Kunst kommt von Kopf

Moderne Kunst„Kunst wird erst dann interessant, wenn wir vor irgend etwas stehen, das wir nicht gleich restlos erklären können“
(Christoph Schlingensief)

„Die Kunst ist eine Vermittlerin des Unaussprechlichen“
(J. W. Goethe)

Alle Jahr wieder – ist ART in Basel. Eine der renommiertesten, wenn nicht DIE Kunstmesse der Welt, ist seit gestern eröffnet. Zeit, sich wieder einmal mit dem Thema auseinander zu setzen. Die Bilder der Werke gleichen sich immer, genauso wie die kuriosen Gestalten, die das Stadtbild Basels erfrischen. Solche und ähnliche Installationen und Performances überwiegen das Geschehen der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler. Manche inszenieren sich selbst als (nackte) Tatsache auf den Plätzen der Stadt. Zum Glück im Kontext der Kunst, ansonsten würden sie wohl schnell von den hiesigen Ordnungshütern abgeführt. Aber so finden das alle obercool. Sicher, das sind die Ausnahmen, denn das Überwiegende sind, zunehmend, und im weiteren Sinne aufgefasst, „Installationen“. Die Installation ist eine Zusammenstellung von möglichst alltäglichen Gegenständen in einem ungewöhnlichen Rahmen.  Kunst kommt von Kopf weiterlesen

Freiheitsaspekt in der (anthroposophischen) Kunst

GoetheanumViele Menschen verstehen unter Freiheit zunächst jene nach dem bedingungslosen „tun und  lassen können, was man will“. Das ist sozusagen die „Freiheit vom Einfluss der Anderen“, von einem anderen Menschen, einem Gesetz oder einer Mode usw. Diese Freiheit ist bei dieser Darstellung nicht gemeint, sondern eine persönliche „innere Freiheit“. Also die Freiheit des eigenen Ich vor Konventionen, Modeerscheinungen, Traditionen und von den eigenen festgefahrenen Vorstellungen und Ideen.

Dies verlangt – wie immer in solchen Fragen – Selbstreflexion, aber davon soll jetzt nicht die Rede sein…

Freiheit ja! Aber von was?

Als ich vor über 30 Jahren selbst als konventioneller, junger Architekt eine Reihenhaussiedlung im Kanton Luzern plante, fand ich es total aufregend, als ich den 60-Grad und den 45-Grad Winkel für Balkongeländer „entdeckte“! Damals wusste ich etwa so viel von Anthroposophie und anthroposophischer Kunst, wie ein Schornsteinfeger vom Tiefseetauchen, aber dennoch glaubte ich mich damit aus einem dogmatischen Engpass befreit zu haben und fühlte mich den anderen „Stümpern“, die halt „noch nicht so weit waren“, überlegen.  Auch wenn das jetzt doch sehr überspitzt dargestellt ist (ich hoffe man spürt die Selbstironie), eines ist Tatsache: Man hat sich in den letzten Jahrzehnten und Jahrhunderten, natürlich auch aus ganz pragmatischen Gründen der Materialkunde – und aus Kostengründen – so sehr an das Dogma des rechten Winkels gewöhnt, dass man sich zum Vornherein schon sämtliche Denkmöglichkeiten nach anderen Gestaltungsaspekten „verbaute“. Zudem sind Häuser ja meistens auch nicht als „Kunstwerke“ angesehen worden. Dennoch könnte man diesen Anspruch bestimmt stellen und das wird ja auch vermehrt getan. Und was hier für die Häuser gilt, kann durchaus auch in anderen Bereichen als formales Prinzip verstanden werden.
Als man vor einigen Jahren in der neueren Kunstszene den Würfel wieder entdeckte (es gibt dutzende prominente Beispiel dafür), schien mir dies wie ein Hohn auf die künstlerisch-formale Entwicklung zu sein. Man wurde sich wie es scheint irgendwie bewusst, dass man sich in den rechten Winkel und in die überzogen klare, oft kalt wirkende Linie „förmlich“ verschossen hatte. Und man fand das so sexy, dass man glaubte, eine Art Renaissance des Bewusstseins vom rechten Winkel und der „Schlichtheit“ zelebrieren zu müssen. Das Gefühl hat im Grunde bis heute angehalten, auch wenn es kaum so formuliert wird.

Anthroposophische Kunst

Viele tun sich in diesem Zusammenhang zum Beispiel schwer damit, dass bei den Anthroposophen die Häuser alle scheinbar den rechten Winkel vermeiden. Sie finden das furchtbar dogmatisch. Es sei quasi eine anthrovorgeprägte, fixe und festgefahrene Idee. Sie fragen sich, warum man denn das tue. Der so geprägte typische „Anthro-Stil“ wird einem rituell-esoterischen Akt zugesprochen, der mit einem bestimmten Menschenbild zu tun habe. Das kann man in gewisser Weise so sehen, stellt sich nur die Frage: in welcher Hinsicht? Nun haben diese Kritiker offenbar überhaupt keine Mühe damit, dass die meisten ihrer Häuser nur immer den rechten Winkel bevorzugen. Das hingegen finden sie überhaupt nicht dogmatisch. Und es hat natürlich nichts mit ihrem Menschenbild zu tun – und esoterisch ist es schon gar nicht…
Das fühlt sich etwa so an, wie dieser Spruch aus der Bibel, wo der eine den Splitter im Auge des anderen kritisiert, aber den eigenen (vermutlich rechtwinkligen…) Balken vor seinen Augen nicht wahrnimmt. Die Frage, was denn die anthroposophische Kunst mit Freiheit (im Sinne der zweit genannten) zu tun habe und was doch seit Steiners „Philosophie der Freiheit“ ihr zentrales Anliegen sein müsste, ist damit natürlich noch nicht geklärt. Aber die Blickrichtung, in die es gehen soll, wird an diesem Beispiel einigermaßen deutlich vorgezeigt.

