Liebe ist bedingungslos…

Wieder einmal wird die Liebe thematisiert. Ein paar Gedanken mehr zu einem unerschöpflichen Thema…

Liebe kennt kein Wenn und kein Aber. Liebe kennt auch kein Weil. Ich liebe sie, weil sie so oder so ist, weil sie blaue Augen hat oder einen schönen Mund. Das sind Sätze, die vieles beschreiben, aber die Liebe nicht. Oder: sie liebt ihn, weil er gross und stark ist. Liebe kennt keine Adjektive und vor allem  keine Begründungen. Sie IST, wo sie hinfällt. Liebe ist ein Seins-Zustand. Sie ist da oder sie ist nicht da. Wer den Idealpartner/die Idealpartnerin sucht, hat im Grunde schon verloren.

Man könnte sich ja eine Checkliste machen, welche Eigenschaften der ideale Partner haben müsste. Blond, blaue Augen, mindestens 1.76 m gross und schlank, grosser Busen, schmale Taille etc. Als Hobby: Reiten, Bergsteigen, Kampfsport und Kochen.

So oder ähnlich würde dann das „Liebesprofil“ des idealen Partners vielleicht aussehen. Worauf beruhen diese Bilder und Vorstellungen? Haben sie etwas mit dem Partner/der Partnerin zu tun… oder doch eher mit mir selbst? Natürlich haben sie mit mir selbst zu tun!

Dennoch begeben wir uns auf die Suche nach diesem „idealen Partner“ oder der „idealen Partnerin“. Wir sehen dieses Ebenbild vielleicht auf einer Party und verlieben uns in – ja eben, in was denn? In sie oder ihn? Nein, in das Ebenbild natürlich, das uns erscheint. Alles, was nicht dazu passt, schalten wir einfach aus, ignorieren es. Wir sehen nur die langen schlanken Beine, die blonden Haare und die schmale Taille oder den roten Mund, den vollen Busen usw. und haben Glück, wenn auch noch das eine oder andere Hobby, die eine oder andere Eigenschaft zusammen passt…

Ich liebe sie/ihn, WEIL er oder sie so oder so ist, WEIL er oder sie schlank und gross ist usw. sind „no goes“. Sie haben nicht im Geringsten etwas mit der Liebe zu tun! Liebe heisst, sich im Wesen zu begegnen. Auch wenn alles passt in meinem Profil, so heisst dies noch lange nicht, dass wir das Wesen des anderen erkennen. Im Gegenteil, alle diese Dinge bilden Mauern und Schatten, die uns den Blick zum eigentlichen Wesen des anderen Menschen verbergen.

Ebenso die Wenns und Abers. Ich liebe ihn oder sie, wenn er so ist (sonst hasse ich ihn oder sie vielleicht sogar usw.) Das sind alles Bedingungen, die wir mit einem Gefühl verknüpfen, welches bedingungslos ist und bleiben muss… Liebe ist bedingungslos

Lebensscript und Teilselbste

Teilselbste und Lebensscript als eingeschränkter Erfahrungsraum

Es gibt zwei Haltungen in mir, die ich immer wieder wahrnehme und die voneinander vollkommen verschieden sind. Die erste Haltung ist der „Rechtfertiger“. Ich höre andere Menschen sprechen und bilde im selben Moment in mir Gedanken, die die Argumente und Erklärungen des anderen oder der anderen beurteilen und/oder umbiegen, rechtfertigen wollen.
Auch das Gegenteil ist aus dieser Haltung heraus durchaus möglich. Ich stimme diesen Gedanken, die ich höre sofort und ohne zu reflektieren, zu. Ablehnen oder Zustimmen erfolgen aus dieser Haltung heraus gleichermassen und unreflektiert.

