Warum ich schreibe…

Die Gedanken, die hier als Beiträge und Aufsätze veröffentlicht werden, sind aus dem Lebensalltag meiner künstlerischen und kunsttherapeutischen Arbeit heraus entstanden. Auch wenn sie nicht immer, oder für manche sogar selten, einen konkreten Bezug zu Kunst und Kunsttherapie aufzeigen, so gewiss doch ist der Zusammenhang gegeben. Es sind gewissermassen „Abfallprodukte“ meiner therapeutischen Tätigkeit. Dies soll nicht despektierlich gemeint sein. Vielmehr sammeln sie sich, ähnlich wie der Abfall des scheinbar „wertvollen“ Inhalts, am Rande des persönlichen oder gesellschaftlichen Lebens an. Abfall ist etwas, was „abgefallen“ ist vom „normalen“ Leben, ausgesondert. Aus dem Zusammenhang gerissen, dramatisiert es die Verhältnisse, weckt aber gleichzeitig auf, schafft Bewusstsein. Das Pathologische unterzieht sich so einem Heilungsprozess.

Durch Fragen, wie sie in der Auseinandersetzung mit den Menschen, die ich bisher begleiten durfte, sich stellten, weckte sich das (Selbst-) Bewusstsein. Gleichsam am Ursprung ihrer Ängste, Sorgen, Nöte und Probleme, den Lebenssituationen, die sie schaffen, der Tragik ihres Lebens überhaupt und dem sich entgegenstellen, aufrichten, auseinandersetzen; am Rande dieses Wirkens geschieht Heilung. Eine in dieser Weise „abfallende“ Kraft, die sich Raum verschafft und etwas anderes weckt: „Aufrichtende“ Kräfte schöpfend… der Wille zur Tat, zur Wandlungsbereitschaft bildend. Hieraus entsteht Dynamik. Das Schöpferische im kreativen Element wird geweckt. Es „ent – wickelt“ sich.

Gerade in der Kunst – und einer darauf gründenden Therapie – sind die Fragen „am Rande“ des „normalen“ sehr wichtig und ernst aufzufassen. Sie zeigen sich in jedem Werk als Gestaltungswille. Als Stagnation zunächst, als Blockade, als Stauung, als Täuschung, Phantastik usw. Deren Verwandlung im Brennpunkt des ICH ist etwas heiliges/heilendes. Es steht zentral im (Reifungs-) Prozess, gleichsam als Heiler selbst.

Nicht die Fragen nach Regeln, Konzepten, Informationen und der ganze Wissensballast, stimmen mich in dieses seltsame Geheimnis „Mensch“ ein, entschlüsseln es, deuten es, enthüllen es, sondern allein die Fähigkeit der Selbsterkenntnis und Selbstbeobachtung.
In diesem Kontext möchten meine Beiträge verstanden werden. Ich plädiere nicht auf „meins ist richtig – versteht das doch und begreift“, sondern auf empathisches Mitfühlen, Mitfragen und Mitgehen. Was daraus entsteht, kann wiederum schöpferisch (zurück-) wirken. Dies soll hier immer am Anfang stehen. Alles hat mit Allem zu tun. Insofern gibt es gar keinen „Abfall“… das versteht sich von selbst…

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Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie…

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