Das geistige Potenzial in der Kunst

Was bitte soll denn das „Esoterische“  (im Gegensatz zum „Exoterischen“ – in die Aussenwelt gerichteten) in diesem Kontext sein? Eigentlich ist alles in der Welt immer zuerst als „Potenzial“ vorhanden: Ideen, Gefühle, Vorstellungen. Das haben schon Quantenphysiker wie der bekannte, kürzlich verstorbene Professor Hans-Peter Dürr erkannt. Was konkret geworden ist, hat die Ebene des Potenziellen, des (freien) Gestaltungswillens verlassen und verloren. Das geistige Potenzial ist in diesem Moment abgeschlossen, verewigt, vergewaltigt – ist absolut fertig, quasi „versteinert“, wenn es in die  endgültige, (materiellen) Form gegossen wird.
Freiheit in der Kunst würde adäquat bedeuten, Prozesse offen zu lassen. Die Möglichkeiten, die „in Potentia“ existieren, so lange heraus zu zögern wie möglich, den „Gerinnungsprozess“ in die Form, der ja gleichzeitig ein Verhärtungsprozess ist, zu bremsen und zu entschleunigen. So würde der Ausdruck mehr differenziert, verfeinert und mit einem Inneren abgestimmt.
Wenn wir z. B. sagen, das Gefühl der Lust wollen wir zum Ausdruck bringen, und wir drücken es als Würfelform aus, dann könnte man den Künstler vielleicht nicht ganz ernst nehmen. Wenn er dann das Prinzip Hoffnung ebenfalls durch einen Würfel darstellte, dann kämen doch einige zusätzliche Fragen auf. Würde er schließlich auch das Gefühl der Liebe wieder nur als würfelartiges Gebilde darstellen, dann würde wohl nur noch ein allgemeines Kulturgelächter übrig bleiben. Man würde berechtigterweise an der Kompetenz des Künstlers Zweifel haben, weil die ihm zur Verfügung stehenden Mittel der Umsetzung seiner Themen in diesem Fall sehr beschränkt wären oder besser gesagt: weil er immer nur sich selber, seinen Tick, seine Masche, seine eigene Verkalkung oder die Versklavung an eine Modeerscheinung zelebriert. Wenn dies auch pointiert dargestellt ist, so hat das aufgeführte Beispiel trotz seiner Überzogenheit nicht ganz daneben gegriffen. Vielleicht würde dem Künstler zu jedem Thema tatsächlich ein anderer „Einfall“, eine andere Vorstellung kommen, oder er würde sich schon gar nicht solchen „Themen“ stellen wollen. Vielleicht würde er etwas konstruieren, etwas zusammenbauen, ein Symbol, eine Idee nachbauen (lassen), die er oder sie gegoogelt hat, etwas „was zum Denken anregen soll“ usw.

Prozess der „Materialisierung“

Jetzt kann man fragen: „Was hat der denn immer mit seinen Würfeln! Das scheint wohl sein eigenes Problem zu sein!“ Gewiss gibt es mannigfaltige Kunstformen, die nichts mit einem Würfel zu tun haben. Es geht mir hier auch eher um ein Prinzip. Als Symbol gedacht, kann man das Beispiel als ein Synonym für alles verwenden, was eine Art Einschränkung der Gestaltungsmöglichkeiten im umfassenderen Sinne bedeutet.
Die Ausdrucksweise eines Künstlers müsste nach meinem persönlichen Empfinden Rechenschaft darüber abgeben, was Forminhalt werden soll: Eine Art Abgleichung von Forminhalt und dem dahinter stehenden inneren „Potenzial“ müsste passieren. Er würde möglicherweise nie umfassend an dieses herankommen, aber er würde es durch immer neue Versuche mit dem Inneren abstimmen wollen, weil es ihn schlicht dazu treibt, dies zu tun. Denn das Potenzial ist eine in ihm wohnende geistige Realität, die sich durch sein künstlerisches Tun in der Materie Ausdruck verschaffen will.
Auf der Suche danach wird er vielleicht in viele irrige Vorstellungen verwickelt werden, wird mannigfaltige Gefühle wie Zweifel und Ängste, aber auch Überheblichkeit, Stolz oder Arroganz durchleben. Eines Tages wird er aus der künstlerischen Krise heraus vielleicht dahinter kommen, dass seine automatisierten und biografisch bedingten Vorstellungen nie die Wirklichkeit dieses seines inneren Potenzials freigelegt haben, sondern nur immer Schein waren, dass sie das wahre Sein eher verdeckt haben! Umso mehr müssen die ihm zur Verfügung stehenden Mittel fortan ausgeweitet, der Prozess der „Materialisierung“ (im Stoff) gebremst werden, damit er den Zugang zu dieser „heiligen“ Quelle erreichen kann.