Die andere Haltung ist der ersten gänzlich entgegengesetzt. Sie tritt weniger häufig ein, aber zuweilen so stark und unverkennbar, dass ich verwundert darüber bin, wie man immer wieder sehr schnell in die andere verfällt. Diese zweite Haltung könnte man als den „Liebenden“ bezeichnen. Hier spielt das Urteil und die Argumentation keine Rolle mehr! Es ist ein Gefühl von Verbundenheit da. Es ergreift mich und geniesst das andere, ohne es zu beurteilen oder zu verurteilen.

Wenn ich mich in der ersten Haltung befinde, suche ich sofort Argumente, mit denen ich mich vergleiche oder abgleiche mit meinem Gegenüber. Ich empfinde das zwar als unangenehm, meine aber (warum eigentlich?), dass ich es tun muss, dass ich meinen Standpunkt unbedingt verteidigen muss. Diese Argumente werden in Gedanken und Vorstellungen transportiert.

Woher kommen diese Gedanken?

Sie sind aus meinen ganz persönlichen Lebenserfahrungen heraus entstanden. Aus meinen Erlebnissen, die mich seit meiner Kindheit geprägt haben, verletzt haben oder gefordert haben. Es sind Gedanken, die sozusagen das Konglomerat von ganz spezifischen, ganz persönlichen und ganz subjektiven Erlebnissen bilden.
Auch wenn das „Meisterwerk der Logik“ genauso gut sogenannte „objektive Urteile“ zu bilden vermag, so ist die Klippe zwischen dem persönlich gefärbten und dem, was man als Logik bezeichnet, doch recht oft sehr schmal und tief und mit viel Unklarheit verbunden. Sicher, gibt es Bereiche, die unausweichlich und mit wenigen Erklärungen allgemein verifizierbar sind. Die Mathematik zum Beispiel. Aber das Leben ist zum grössten Teil nicht mit mathematischer Logik erklärbar und so kommt man kaum darum herum, irgendwann sich auch mit Begriffen wie „Gott“, „Freiheit“, „Liebe“ auseinanderzusetzen!

Und hier bleiben wir schnell hängen mit unserer Logik und verfangen uns in diesen oben angetönten, zweifelhaften und subjektiv gefärbten Argumenten! Was ist Liebe? Was ist Freiheit? Was ist Kunst? Was ist – Gott?

Gibt es da auch nur ansatzweise logische Argumentationen? Vielleicht gibt es sie, wenn man vom Denken in den Zustand der Wahrnehmung übergehen kann! Jemand, der den Tisch nicht sieht, vor dem wir stehen, wird kaum mit Gedanken und Logik davon zu überzeugen sein, dass es ihn gibt! Genauso gut kann man das von Engeln sagen! Jemand, der sie sieht, kann einen anderen, der sie nicht sieht kaum mit Worten davon überzeugen, ohne sich lächerlich zu machen. Er müsste ihn soweit bringen, dass dieser sie selbst wahrnehmen kann! Dann sagt der plötzlich: „Ach so, das hast du gemeint! Warum hast du das nicht früher gesagt J“

Die erste Haltung lebt also in den Gedanken und Vorstellungen. Diese wiederum hängen von den persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen ab, die man in seinem Leben durchmacht. Und das bezeichne ich als das „Lebensscript“. Es ist die Geschichte, die man schreibt und anhand der man sich ein persönlich gefärbtes und gezimmertes Nest baut. Und aus der Sichtweise dieser Brille, die man sich hier aufgesetzt hat, sieht und beurteilt man die Welt, scheidet sie in Gut und Böse, Richtig oder Falsch usw.

Das ist, gelinde gesagt, fatal!

