? Wie kann eine mögliche Aneignung dieser Techniken durch böswillige Akteure vermieden werden? Wie sieht es mit grenzüberschreitenden Auswirkungen aus, wenn zum Beispiel Schwefelpartikel, die von einer Nation injiziert werden, auf benachbarte Böden fallen? Jedenfalls geht der Bericht davon aus, dass es in all diesen Fragen niemals einen „  allgemeinen Konsens  “ geben wird. Aus diesem Grund sagen UN-Experten: “  Gemeinschaften, Nationen und GesellschaftenBetroffene sollten diese „ ethischen und rechtlichen Bedenken “  unverzüglich aufgreifen   , um sie im Geiste des „  Konsenses  “ zu regeln.

Risiko 6: Der „schiefe Hang des Experimentierens“ 

Ganz allgemein erkennt das Expertengremium eine Spannung zwischen seiner Forderung, „  zusätzliche Forschung  “ zu finanzieren … und dem Risiko, dass diese Experimente, selbst wenn sie in kleinem Maßstab durchgeführt werden, dazu führen, dass ein gewisser Techno-Solutionismus geschürt wird. Eine Gefahr, die der Natur des Geo-Engineering zugeschrieben wird, dessen alleinige Labormodellierung in der Regel nicht ausreicht, um die Risiken abzuschätzen. „  Tatsache ist, dass diese Experimente einen operativen Einsatz von Solar-Geoengineering wahrscheinlicher machen könnten  “, warnt die UNO. Bevor wir in einer letzten Warnung, die mit denen der IPCC-Berichte übereinstimmt , betonen, dass „  Asymmetrien in Fachwissen und technologischer Kapazität aufgrund der Nord-Süd-Ungleichheiten – und der Tatsache, dass „  Forschungskapazitäten hauptsächlich in Industrieländern angesiedelt sind  “ – bestehen bleiben.

Auf dem Weg zu einem „globalen Gespräch“?

Auf der Empfehlungsseite empfiehlt der Bericht neben seinem Plädoyer für „  gründliche  “ wissenschaftliche Forschung und rechtliche Rahmenbedingungen die Schaffung eines „  erweiterten Rahmens für die Governance der Stratosphäre  “, der sich sowohl mit „  in der Stratosphäre auftretenden Veränderungen “ befassen würde nach Geoengineering-Experimenten oder -Einsätzen  “ als „  andere Aktivitäten wie Raketenstarts  “. Wie Sophie Gambardella, CNRS-Forscherin und Spezialistin für internationales Umweltrecht, uns daran erinnert, hindert derzeit nichts jeden Staat daran, ein groß angelegtes Solarexperiment zu starten – mit der bemerkenswerten Ausnahme der Enmod-Konvention, das aus den 1970er Jahren stammt und seinen 76 Vertragsstaaten verbietet, Techniken zur Veränderung der Umwelt „ für militärische oder andere feindliche Zwecke “ einzusetzen   .

Die Wissenschaftler plädieren daher für die Etablierung eines „  global inklusiven Dialogs  “ zum solaren Geo-Engineering, der unter der Ägide der UN „  alle Interessengruppen, insbesondere den globalen Süden  “ einbeziehen soll. Versammlung, Kongress, Jahresgipfel? Es bleibt abzuwarten, welche Form dieses „Gespräch“ annehmen könnte, wobei zu entscheiden wäre, „  ob der wissenschaftliche Bewertungsprozess der Etablierung eines Governance-Rahmens vorausgehen soll oder nicht  “.

Motiv und Individualität

Der Wahrheitskampf in unserer Zeit

Spaltungskräfte in der Gesellschaft

Die letzten Jahre haben uns eine grosse Menge von Themen gebracht, die eine Art von Spaltungskräften durch die ganze Menschheit hindurch erzeugten. Kommunikativ geschah ein Prozess, der harte Fronten aufbauen liess. Noch wenige Jahre zuvor, kamen diese Kräfte kaum oder nur geschwächt zum Vorschein. Hatte man über ein bestimmtes politisches, kulturelles oder soziales Thema eine andere Meinung, dann konnten auch damals schon harte Fronten entstehen. Sie durchzogen aber nicht im gleichen Mass die Menschheit als Ganzes. Die Themen waren indifferenter, vielfältiger und zerstreuter. Die gegenwärtige harte Front ist die Folge einer Zentralisierung der Meinungshoheit in im Wesentlichen zwei gegensätzliche Strömungen.