Keine neuen Dogmen schaffen

Um auf das obige Beispiel zurückzukommen, müsste man davon ausgehen, dass ihm mit einem grösseren Spektrum an Vielfalt, ein grösseres Spektrum an Gestaltungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen würde und er somit diesem Inneren besser und umfassender Ausdruck verschaffen kann. Hat er zwischen 1 und 360 Grad, also im Prinzip alle Winkel, zur Verfügung, so kann er seiner Inspiration näher kommen als derjenige, welcher eben nur den einen Winkel, nämlich den „rechten“ (den er sich selbst vorschreibt), zur Verfügung hat. Selbst wenn der letztere die „Entdeckung des Lebens“ macht und noch den einen oder anderen Winkel dazu nimmt, so bleibt er doch immer noch aussen vor. Man könnte selbstverständlich in gleicher Art und Weise von einem Farben-Spektrum statt von Winkeln, oder von anderen Medien sprechen.
Dies ist aus meiner Perspektive der wesentlichste Aspekt in der anthroposophischen Kunst, sozusagen die „Esoterik“ dahinter. Er steht über jedem intellektuellen Konzept. Die Krux ist allerdings, dass man eben NICHTS zum Dogma machen darf! Weder das „Rundumpanorama“, noch der linear-fixierte eine Blickwinkel oder anderes. Die Verfügbarkeit des möglichst grössten Potenzials zur Umsetzung eigener, innerer Impulse ist entscheidend und nicht ein gedankliches Konzept, selbst dann, wenn es pseudoesoterisch klingt. Insofern geht es immer ums Erleben und nicht nur um individualisierte, persönliche Vorstellungen und Konzepte; ja nicht mal nur um diejenigen Gefühle, die sich an diesen Vorstellungen orientieren. Wenngleich diese Vorstellungen, wenn sie zu „individualisierten Begriffen“ werden, quasi erst das „Salz in der Suppe“ bilden und die künstlerische Entfaltung ermöglichen, so sind sie doch immer nur die „Greifarme“ einer dahinter liegenden geistigen Potenz.

Fazit: Welche Einschränkungen, Modeströmungen oder andere Hürden man sich selbst bei diesem Prozess auch immer verschafft: dieses „Erleben“ in die materielle Darstellung hinein zu zwängen, oder es atmen zu lassen, bleibt dem einzelnen Künstler sein ganz persönliches Problem und hat ebenfalls mit (Selbst-) Bewusstseinserweiterung zu tun.

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

Ich gestalte, also bin ich…

„Meditationen eines Bildhauers…“ im Spiegel der Gesellschaft…

wasseroberflächeDies gleich vorab: Nicht die Form trägt die Kraft meiner Skulpturen in sich, sondern die Fläche. Diese „bahnbrechende“ Entdeckung machte ich heute für mich – oder besser und einfacher gesagt, es wurde mir plötzlich klar… und dies sind ganz überraschende, daraus folgende Gedanken dazu.

Die Form des Wassers zum Beispiel, sie ändert sich in jedem Moment. Sie ist niemals gleich. Würde man einen Ausschnitt dieser Oberfläche 100 mal nacheinander im Sekundentakt einfrieren und heraus schneiden können und diese so entstandenen Formen danach miteinander vergleichen, dann hätte man 100 komplett verschiedene Formen neben einander liegen, so eine Art „Relief- Reigen“ von eingefrorenen Wasseroberflächen.

Und obwohl diese Formen sehr unterschiedlich aussehen würden, hätten sie doch denselben ihnen zugrunde liegenden einprägsamen Charakter, die gleiche Grund- Energie in sich. Man sähe die Verwandtschaft all diesen Formen an, weil sie aus derselben Kraft geschaffen wurden. Ähnlich ist es, wenn ich zum Beispiel mit dem Ton arbeite. Ich habe vielleicht auch irgendwann 100 verschiedene Formen gemacht. Und obwohl ich mir sehr viel Mühe damit machte, mein eigentliches Selbst durch konditionierte Vorstellungen (…und eingefleischte Technik), daraus hinaus zu verbannen, würde man doch stets erkennen, dass diese Formen vom gleichen Menschen geschaffen wurden! Die Ähnlichkeit ist nicht mehr so rein wie jene des Wassers, denn das Wasser kennt nur eine Energie, nämlich die seine. Aber es würde etwas wesentliches von mir sichtbar. Mein „Stil“, oder meine Wesensart oder wie man es nennen mag würden dennoch irgendwie sichtbar. Typisch „Mato“ halt…

Der Mensch hat nebst dieser einen und eigentlichen – zentralen, möchte ich jetzt mal sagen – Kraft, noch tausend andere Persönlichkeitsfacetten, „Kräftchen“, in sich geschaffen, mit denen er sein eigentliches Selbst verdeckt (und auch vergisst). Deshalb werden diese inkongruenten Gestaltungen erst sichtbar. Oft betonen die Gestalter ihre Form mehr als die in ihnen liegenden Flächen, weil der Ton (als Beispiel) dies zulässt, weil er nicht „reklamiert“, wenn ich ihn beeinflusse, „beeindrucke“. Würde ich dasselbe mit dem Wasser tun, so hätte ich Probleme, weil die Energie des Wassers immer sogleich seine Rechte einfordert und mich an seine Gesetzmäßigkeiten bindet. Und das ist die Flüssigkeitsstruktur, die Bewegungsstruktur, die Kraftströme und alles, was dazugehört.

Kanten, Bögen und Mulden, was auch immer ein Gestalter der Materie einverleiben und einprägen will und kann, es bleibt immer und unzertrennlich ein Teil von uns selbst, ein von unserer eigenen verwandelten oder unverwandelten Energie geschaffenes. Die Hände sind die Werkzeuge, die sich an die Intentionen und Impulse seines Eigners halten, sich an ihm orientieren. Wir können selbstverständlich immer den Kopf einschalten und die Koordination lediglich aus dem Intellekt und aus der blossen Idee heraus steuern. Wir sagen „Würfel“ – und die Hand führt den Befehl „Würfel“ aus. Was sie daran hindert, dies mit einem gewissen Unvermögen zu tun, ist lediglich ihre Ungeschicklichkeit. Die Steuerung der Hände folgt zwar den „Befehlen“ der Vorstellung, aber sie vermag es meist nicht ganz adäquat umzusetzen. Das ist dann die Schnittstelle zur Maschine (…oder wir lassen es von geschickteren Menschen gestalten). Wir sehen dies vielleicht auch schnell ein und fühlen uns ohnmächtig dieser Tatsache gegenüber. Eine konsequente Schulung vieler Faktoren vermag dieses Manko zu verbessern: Eine Art Kunstförderung mittels Wahrnehmungsschulung an vorderster Front, dann aber auch die rein physische Beweglichkeit der Finger. Weiterhin die genaue Kenntnis des Materials, deren Konsistenz und Formverhalten usw. stehen nun plötzlich der Idee voran.