Und mein Fazit daraus (objektiv verifizierbarJ?): Erst wenn wir anfangen, dies zu erkennen, dass wir nicht Wir selbst sind, dieses kleine Ich, welches durch diese Brille schaut, erst dann können wir von dem zweiten Zustand zu sprechen anfangen. Wir verlassen die Ebene der Teilselbste und treten in einen neuen Erfahrungsraum: der Liebe… wie wir diesen bezeichnen, ist irrelevant…

Mein Kinderbuchprojekt „Ursli und der Traum vom Schiff

Mein Verlag erwacht zum Leben… Wirkstatt-Verlag

Die Kunst ist eine Herzensangelegenheit

BleistiftJedes Objekt lässt sich begründen. Eine Kunstkritikerin meinte kürzlich anlässlich der Art Basel sinngemäß: Die moderne Kunst hat in erster Linie mit dem bestmöglichen Transport von Ideen zu tun. Es geht also einerseits um die gute Idee und andererseits darum, die Idee im Objekt sichtbar zu machen. Dabei, so meine sie, stünden häufig philosophische Themen im Vordergrund.

Das Wie ist dabei keine Frage der Qualität des Objektes, sondern von dessen Symbolwert abhängig. Die Umsetzung, das heißt die Konstruktion der Gedankenkette, um das Objekt verständlich zu machen, ist zuweilen abenteuerlich…

So kann für den Normalsterblichen ein Bleistift ein Bleistift sein. Für den modernen Künstler kann es jedoch zu einem Symbol für die moderne Gesellschaft werden. Im ersten Fall ist es keine Kunst und kostet 1.95 Euro. Im zweiten Fall, als Kunstobjekt, entsprechend präsentiert 10000 Euro.
Sie fragen sich jetzt sicher, worin der Zusammenhang des Bleistiftes mit der modernen Gesellschaft bestünde? Ok, ich auch. Aber lassen Sie mir eine Stunde Zeit, ich werde Ihnen einen entsprechenden Aufsatz darüber schreiben. Und Sie werden überzeugt sein davon, dass dieser Zusammenhang besteht…

Das Objekt wird also zum Symbolträger. Der Wert besteht in der Erklärung, die dazu geliefert werden muss. Das Objekt selbst hat lediglich den Wert des Schreibgerätes. Somit erschließt sich aus der Betrachtung selbst keine künstlerische Nahrung, kein ästhetischer Wert, mal abgesehen von der Banalität einer simplen Ästhetik, die man jedem Objekte beimessen kann.

Genau hier setze ich persönlich meinen Maßstab. Für mich besteht der Wert eines Kunstobjektes nicht in der intellektuellen Erklärung seiner Bedeutung, sondern aus dem, was sich aus ihm selbst erschließt. Damit wird der Kernpunkt auf die Gestaltung gelegt, auf die Qualität der Formgebung zum Beispiel. Das Wie hat nicht mehr mit einer Idee zu tun, beziehungsweise deren optimalem Transport, sondern mit der Gestaltung. Diese erschließt sich jedem fühlenden Menschen. Sie kann auch aus der Betrachtung selbst erschlossen werden, sowohl von Kindern, wie selbst für kognitiv beeinträchtigte Menschen. Die Wirkung umgeht den Weg über den Intellekt, über das bloße Verstehen. Natürlich kann auch der Bleistift als Objekt eine Wirkung auf mich ausüben. Das kann jedes Objekt, ohne dass ich den Zusammenhang mit der modernen Gesellschaft herstellen muss. Der Wert bleibt aber dann bei 1.95 Euro.

Diese Kunst ist der Spezialfall. Das herausheben eines Objektes und dessen Anbindung an einen, zum Beispiel philosophischen, Grundgedanken.

