Probleme des Dialogs

Dialog hat IMMER Vorrang

Wenn Sie Menschen treffen und merken, dass diese anderer Meinung sind als Sie selbst, dann versuchen Sie vielleicht manchmal, eine Brücke zu bauen, um den zwischenmenschlichen Widerstand zu überwinden! Das ist oft das schwierigste kommunikative Problem. Der Mensch glaubt ja oft auf Gedeih und Verderb an seine eigenen Bekenntnisse und wird für Anderes blind. Er hat sich vielleicht jahrelang mit einem Thema beschäftigt und fühlt in sich so etwas wie „objektive Wahrheit“ einem bestimmten Gebiete gegenüber. Dies beruht häufig auf simpler Sympathie oder Antipathie einem Thema oder einem Vertreter dessen gegenüber. Egal wie sehr er dies glaubt und egal wie viele Informationen er zu einem bestimmten Thema zur Verfügung hat: Es bleibt immer etwas übrig, was der Mensch nicht wissen und erfassen kann.

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Die Sache mit der Verschwörung und deren Theorie

Der Totschläger vieler Diskussionen ist die Aussage, es handle sich doch „nur“ um eine „Verschwörungstheorie“. In dem Wort stehen zwei Begriffe: Verschwörung und Theorie. Verschwörungen gibt es schon in der Schule. Schon als kleiner Knirps kann man Opfer einer Verschwörung werden. Dabei liegt es in der Sache selbst, dass dahinter „geheime“, also verdeckte Handlungen stattfinden, die nur schwer zu erfassen und zu erkennen sind. Dasselbe Problem haben Kriminalbeamte, wenn sie einen Fall aufklären. Jede kriminalistische Aktion ist selbstverständlich eine Verschwörung. Das bedeutet, dass die Operationen so durchgeführt werden, dass man nicht dahinter blicken kann. Je verdeckter die Tätigkeit des Kriminellen ist, umso schwieriger wird die Aufdeckung seiner Absicht. Es ist praktisch unmöglich einen Fall aufzuklären, ohne dass man dann eine Theorie aufstellt, wie die Tat vor sich gegangen sein könnte. Dies ist nichts weniger als eine „Verschwörungstheorie“ im eigentlichen Sinn des Wortes. Jeder Kriminalbeamte bedient sich vorzugsweise einer Verschwörungstheorie, um dem Tatbestand näher zu kommen. Erst die Verifizierung dieser Theorie durch Fakten, Gespräche mit Betroffenen oder Zeugen kann die Theorie dann zu einem objektiven Tatbestand machen. Das ist der selbstverständliche und natürliche Tatbestand jedes kriminellen Aktes. Daran ändert sich nichts, wenn die Täter kleine Ganoven sind, Kinder oder Staaten. Auch im zweiten Weltkrieg gab es Verschwörungstheorien. Es gab Menschen, die behaupteten, Hitler habe Gaskammern. Das war natürlich für die damalige Propaganda eine Verschwörungstheorie und wurde aufs Schärfste bekämpft. Heute wird das Gegenteil mit derselben Vehemenz bekämpft.

Das Gedöns um den Begriff „Verschwörungstheorie“

Man sieht also, dass man so nicht weiterkommt. Bei dem obigen Begriff beginnt man schon zu streiten, bevor man auf die Fakten stösst. Die Ablehner sagen, sie glaubten nicht an Verschwörungstheorien. Nun ist die Frage, glauben sie nicht an Theorien generell? Oder glauben sie nicht, dass es Verschwörungen an sich gibt? Man sieht den Unsinn, der darin steckt. Der Begriff alleine sagt nämlich noch nichts konkretes, worum es geht. Sonst müssten wir auch schon abwinken, wenn es um Kriminalfälle geht, zu deren Aufdeckungen zunächst Theorien, nämlich Verschwörungstheorien aufgestellt werden müssen. Dass alleine der Begriff für soviel Wirbel sorgt, lässt schon hinter die Absicht blicken. Es sind nämlich exakt die Absichten der Verschwörer selbst, die damit erreichen wollen, dass man schon gar nicht anfangen soll darüber nachzudenken. Denn das könnte ihnen gefährlich werden. Wenn die Mainstream-Medien so viel Wind um dieses Wort machen und um diejenigen, die sie als „Verschwörungstheoretiker“ anprangern, dann ist das äusserst verdächtig. Denn warum sollte man ein solches Gedöns machen. Was verliert man denn, wenn jemand eine andere Meinung hat?

Widerspruch aushalten

Ich habe in den letzten Jahren am eigenen Leibe viel Widerstand gespürt von Menschen, denen ich mich nahe glaubte, von denen ich meinte, sie seien ähnlicher Meinung wie ich. Was auch immer der Inhalt war, ich verspürte das feste und entschlossene Bedürfnis, vermehrt in die Tiefe gehen zu können, den Dingen auf den Grund zu gehen und in einem offenen Dialog mit fremden und auch sehr fremden Meinungen etwas Verbindendes zu finden.
Oft waren diese Bemühungen vollkommen unmöglich. Zu verhärtet und festgefahren zeigen sich viele Menschen in dieser Situation. Sie verbeissen sich in das, was sie für das Richtige halten. Und oft waren es Menschen mit hohen Idealen, mit einer gewissen spirituellen Empathie und Empfänglichkeit.