Dies alles reicht aber immer nur dazu, die technische Seite einer Form, unser Können (Kunst kommt ja scheints von können…) voranzubringen. Damit haben wir aber den entscheidenden Schritt noch nicht getan. Die Verbindung zu unserem Wesenskern, der „Zentrale“ unseres Geistes, können wir mit der besten Technik (und auch nicht mittels blossem Wissen) nicht herstellen. Viel eher vermögen wir dies zu verdecken! Der schöne Schein trügt nur zu oft. Für die Kraft, für den Ausdruck der Form brauchen wir mehr! Wir brauchen zwar AUCH die Technik, zweifellos. Dies wird in der gegenwärtigen Kunstszene manchmal unterschätzt! Aber Technik ist nur Grundlage, noch nicht AUSDRUCK. Um diesen Schritt zu erreichen, benötigen wir eine direkte Verbindung von Herz und Hand, was nicht etwa Kopflosigkeit heisst. Bewusstsein ist aber mehr als Gedanke. Und das Bewusstsein muss erweitert werden auf den ganzen Körper! Nur aus dieser Haltung heraus schaffen wir den Schritt in die eigentlich wesentliche Kraft, die dem Werk erst Leben verleiht! Das wäre ein Quantensprung in der Kunst und im Leben!

Und was hat dies für Konsequenzen? Nicht nur in der Kunst, (aber dort wohl unmittelbarer als anderswo), begreifen wir die Welt ganzheitlich. Die Verbindung des eigenen Tuns mit dem dahinterliegenden Tat-Impuls und einem gleichzeitigen Anwesend-Sein mit der Handlung schafft erst diese Tiefe!

Demgegenüber ist vieles in unserer Welt Form-betont. Der Fokus (in der Kunst, wie auch im Alltag), liegt meistens in der Form. Die Kraft, die sich in der Fläche (der Welt, der Erscheinungen) ausdrückt, ist uns mehr oder weniger egal oder unbewusst. Wir nutzen die „Fläche“ bestenfalls als Strukturgeber, jetzt im übertragenen Sinn (als „Make-up“), machen die Oberfläche glatt oder rauh, bunt oder sonstwie. Wir bedienen uns dieser Oberfläche, dem „schönen Schein“ (smartphone, Computer, Play-Station). Aber das Wellen und Wölben, das Buchten, Stauen Pressen und Stoßen etc. – es findet nie auf der Oberfläche statt; es ist IN DEN DINGEN!

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

Kunst und Freiheit

kinderzeichnungFast jeder Künstler pocht auf seine Freiheitsrechte. Fragt man ihn danach, wie er seine Motive findet, woher er seine Ideen habe, zuckt er mit den Achseln und macht vielleicht seine „Intuition“ geltend. Machen Sie doch, bevor Sie weiter lesen, einen kleinen Selbstversuch!

Nehmen Sie ein Blatt Papier und versuchen sie  einen einzigen wirklich freien Strich zu zeichnen!

Haben Sie das getan? Gut, dann betrachten Sie diesen einen Strich einmal ganz genau! Haben Sie links begonnen? Warum? Vermutlich fangen fast alle solchen Versuche von links nach rechts an. Das ist konditioniert! Wir Westler schreiben ja schließlich auch von links nach rechts.

Vielleicht beginnt ein Japaner oder ein Chinese, je nach Konditionierung oben oder rechts usw. Konditionen sind natürlich nie frei. Sie sind in unserer Kindheit schon früh gebildet oder uns je nach dem sogar eingetrichtert worden. Es mag sein, dass Sie, trotz dieser Prägung, rechts begonnen haben. Das ist schon gut und eher selten. Vielleicht sind Sie Linkshänder? Haben Sie dies frei gewählt? Aber wie sieht denn dieser Strich sonst noch aus? Schauen sie ihn einmal kritisch und möglichst unbefangen an. Vergessen Sie alles, was Sie als „schön“  bezeichnen. Vergessen Sie Ihr Gefühl für Formen, Ihre Vorlieben für Ordnung, Ästhetik, für Rundungen, Kanten, Ecken usw. All diese Präferenzen können Sie schon mal als unfrei abhaken.

Es sind genauso konditionierte und angelernte Vorstellungen, die sich im Laufe des Lebens gebildet haben und die Ihre jetzige Persönlichkeit ausmachen, wie die meisten routinemäßigen Handlungen, die Sie im Alltag verrichten! Wer wirklich ganz ehrlich mit sich selbst sein will, muss erkennen, wie schwierig es ist, nur schon einen einzigen wirklich freien Strich aufs Papier zu kriegen. Wenn Sie jetzt Farben dazu nehmen – oder meinetwegen Ton, oder andere künstlerische Mittel einsetzen, dann werden Sie, mit der nötigen Selbstdistanz erleben, wie wenig Ihr Handeln mit Freiheit zu tun hat!

Die Frage ist berechtigt, ob es Freiheit denn überhaupt gibt? Rudolf Steiner hat in seiner „Philosophie der Freiheit“ versucht, dieser Frage auf den Zahn fühlen. Das vordringen auf den tiefsten Kern der menschlichen Wesenheit spielt dabei eine wichtige, besser gesagt die wichtigste Rolle. Wenn wir unsere Verhaltensweisen, unsere Handlungen und Motive betrachten, müssen wir, uns selbst erkennend, feststellen, dass sie diesen Kern wenig bis gar nicht betreffen oder gar berühren.

Für mich als Kunsttherapeut hat diese Frage der Freiheit des wesentlichen Kerns unseres Menschseins eine hohe, wenn nicht höchste Priorität. Berührt werden kann man nur genau dort. Und um solche Berührung geht es. Alle Intention einer guten Therapie richtet sich nur auf dieses eine. Hier geht es weder Ideen, noch um Methoden oder um persönliche Vorzüge, weder jene des Therapeuten, noch jene des Patienten, sondern einzig und allein um menschliche Begegnung. Beziehung schaffen, Bezug schaffen, ist der Schlüssel.