Es entstand in jedem Menschen eine Disharmonie. Das Feld, auf dem der Streit ausgetragen wird, liegt nicht mehr nur ausserhalb bei irgendwelchen Politikern oder Medien, sondern es wird verinnerlicht und existentiell für jeden Einzelnen. Der Riss geht durch die Seele jedes Einzelnen. Wir agieren auf drei Ebenen, der Ebene des Willens, der Ebene der Gefühle und der Ebene der Gedanken.

Viele Menschen haben sich nie intensiv mit den aktuellen Themen beschäftigt. Sie haben sich weder mit Virologie noch mit Klimatologie oder mit Geopolitik beschäftigt. Sie stehen dem einen oder anderen Thema aber dennoch meistens nicht neutral gegenüber. Man hat im Laufe seines Lebens verschiedene Stadien durchlaufen, Gedanken verfolgt, Erfahrungen gemacht. Dadurch wurden wir alle in gewisser Art und Weise konditioniert. Die Konditionierung drückt alles nach unten in diesen Willensbereich. Wir haben uns vielleicht in der Jugendzeit einmal Gedanken gemacht über ein Thema. Je nach Charakter und Temperament, je nach sozialer Eingebundenheit oder Vorprägung, kamen wir zu bestimmten Urteilen. Wir verteidigten diese Urteile viele Jahre gegen andere, die uns entgegentraten: Umweltschutz war uns sehr wichtig, oder Umweltschutz war uns nicht wichtig.

Wir können jedes andere Thema und seine Antithese nehmen. Je nach eigener psychischer Struktur haben wir die eine oder andere Haltung eingenommen. Was wir als Gedanke einmal darüber gedacht haben, sackte im Laufe der Jahre oder gar Jahrzehnte in den dunkleren Gefühlsbereich hinunter. Selbst dort wurde es vielleicht zunehmend beiseitegeschoben, weil wir unter den Gefühlen gelitten haben. Man nennt es die Verdrängung.

Konditionierung

So kommt es, dass wir mit der Zeit in vielen Fragen des Lebens und der Gesellschaft aus einer tiefen, dunklen Sphäre heraus reagieren, wenn plötzlich gewisse Themen, vielleicht in einer anderen Gestalt verpackt, wieder auftauchen. Nehmen wir das Beispiel Hygiene: Wir sind entweder sofort getriggert und gehen in Deckung, weil wir einmal gelernt haben, dass Viren sehr gefährlich sind. Unser Vater war vielleicht Arzt oder die Mutter Krankenschwester und er/sie hat uns das schon im Kindesalter eingeimpft. Das Thema sackte ab in den Willensbereich. Nun kam Corona, und wir waren entsprechend schon auf Abwehr festgelegt. Entsprechend haben wir kritiklos alles hingenommen, was man verordnet hat. Wir haben es nicht neu gedacht, sondern waren aus einem tiefen, konditionierten Empfinden heraus determiniert. Dasselbe passierte in der entgegengesetzten Richtung.

Ein Zusammenkommen oder eine Auseinandersetzung mit einer Thematik ist in diesem Kontext sehr schwierig, weil es eine gewisse Arbeit an sich selbst voraussetzt. Dadurch entstanden auch bei weiteren Themen, die auf das Eine folgte, ähnliche Konsequenzen zu erwarten. Federführend dabei war eine gewisse «Maschinerie», die sich dies relativ klug zunutze machte. Gemeint sind Methoden der Massenhypnose, die hauptsächlich durch die Massenmedien gefördert und beschleunigt wurden. Letztendlich war es eine Frage des Vertrauens in unsere Regierungen und deren Sprachrohr, den Medien.