Ein echter, offener Dialog ist das aller spirituellste, was wir erreichen können!

Er geht weit über die einfache Unterhaltung hinaus und auch weit über die von Argument und Gegenargument geprägte Diskussion. Solcher Dialog verlangt die Offenheit der anderen Meinung, anderen Bekenntnissen und anderen Standpunkten gegenüber.
Das wiederum verlangt die Fähigkeit der Selbstbesinnung und der Selbstbeobachtung. Man kommt immer wieder an denselben Punkt. Denn erst wenn wir verstehen und vor allem erleben können, woher die Gefühle, Gedanken und Inhalte unserer persönlichen Weltsicht kommen, sind wir in der Lage, deren Relation zu einem größeren, allumfassenden zu erkennen. Dadurch erst dringen wir in das andere Verstehen ein, erfassen und begreifen die Denkweise des uns Fremden. Das In-Verhältnis-setzen des eigenen zum fremden, andersartigen, kann nur von einem höheren Standpunkt aus erfolgen, als es von unseren Verstandes-Bewusstsein her möglich ist. Der Verstand und dessen naher Verwandter, der Intellekt, bedingen eine vollkommene Identifikation und Verhaftung mit dem gedanklichen Inhalt. Auf dieser Ebene ist KEINE UNMITTELBARE Selbst-Reflexion möglich.

Selbstbesinnung als Forderung unserer Zeit

Die oben angesprochene Selbstbesinnung erfolgt nur durch die geistesgegenwärtige Präsenz unseres Bewusstseins auf alle inneren Vorgänge. Und zu diesen gehören auch die Gefühle und Gedanken. In dieser Weise „verrücken“ wir unseren Standpunkt immer ein wenig. Hier erleben wir uns auf einer höheren Ebene, dem eigentlichen Selbst-Bewusstsein. Dies ist die erste Ebene, die in uns etwas neues in Erfahrung bringen kann, etwas, was dem normalen Verstandes-Bewusstsein übergeordnet ist. Wir können dieses Neue als Selbst, höheres Selbst oder als höheres Ich bezeichnen. Darauf kommt es nicht an. Wichtig ist das Erleben. Alles Reden über dieses Höhere in uns, wie es viele spirituelle Bewegungen tun, hat absolut keinen Sinn, wenn es nicht ERLEBT werden kann. Es gibt ja viel Wissen darüber, viele sogenannte „geistige Zusammenhänge“, wie es in Anthroposophenkreisen so schön heißt. Selbst wenn diese Zusammenhänge vom „alten Saturn“ bis zur „Christus Erfahrung im Aetherleibe“ reichen, sie bringen uns keinen einzigen Schritt näher an das angesprochene Erlebnis dessen, wovon so oft theoretisch gesprochen wird. Was nützt es, zu wissen, dass der Christus dort wohnt, wenn dieses Wirken nicht erlebt werden kann. Solange wir nicht zur TAT schreiten und ernst machen mit diesen Erfahrungen, ist es kaum von großem Nutzen, immer mehr Wissen der Zusammenhänge zu sammeln!

Relation der Dinge

Bereits bei den ersten Ansätzen dieser Erfahrung beginnen wir, offener zu werden, Dinge in Relation zu sehen. Auf diese Weise ist es möglich, auch das andere denken, das andere Wesen besser zu „sehen“, ihm Empathie entgegenzubringen. Vieles was als solche bezeichnet wird ist nicht Empathie, sondern Mitleid! Mitleid mit dem anderen uns ja so unverständlichen. Mitleid mit den (aus unserer persönlichen Sichtweise) „falschen“ Gedanken der anderen, der „Unreife“ der anderen. Mitleid damit, dass der andere halt noch nicht so weit ist wie wir selber, dass er ja nichts dafür könne und dass er unsere Hilfe brauche, damit wir auch diese „verlorenen Schäfchen“ noch retten können! Diese Art von Mitleid und nicht die Empathie ist es, die man leider oft auch bei Therapeuten antrifft! Vermögen wir sie nicht zu durchschauen, begeben wir uns auf gefährliches, selbstüberhebliches Fahrwasser.

Der Zugriff auf den einzig wahren Dialog ist die Offenheit. Es ist die Bereitschaft, sich selbst ungewöhnlichen Denkweisen zu öffnen und die eigenen immer wieder zu hinterfragen. Das kann man tun, ohne ins Wischi Waschi zu verfallen. Denn der Kern unserer Persönlichkeit liegt nicht primär in den Gedanken die wir so sehr hegen und pflegen, sondern in der Liebe…

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… – Einblicke in die Kunsttherapie… ein Resume nach 25 Jahren…
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