Durch die Verhaftung mit unseren inneren Lieblingen, machen wir uns verletzbar für jede Kritik, jeden Einwand oder noch so gut gemeinte Intervention. Da wir diese Lieblinge nicht erkennen im Zustand der Identifikation mit ihnen, reagieren wir üblicherweise mit Abwehr oder Unmut, wenn sie von außen angezweifelt werden. Dasselbe ist Ihnen vielleicht auch gerade eben passiert bei meinem Einwand, dass Ihr Strich konditioniert sein könnte…

Manchmal sind Interventionen äußerst delikat und schwierig. Und dennoch sind wir alle darauf angewiesen, dass wir Rückmeldungen bekommen. Das ist in der Therapie nicht anders als im Leben selbst. Und sich jeder Kunstschaffender ist damit konfrontiert. Im Zentrum steht latent immer die Frage nach Freiheit. Welche Handlungen wir auch tun, sie betreffen immer unsere eigene persönliche Freiheit oder jene anderer Menschen.
Dabei wäre die Kunst meines Erachtens eines der vorzüglichsten Mittel, um unsere Verhaftungen sichtbar zu machen. Möglicherweise sitzen Sie jetzt immer noch vor Ihrer Strich-Zeichnung? Nutzen Sie die Chance etwas zu entdecken in Ihnen, was bisher möglicherweise verborgen blieb! Probieren Sie es wieder und wieder! Machen Sie sich auf den Weg… zu sich selbst!

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

Rudolf Steiner und die Kunst

RSRudolf Steiner (1861-1925), der Begründer einer anthroposophischen Bewegung, hat in seinem Lebenswerk der Kunst einen außerordentlich großen Wert beigemessen. Er gab in allen Bereichen des künstlerischen Schaffens sehr starke Impulse, die sich aus der Optik der anthroposophischen Weltanschauung heraus ergeben.

So initiierte er eine neue „Bewegungskunst“, die er „Eurhythmie“ nannte, oder er gab wesentliche Impulse für die Malerei, die Skulptur oder in der Architektur. Ähnlich auch in der darstellenden Kunst oder in der Sprachkunst. Auch in den Waldorfschulen wird auf die künstlerischen Fächer grosses Gewicht gelegt. Im Bau des ersten Goetheanums, welcher in Dornach bei Basel im Jahre 1913 begonnen wurde, verwirklichte Steiner eine Art Gesamtkunstwerk, das weit über die Grenzen hinaus viel Beachtung und viel Erstaunen, aber auch viele Neider fand. Es fiel in der Nacht vom 31. Dezember 1922 auf den 1. Januar 1923 – noch unvollendet – einem Brand zum Opfer und wurde in der Folge als einer der ersten Betonbauten der Schweiz wieder neu aufgebaut und erst Ende der 1920er Jahre vollendet.

In seiner Schrift „Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung“, die er bereits 1886 (im Alter von 25 Jahren!) verfasste, zeichnete er ein sehr klares und grundlegendes Bild eines Kunstbegriffs auf, wie er aus der goetheschen Anschauung heraus erfasst werden müsste. Er beschrieb die unterschiedlichen Erkenntnismethoden von Wissenschaft und Kunst, die sich aber beide um ein und dieselbe, umfassende Kraft bewegen.

So stelle die wissenschaftliche Erkenntnis ihre Forschung auf die Ideenwelt, welche die verschiedenen Ebenen eines Umfassenden beschreibe und zu entdecken suche. Die Kunst ihrerseits suche dieses Umfassende nicht in der Idee, sondern in der unmittelbaren Darstellung zu verwirklichen. Die Idee, welche sich in der Wissenschaft als rein geistiges Medium äußere, werde in der Kunst zu einem realen, wahrnehmbaren, sichtbaren, der sinnlichen Welt zugänglichen Objekte. In der genannten Schrift heißt es dazu:
„Jeder Gegenstand der Wirklichkeit stellt uns eine von den unendlichen Möglichkeiten dar, die im Schoße der schaffenden Natur verborgen liegen. Unser Geist erhebt sich zur Anschauung jenes Quells, in dem alle diese Möglichkeiten enthalten sind. Wissenschaft und Kunst sind nun die Objekte, denen der Mensch einprägt, was ihm diese Anschauung bietet. In der Wissenschaft geschieht es nur in der Form der Idee, das heißt in dem unmittelbar geistigen Medium; in der Kunst in einem sinnenfälligen oder geistig wahrnehmbaren Objekte. In der Wissenschaft erscheint die Natur als «das alles Einzelne Umfassende» rein ideell; in der Kunst erscheint ein Objekt der Außenwelt dieses Umfassende darstellend. Das Unendliche, das die Wissenschaft im Endlichen sucht und es in der Idee darzustellen sucht, prägt die Kunst einem aus der Seinswelt genommenen Stoffe ein. Was in der Wissenschaft als Idee erscheint, ist in der Kunst Bild. Es ist dasselbe Unendliche, das Gegenstand der Wissenschaft wie der Kunst ist, nur daß es dort anders als hier erscheint. Die Art der Darstellung ist eine verschiedene.“

