Zweites Leben…

secondliveDas Gegenteil von dem, was ich auf diesem Blog und in meinen Büchern Woche für Woche verkündige, findet auf den Plattformen von second life (z.B. Linden Lab) statt. Eine Versklavung durch Illusionen. Vorstellungen, in die wir förmlich mit Leib und Seele, mindestens 3-4D-mässig abtauchen, hineinkriechen und mit denen wir uns vollkommen identifizieren.

Sie erzeugen in uns nicht nur ein „zweites Leben“, sondern auch einen „zweiten Menschen“. Dieser Mensch isoliert sich zunehmend und koppelt sich schliesslich von seinem grossen Bruder ab. Dass es bald nicht mehr nur die visuellen Sinne sind die dabei angesprochen werden, sondern auch haptische Sinne, Gerüche, Geräusche etc. ist nichts neues, sondern längst Realität geworden… Was ist es denn, was in uns dieses „zweite Leben“ erschaffen will? Sind es neue Geister, die wir selbst rufen? Was ist deren Absicht? Zerstreuung? Ablenkung? Und wozu das Ganze?

In Wikipedia heisst es zum Thema: „Second Life (deutsch: zweites Leben, abgekürzt „SL“) ist eine Online-3D-Infrastruktur für von Benutzern gestaltete virtuelle Welten, in der Menschen durch Avatare interagieren, spielen, Handel betreiben und anderweitig kommunizieren können. Das seit 2003 verfügbare System hat rund 36 Millionen registrierte Benutzerkonten, rund um die Uhr sind meist 30.000 bis 65.000 Nutzer gleichzeitig in das System eingeloggt“. (und das war vor 10 Jahren…)

Das Volumen dieser Kraft ist gewaltig! Es ist eine Art Dauer-Bestrahlung auf unser Seelenleben. Da ist der Elektrosmog womöglich noch harmlos dagegen. Es lässt uns die Aufforderung vergessen, weshalb wir uns auf dieses Leben auf dem Planeten Erde überhaupt einlassen.
Wozu? Kann man sicher berechtigt fragen…

In Zeiten so vieler Kriege, wie sie derzeit (real!) auf der Welt stattfinden, tauchen immer mehr Menschen in eine total illusionäre Unterwelt ab, in der sie sich sprichwörtlich selbst vergessen, der sie sich mit Leib und Seele ausliefern. Es mag sein, dass dieses Selbstvergessen eine gewisse Berechtigung hat. Werden doch die Belastungen auf unsere Sinne, unsere Leiden (-schaften) immer grösser, angefangen von den alltäglich wachsenden Pflichten, den Arbeitsmöglichkeiten, zerbröckelnder Freundschaften hin zu kompensierten Handlungen usw. Da wird der Ruf nach ein bisschen „Hirnauslüften“ immer lauter. Früher bedeutete dies, Waldspaziergänge zu tätigen, frische Luft zu schnappen usw. Heute setzt man sich viel lieber virtuell in phantasievolle, teilweise skurrile und oft kalte, spröde Landschaften – und scheint sich darin pudelwohl zu fühlen.

Ich weiss, der Begriff „Vorstellung“ ist ein stetes Hauptwort in meinen Aufsätzen. Spricht man zu oft von etwas, erlahmen die Kräfte, die mit so einem Wort, so einem Gedanken verbunden sind. Das passiert auch in den Nachrichten jeden Tag. Was bedeutet schon der Begriff Krieg, Schlacht, Flucht, Tod, wenn er sich stündlich, minütlich wiederholt! Haben wir noch starke Gefühle dabei? Aber das nur am Rande; zurück zu den Vorstellungen. Es gibt selbstverständlich nicht nur schlechte, sondern auch viele gute Vorstellungen! Ich wettere nicht gegen second life und co.! Solange wir wissen, woher wir sie schaffen und wer sie in uns pflanzt, diese Vorstellungen, haben wir gewiss auch keine Probleme damit.

Der dauernde Aufruf, die eigenen Vorstellungen zu erkennen (und nicht etwa zu verdrängen!), schafft in uns erst eine Art von Freiraum, der unabhängig von der virtuell verkoppelten Persönlichkeit existiert. Und erst dieser Freiraum schafft die Möglichkeit des inneren Gleichgewichts. Damit verbunden ist JEDE spirituelle Entwicklung, egal auf welche Weltbilder oder Lehren sie sich stützt oder bezieht. Der Vorgang ist sozusagen Grundmaxime jeder persönlichen Entwicklung. Und spirituell heißt letztlich nichts anderes, als eine innere Entwicklung die über die 70, 80, 90 Jahre unseres Erdenlebens hinaus zu reichen vermag, die eine Art „Restguthaben“ schafft, welches auch nach unserem Tod weiter wirken kann!

Man kann das Wollen oder nicht. Man kann daran glauben oder nicht. Man kann es bestreiten, verdammen, zertreten (mit unreflektierten Vorstellungen dagegen ankämpfen bekämpfen…). Wer sein Leben nur auf diese Zeitspanne ausrichtet, verpasst das Wesentlichste: Sich selbst. Die Erfahrung dessen kann man aber nur dann machen, wenn man das Erlebnis dieses „zweiten Menschen“ in sich aufrecht erhält. Immer wieder und nachhaltig daran arbeitet. Und das ist umso notwendiger, als unser Verstand in die Vorstellungswelten seiner (Teil-) Persönlichkeit(en) absackt. Das Erkennen dieses „Absackens“ ist unmöglich, wenn man sich nicht dauernd bemüht und anstrengt. Und anstrengen heißt hier, wach bleiben.

Das fühlt sich dann so an, als ob du in einer Kugel sitzend unter Wasser (dem eigentlichen Leben) treibst. Mag diese Kugel noch so gut eingerichtet sein, dir Unterhaltung à la second life im Minutentakt auf die Bildschirme deiner Laptops, smart- und iPhone`s zaubern, damit du ja nie merkst, in welch engem Raum du gefangen bist – egal, du wirst es nie erkennen, wenn du zu bequem bist. Und bequem ist es, im Traum zu bleiben, im Traum des Lebens, den wir alle träumen, der einen unglaublich starken Sog hat. Die Frage, woher diese kontraproduktive Kraft kommt, darüber kann man nur spekulieren. Man spürt sie, jeder spürt sie. Es ist die Kraft, die uns Dinge tun lässt, die wir eigentlich nicht tun wollen. Es ist die Kraft, die uns ermüdet, lähmt, blockiert.

Und dennoch lassen wir uns von ihr leiten. Vermutlich, weil sie uns hilft… wach zu werden…

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

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