Auf der Ebene der Gedanken wurden viele Stimmen von Wissenschaftlern laut, die sich ihrerseits sowohl auf der einen, wie auch auf der anderen Seite positionierten. Ein Beitrag von einem Schweizer Blogger mit Namen «Zeidgenosse» recherchierte z.B. die Entwicklung des Ukrainekonfliktes seit den 90er-Jahren, bis es zum Krieg mit Russland kam. Dabei stellte er auf sehr kluge Weise eine Kette von Argumenten aus der Geschichte auf, die sich klar auf die Seite der Ukrainer und vor allem der NATO positionierte. Man konnte nicht zum Vornherein abweisen, was er vorbrachte, auch wenn seine geschichtliche Betrachtung mehr faktenbasiert und wenig Motivbasiert war. Stellte man dann diesem Statement die Argumentationskette von Daniele Gansers Sicht auf die Dinge gegenüber, war man überrascht. Auch dieser Vortrag war nicht einfach abzuweisen. Hier konnte man anschaulich feststellen, wie sich zwei verschieden denkende Menschen mit derselben Sache in unterschiedlichster Weise auseinandersetzten. Was eher selten vorkommt in den letzten Jahren war ein Disput auf sachlicher Basis. Weniger wünschenswert war, dass die eine Sichtweise (Zeidgenosse) massiv von Medien und Staat gefördert wird und die andere Sichtweise (Ganser) diffamiert, dementiert und mit massiven Vorwürfen ins Lächerliche gezogen oder sogar verboten wird.

Was ist Wahrheit?

Aus diesem Erlebnis heraus wurde mir eines klar: Der Grundimpuls, auf dem ein Mensch aus seiner Geschichte heraussteht, ist massgebend. Jeder kann sich auf dieser Basis eine Kette von Argumenten schaffen, die in sich schlüssig ist und diese auch belegen. Am Schluss hat man jedoch das Gefühl, es bleibt vieles im Dunkeln. Der eine hat diese Dokumente herangezogen, der andere jene. Dies immer aufgrund eines bestimmten Vorgefühls. Und jetzt kommt das Wesentliche: Beide haben sich vermutlich im tiefsten Kern ehrlich und redlich um Wahrheit bemüht. Und beide Gesichtspunkte können stimmen oder in sich schlüssig sein. Aber ist es die absolute Wahrheit? Wie kommt man zur Wahrheit?

In der Mathematik ist das relativ einfach, man rechne: wie viel ergibt 3 x 4? Würde jemand behaupten, es gäbe 10, dann würden kaum Zweifel entstehen darüber, ob er recht oder unrecht hat, es sei denn man kann nicht rechnen. In der Geschichte aber berufen wir uns immer auf gewisse Dokumente! Bis vor etwa 100 Jahren waren dies ausschliesslich Printdokumente. Wie leicht ist es für einen Staat, vor allem für die Siegermächte eines Krieges, diese zu fälschen! Was bleibt noch als Wahrheit übrig? Heutzutage sind es, nebst den Printmedien, Radio und Fernsehen und natürlich das Internet. Es ist nicht mehr so leicht möglich, Dokumente zu fälschen! Jeder, der Zugriff hat, kann diese kopieren und speichern! Ein Betrug kann somit schnell aufgedeckt werden (Whistleblower). Es gibt auch Archive, in denen Originaldokumente geschützt und gespeichert sind. Zu denen haben aber nicht alle einen Zugang.

Die andere Art gewisse Wahrheiten zu kennen, ist die reale Zeugenschaft vor Ort. Was ein Einzelner oder eine Gruppe von Menschen so erfahren und erleben, hat einen gewissen Wahrheitsanspruch. Aber auch dieser muss relativiert werden, weil die Wahrnehmung der Menschen nicht immer konform geht. Das gleiche Erlebnis wird unter Umständen anders interpretiert! Und schliesslich gibt es noch sprachliche Barrieren. Auch die Erkenntnis vom inneren Wesenscharakter eines Volkes oder einer Ethnie muss durschaut werden, um auf die Motivebene vorzustossen. Darüber könnte man sehr viel sagen. Eine Andeutung muss hier genügen!