Die Kunst ist nun aber nicht einfach eine Übersetzerin der Idee, wie sich dies in einer Symbolhaftigkeit darstellen kann, sondern eine Vermittlerin einer umfassenden Kraft, in die sich der Schaffende selbst hineinzustellen vermag. Es ist also nicht die Idee (als wissenschaftliches Ergebnis) die sich nun bildhaft Ausdruck zu verschaffen sucht, sondern etwas viel Substantielleres gemeint:
„Hier zeigt sich, wie der wahre Künstler unmittelbar aus dem Urquell alles Seins schöpfen muss, wie er seinen Werken das Notwendige einprägt, das wir ideell in Natur und Geist in der Wissenschaft suchen. Die Wissenschaft lauscht der Natur ihre Gesetzlichkeit ab; die Kunst nicht minder, nur dass sie die letztere noch dem rohen Stoffe einpflanzt. Ein Kunstprodukt ist nicht minder Natur als ein Naturprodukt, nur dass ihm die Naturgesetzlichkeit schon so eingegossen wurde, wie sie dem Menschengeist erschienen ist.“

Die Verwechslung dieser zwei Grundhaltungen ist sehr groß und muss deshalb klarer dargestellt werden. Wenn uns in einer wissenschaftlichen Forschung, die wir z.B. in der Pflanzenwelt getätigt haben, aus der Beobachtung heraus, eine Kraft entgegenkommt, welche sozusagen die Einzelteile der Pflanze – also angefangen mit den Zellen, den Wurzelelementen, den Stängeln, den Blättern und den Blüten usw. – umfasst und zusammenfasst in einer Gattung, einer Gruppe usw., dann haben wir ideell (also rein mental, nicht stofflich!) sondern ganz substanzlos etwas Übergeordnetes entdeckt. Dieses Übergeordnete können wir nun benennen, ihm einen Namen geben, wir können Gesetzmäßigkeiten aufstellen wie jenes Ganze alle Pflanzengattungen zu umfassen vermag.

So können wir in allen Pflanzen Wurzeln, Stängel, Blüten und Blätter finden. Sie werden sich zwar nicht immer sofort zu erkennen geben und – wie im Falle der Kakteen – vielleicht sogar ganz anders ausgestalten, als wir es gewohnt sind. Dennoch können wir die Idee der Pflanze in allen Pflanzenarten und Gattungen wieder finden. Wir könnten dieses Umfassende mit Goethe die Urpflanze nennen, aber wir würden keine solche ideelle Urpflanze irgendwo auf der Welt physisch vorfinden, weil sie nicht physisch vorfindbar ist. Sie bleibt immer und ewig ein rein geistiges „Gebilde“. Dieses ist von jedem Menschen im Geist, als Idee, zwar „auffindbar“ und nachvollziehbar, aber niemals physisch-sinnlich anwesend.

Die Wissenschaft könnte eine solche Urpflanze, wie sie sich ideell auffinden lässt, ebenso aber auch viele andere Entdeckungen in der mineralischen Welt, der Tierwelt oder beim Menschen, immer bildhaft zu Papier bringen, sie symbolisch, zeichnerisch oder sogar als Modell darstellen. Aber dennoch ist das noch nicht derselbe Vorgang, wie er von Steiner als der künstlerische bezeichnet wird.

Der Künstler erlebt, nach Steiner, sozusagen die umfassende Kraft (gemäss unserem Beispiel die Urpflanze) in sich selbst: wesenhaft sozusagen. Dieser Vorgang geht aber über die reine Idee hinaus! Währenddem die Idee sozusagen aus den Einzelteilen der sinnlichen Welt und aus der Wahrnehmung von Zusammenhängen etwas Verbindendes „erblickt“, „entdeckt“ und dieses in Begriffe giesst, geschieht im künstlerischen Prozess etwas anderes. Der Künstler vertieft sich in das Pflanzenwesen, z. B. einer Rose, und erlebt dort gewissermaßen das Rosenhafte selbst. Er bildet in sich das rosenhafte Erlebnis um – und gestaltet es neu als Bild! Dieses Bild nun enthält vielleicht äußerlich keinerlei Übereinstimmungen mit der physischen Rose, aber dennoch kann man das Rosenhafte darin wieder finden.
„Die großen Kunstwerke, die Goethe in Italien sah, erschienen ihm als der unmittelbare Abdruck des Notwendigen, das der Mensch in der Natur gewahr wird. Ihm ist daher auch die Kunst eine Manifestation geheimer Naturgesetze.“

Dies geschieht durch einen freien Umgang mit Farben, Formen und anderen Mitteln, die ihm zur Verfügung stehen. Auch wenn ein gemaltes Bild nun nicht eine Rose darstellt, so wird der geschulte (künstlerische) Blick darin dennoch etwas von dieser Rose wieder finden können. So könnten wir ebenso in den Bewegungen unseres Körpers, mit den Armen, den Beinen, der Gestik und Mimik, dieses rosenhafte zum Ausdruck bringen, wie der Maler es mit Farben und Formen macht. Was hier, mit der Rose als Beispiel, erklärt wurde, kann selbstverständlich in alle Bereiche des Lebens übersetzt und eingegliedert werden. Dies gilt ebenso für die ganze sinnlich-sichtbare Welt, wie auch durchaus für nicht sinnlich-sichtbare Wahrnehmungs-„objekte“ wie sie bei Emotionen und Gefühlen auftreten. Der Inhalt eines Kunstobjektes kann ebenso die Traurigkeit, wie auch Freude, Wut, das Glück oder die Liebe sein…

So können sich Kunst und Wissenschaft durchaus gegenseitig befruchten und ergänzen. Dies geschieht aber nicht dadurch, dass die Ideen der Wissenschaft lediglich in ein symbolhaftes oder erklärendes Bild hinein gegossen oder abstrahiert würde, sondern dadurch, dass sich das Wesenhafte der Idee in neuer Art und Weise versinnlichen kann. Damit wird der Idee eine neue, belebte und wesenhafte Gestalt gegeben, die dem Wissenschaftler nicht zugänglich ist.„Überwindung der Sinnlichkeit durch den Geist ist das Ziel von Kunst und Wissenschaft. Diese überwindet die Sinnlichkeit, indem sie sie ganz in Geist auflöst; jene, indem sie ihr den Geist einpflanzt. Die Wissenschaft blickt durch die Sinnlichkeit auf die Idee, die Kunst erblickt die Idee in der Sinnlichkeit.“

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie…

Mathematik und Kunst… unüberbrückbare Welten?