Die künstlerische Bemühung um Gestaltung beinhaltet auch den Willen einer gezielten Aussage. Die hat aber keinen symbolischen Charakter, sondern will unmittelbar wirken. Insofern transportiert sie keine Gedanken oder Erklärungen, sondern Gefühle, Empfindungen, Emotionen. Kunst ist, wie die Liebe übrigens, in erster Linie eine Herzensangelegenheit und weniger nur Nahrung für den Intellekt. Ob diese Gefühle dann positiv oder negativ nachklingen ist dabei noch nicht gesagt.
Dies einige Gedanken zur gerade beendeten ART Basel…

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

Wer spricht, wenn Sie Ich sagen? | zweiter Teil

(Erster Teil…hier…)

ICHIn der Selbsterkenntnis erkennen wir diese Identifikation mit diesen Maschen und lösen den Druck alleine dadurch, dass wir sie erkennen und benennen können. Die Verletzungen werden sicht- und spürbar und das verdrängte Erlebnis dahinter kann sich zeigen. Der Umkehreffekt der negativen Projektion, ist die positive Projektion oder Abspaltung. Das positiv-abgespaltene Spiegelbild der Selbstliebe zum Beispiel, zeigt sich in der Verliebtheit.

Die untenstehende Skizze zeigt das ganze Konglomerat der Persönlichkeitsstruktur auf. Sie ähnelt durchaus einer lebendigen Zelle. Die Außenwände werden von den verschiedenen Persönlichkeitsanteilen, die wir als Hauptselbste bezeichnet haben, gebildet. Im Innenraum, verdeckt durch diese Hauptselbste, befinden sich die verdrängten Selbste. Sie sind mit den außenliegenden Hauptselbsten so verbunden, dass sich als „Zwischenenergie“ Verletzungen jeglicher Art ergeben können. Die Verletzungen sind also sozusagen das verbindende Element zwischen den verdrängten Selbsten und den Hauptselbsten, welche Gefühle kaschieren, die wir nicht ertragen konnten.

Teilselbste
Teilselbste

Wenn diese beiden „Mechanismen“ unsere ganze Seelenstruktur bilden würden, dann wären wir in der Tat unfreie Wesen und diesen Energien total ausgesetzt. So wie im Zellkern aber die Zellflüssigkeit ist, und im Körper das Bindegewebe, welches alles miteinander verbindet, so befindet sich in dieser Persönlichkeitsstruktur zwischen den Teilselbsten ebenfalls eine äußerst bewegliche „flüssige“ und lebendige (geistige) “Substanz”. Diese Substanz ist bewusstseinsbildende Energie, die alles miteinander verbindet, trägt und durchdringt.

Es ist die Trägersubstanz  dieser Anteile. Diese Trägersubstanz erfahren wir immer dann, wenn wir im beobachtenden, achtsamen Zustand sind. Dort erkennen wir diese ständig wechselnden Prozesse  unentwegt. Dieses Beobachten äußert sich als ein bewusstes Gewahrsein. Da wir diesen Zustand aus jeder Position, aus jeder Verhaftung und in jeder Lebenssituation, in der wir uns befinden, erfahren können, wird sie als eine zentrale und neutrale Kraft erlebt. Wir sind durch dieses Erlebnis nicht mehr in einem identifizierten Zustand innerhalb eines Teilselbstes verhaftet, sondern erleben den Anteil zwar als uns zugehörige, jedoch nicht mehr handlungs-leitende Energie. Es ist das Erlebnis eines freien Bewusstseins, welches als das bewusste oder „freie Ich“ gewahr wird. Dieses verleiht den Handlungen ihre Eigenständigkeit und nimmt ihnen ihre autonome Kraft. Die persönlichen und unpersönlichen Energien der Teilselbste sind aber sehr schlau und sie ziehen uns, sobald wir den Gedanken des freien Ich nur mit unserem Verstand erfassen wollen, wieder in eine neue Identifikation! Hier endet auch die Möglichkeit, über die begriffliche Ebene zu kommunizieren. Das freie Ich ist Erlebnis, nicht Gedanke. Es manifestiert sich in der (Er-) Lösung von einer Verhaftung im Spannungsfeld zweier Pole. Das ergibt sich durch beobachtendes Bewusstsein. Es ist nicht intellektuell fassbar und bleibt als Energie immer geheimnisvoll anwesend.

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

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