Neue Bewusstseinsstufen

Wir kommen schliesslich zu dem Ergebnis, dass wir zwar auf drei Ebenen: dem Willen, dem Gefühl und dem Denken, zu Meinungen finden können. Die Meinungen können einen Wahrheitsgehalt haben, je nach dem mehr oder weniger. Die Meinungen können gute Absichten und Ehrlichkeit ausstrahlen, aber es bleiben am Schluss dennoch Meinungen. Niemand kann sich auf diesen Ebenen zu einer alleinigen Wahrheit aufschwingen! Das heisst aber nicht, dass es keine Wahrheit gibt! Die Frage ist nur, ob die Wahrheit, wie sie sich sozusagen in der Mathematik «nackt präsentiert» , ob diese Wahrheit auch in Nichtmathematischen Bereichen angewendet werden kann.

Wie ich versuchte darzustellen, tut es die Meinung nur bedingt, da wir unterschiedliche Werkzeuge dafür benützen, uns eine solche zu bilden. Der Wille geht hinunter in den Schlafbereich. Über ihn haben wir keine bewusste Macht, solange wir nicht dafür geschult sind. Das Gefühl lebt mehr im Traumbewusstsein oder in Zwischenbereichen zwischen Traum und Schlaf. Auch darüber haben wir mit unserem normalen Bewusstsein keinen Zugang. Weil nun die meisten Erfahrungen in unserem Leben auf Konditionierung, Phrase, Routine und Konvention beruhen, kommen wir mit den Urteilen auch nicht über die Schwelle des Traum- und Schlafbewusstseins hinaus!

Der ehrliche Wissenschaftler, der sich bemüht, Fakten zusammenzutragen und daraus ein Bild oder eine Interpretation zu stricken, hat sich zwar bereits in hohem Masse aus der vorgeprägten Konditionierung heraus gearbeitet, aber ihm bleibt das wirkliche, lichte Bewusstseinstor ebenfalls verschlossen. Solange er nur den menschlichen Verstand und die gewöhnliche Logik dazu verwendet, bleibt er von Täuschungen und Illusionen nicht verschont. Das gilt für alle Richtungen, egal ob sie die eine oder andere Sichtweise ehrlich vertreten. Man kann sie selbstverständlich auch unehrlich betreiben. Das tut man dann, wenn man weiss, dass man gewisse Geschichten („Narrative“) absichtlich in die Welt setzt, obwohl man weiss, dass man damit die Menschen täuscht. Beides gilt nicht für die oben angeführten Beispiele. Eine ehrliche Diskussion und ein gut geführter Dialog könnte im Spannungsfeld solcher Meinungen den Weg ebnen, der zur Wahrheit führt! Das wird bewusst vermieden. Und das ist das eigentlich Tragische in unserer Zeit!

Die Frage bleibt offen: Gibt es denn eine höhere Ebene als das Denken, die unmittelbarer an die Wahrheit herankommt? Aus meiner Erfahrung Ja! Sobald wir anfangen, uns aus dem normalen Denken beobachtend herauszuziehen, so dass wir den Strom und den Willensimpuls, also die Frage «woher kommt der Gedanke», mit Wachheit erkennen können, sind wir auf dieser Ebene angekommen, wenngleich noch immer auf einer unteren Stufe. Aber er ist notwendig als erster Schritt. Zwar haben wir keine Möglichkeit auf diese Weise zu unterscheiden, ob ein Dokument echt oder gefälscht ist. Aber wir können zumindest unsere eigene Wahrheit erkennen. Dieser Weg erst führt zur Freiheit. Rudolf Steiner hat diesen Weg gezeichnet in seinem Grundlagenwerk «Die Philosophie der Freiheit». Das Verlassen der reinen äusseren Faktenebene und das Einbeziehen der Motive von Handlungen und Taten, sind bereits ein wichtiger Schritt hin zum Erfassen der Wahrheit.

Bücher von Urs Weth: Lebendige Prozesse, Selbstbeobachtung als soziale Kernkompetenz, Die grosse Entscheidung gibt es bei Glomer und vielen anderen Onlineplattformen.

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