FormelXminImmer wenn sich zwei grundlegend konträre Gesinnungen treffen, kann es schnell zu kommunikativen und sozialen Problemen kommen. Eine erste, mögliche Grundgesinnung ist diejenige des Künstlers, eine andere jene der Mathematik. Das gesamte Persönlichkeitsgefüge ist vollkommen gegensätzlich strukturiert und die Anschauung der Welt ist somit polarisierend ausgerichtet. Der Mathematiker, oder besser, der mathematisch denkende (und fühlende) Mensch ist tendenziell geneigt, seinen Standpunkt nach „außen“ zu verlegen, in eine Welt der Objektivität und Logik.

Sein Urteil basiert niemals auf persönlichen Gefühlen, insofern er mathematisch denkt, sondern auf der Grundlage reiner, glasklarer Erkenntnisse, die man in der Wissenschaft als objektiv und evidenzbasiert bezeichnet. Das mathematische Urteil ist insofern „unumstößlich“ und fest. Es bleibt kein „Freiraum“ der Argumentation, kein „sowohl – als auch“.
Ganz anders der Künstler, insofern er künstlerisch denkt und fühlt. Sein Standpunkt ist niemals das äußere, mathematisch glasklare und unumstößliche Urteil, sondern es basiert auf den persönlichen, inneren Erkenntnissen, Erlebnissen und Einsichten jedes Einzelnen. In ihm lebt viel stärker die Welt des Subjektiven. Diese stellt sich weit über die für ihn total analytische, kalte und abstrakte Welt äußerer Logik. Seine persönlichen Emotionen bewegen sein Gemüt. Sie sind es auch, die ihm die entscheidenden Gestaltungsimpulse geben.
Selbstverständlich sind diese beiden Haltungen hier nur typisierend und einseitig dargestellt. Dies um klarzumachen, welche Gemütslage die Vorherrschende ist. Mit Sicherheit wird auch der mathematisch orientierte Mensch in einer subjektiven Innenwelt leben und erleben. Und auch er wird daraus Leid und Freude erfahren. Insofern ist auch er, ebenso wie der Künstler, emotional subjektiv beeinflussbar. Er wird aber sicherlich eher geneigt sein, dieser Welt wenig Beachtung beizumessen. Und er wird alles was ihn stützt und trägt, aus der anderen, der logischen Relevanz beziehen.
Es wird schwer sein, Gegensätze dieser Art in Einklang zu bringen. Sie existieren auch in anderen Bereichen, sind aber einprägsam charakterisiert in den zwei genannten. Denn der künstlerisch empfindende Mensch muss nicht zwingend Künstler sein. Es ist vielmehr die Art und Weise des Herangehens an jedwelche Anforderungen des Lebens, sei es im Beruf oder im privaten Alltag. Genauso gut muss der mathematische Eingestimmte nicht zwingend Mathematiker sein. Auch für ihn gelten die genannten Eigenschaften eher als die grundlegende Lebensstimmung.
Das gesamte Gefüge des Handelns, Fühlens und Denkens wird sich aus dieser Grundstimmung heraus ergeben. Sie prägt maßgeblich den Lebenslauf eines Menschen, sein Urteilen, Verurteilen, seine Vorzüge, Sympathien und Antipathien. Die Gegensätze sind im sozialen Umfeld oft nur schwer zu überbrücken. Und die Fähigkeit des „sowohl, als auch“ ist bei den meisten Menschen nicht gegeben. Vielmehr herrscht meistens ein Übergewicht des Einen oder des anderen.
Und keine der beiden Gesinnungen ist „objektiv“ richtig. Die Einsicht jedes Einzelnen ist das Entscheidende. Zu erkennen, wie man selbst die Welt betrachtet, aus welcher Brille heraus, ist erst der Weg aus diesem Dilemma. Erkennt der Mathematiker, dass er seinen Standpunkt außer sich selbst, außerhalb seiner persönlichen, inneren Welt, in eine Welt des Absoluten, reinen Geistes, in eine Welt der Logik und der unerschütterlichen Evidenz, gestellt hat; erkennt er dies, so tritt er aus der Verhaftung seines So-Seins heraus. Dasselbe erfährt der künstlerisch gestimmte Mensch, wenn er erkennt, dass sein Standpunkt nur in ihm selbst Wurzeln geschlagen hat, aus dem rein persönlichen, subjektiven Befinden seiner selbst geprägten Innenwelt, wenn er dies erkennt, dann wird er ebenso jegliche Verhaftung mit diesen vorgezeichneten Lebensformen verlassen.
Im Erkenntnisakt jeglichen So-Seins verlässt man die Identifikation mit den jeweiligen Formen und tritt ein in eine „freie Zone“. Es ist dies ein und derselbe Raum, der einzige verbindende Raum, der uns wirklich zu freien Menschen macht. Alles verhaftet sein drückt uns weg von jeder Einheitserfahrung. Jedes sprechen über solche Erfahrungen mit gleichzeitigem Objektivitätsanspruch und Beharren auf sein Recht, seine Religion, sein Konzept, seine Weltanschauung usw., schiebt uns zurück in die Identifikation und somit in einen Traumzustand unseres Alltagslebens.
Das wirklich Verbindende zwischen solchen Grundhaltungen besteht also viel weniger auf dem bloßen verstandesmäßigen Eingehen auf den Anderen, sondern vielmehr auf diese gemeinsame Erfahrung aus der anderen Perspektive heraus! „Ja, ja, ich verstehe dich schon, es geht mir auch manchmal so, dass ich mich im Irrgarten meiner Gefühle verirre, aber schau doch, in der Welt gibt es nun einmal nur klare und unerschütterliche Urteile. Alles andere ist doch Träumerei. Nur an solchen Urteilen kann ich mich festhalten. Da gibt es keinen Widerspruch, höchstens wenn einer nicht rechnen kann…“, so etwa könnte dann das väterliche oder kameradschaftliche Urteil des „Mathematikers“ ausfallen. Und der Künstler fühlt sich natürlich kaum verstanden und rät seinem Freund: „Ja, aber schau, du gehst ja nicht wirklich in die Dinge hinein. Du stehst ja immer daneben, außerhalb. Du hast deinen „großen Bruder“, die Logik, auf dessen Recht du dich stützt. Ich tauche ab in die Untergründe meiner eigenen Seele. Niemals möchte ich auf diese Erfahrungen verzichten, weil ich mich nur dort selbst erlebe…“
Wenn auf dieser Basis weiterdiskutiert wird, so kann man sich kaum je finden. Objektivität kämpft immer gegen die Subjektivität. Empirische Therapieformen gegen evidenzbasierte Therapieformen. Das Rechthaben wird nur entweder nach innen (in die persönliche Innenwelt) oder nach außen (an eine „objektive, wissenschaftliche“ Begründung) geheftet. Je nachdem auf welcher Seite Sie nun als Leserin oder als Leser stehen, werden sie sofort auch mit: „Aber Hallo…!“ reagieren und Ihren Standpunkt (den äußeren, mathematischen oder den inneren, persönlichen, künstlerischen) vertreten. Aus dem Widerspruch wird man nicht austreten können, wenn man dort verbleibt, wo man selbst drinsteckt. Objekt gegen Subjekt ist der globale Kampf und Vater aller Kriege und Konflikte! Insofern sind es die „Künstler“ gegen die „Mathematiker“.
Aber das muss nicht sein! Der angesprochene Freiraum, aus dem heraus ich mich selbst erkenne, steht über dieser Objekt-Subjekt-Spaltung! Oder meinetwegen auch außerhalb. Vielmehr ist es der Freiraum des Sowohl – als auch… Sobald wir Urteilen, kritisieren, analysieren, treten wir heraus (oder herein) in die Spaltung/Teilung (Ur-Teil). Dies deshalb, weil die Urteile immer einen Träger brauchen. Zum Beispiel jene zwei genannten. Und diese Träger haben zwei gegensätzliche Fundamente. Das eine ist die sogenannte Logik und das andere die subjektiv gefärbte, persönliche Erfahrungswelt jedes Einzelnen. Diese setzt sich aus dem bereits Erlebten zusammen, aus den daraus resultierenden Urteilen, Anschauungen, Emotionen und Gedankenkomplexen. Beide haben selbstverständlich ihre Berechtigung – mit einem kleinen Schönheitsfehler: sie sind nicht frei…

Jedes Teilen freut mich. Danke dafür!

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie…

ART Basel und ein paar neue Gedanken zur Kunst

Mato: Relief in Terracotta

Wer dieser Tage durch Basel wandelt und die sommerliche Stimmung genießt, der kann, wie jedes Jahr, ab und zu durchaus kuriose und originelle Typen antreffen. Ausgefallen sein ist zu einem Markenzeichen, zum Hauptkriterium für Anerkennung geworden.

Was früher Ausdruck war in der Kunst (Expressionismus), oder „Kunst ist, was beeindruckt“ (Impressionismus), entwickelte sich ebenso zum Symbolismus (Kunst ist, was symbolhaft ist), zu einem Ästhetizismus (Kunst ist, was ästhetischen Reiz hat), „Spaßismus“ (Kunst ist, was Spaß macht), „Sensationismus“ oder auch „Exklusivismus“ usw. Das einzig stabile was bleibt, ist der -ismus an sich, das Leitbild sozusagen, welches hinter der Motivation des Tuns steckt. Noch einer ist vielleicht zu nennen, der Egoismus (Ich bin Kunst, siehe Bild…)

Bei allem Normierten und begrenzt durch die vielen persönlichen und weltlichen -ismen (die ja meistens auch mit Geld und öffentlichem Geschmack/Meinung zu tun haben), will doch jeder und jede nicht auf die Originalität verzichten, man kann es schon fast wieder im gleichen Atemzug „Originalismus“ nennen. Welche Intentionen, frage ich mich, hatten denn die „alten Meister“ vor hundert oder vor 500 Jahren und noch ältere? Ging es um dasselbe wie heute? Um das krankhafte Bemühen nach Anerkennung, Prestige, Verkäuflichkeit, Massengeschmack usw.? Es ist sicherlich nicht abzustreiten, dass sich manches auch darum drehte.

Dennoch sehe ich die Sache etwas anders…

Ich bin allerdings sehr vorsichtig geworden mit Kritik an jedwelcher Kunstbemühung der heutigen Zeit. Zum einen kommt man dabei in Teufels Küche und zum anderen wird man gerne als überheblich und arrogant abgestempelt. Schnell wird man als (vermeintlich) Wissender hingestellt, der den „Nichtwissenden“ predigt, was gut und was schlecht ist und der sich auf den Sockel des erhabenen Expertentums stellt. Sicher, genau das tun tausende selbst ernannte Kunstkritiker auch, ohne mit der Wimper zu zucken.

Mir persönlich liegt diese Rolle eigentlich nicht und ich meine gelernt zu haben, dass doch die Bemühung um Toleranz in jedem Urteil über allen Schatten der Gegenwart stehen sollte. Diese Haltung stößt gelegentlich auf Widerstand, nämlich dann, wenn wirkliches Unrecht in der Welt geschieht, wenn es um kriegerische Handlungen geht zum Beispiel, oder um Menschenrechte, die verletzt wurden/werden usw. Immer dann sind wir aufgefordert uns den Ungerechtigkeiten mutig entgegenzustellen, aufzustehen und laut in die Welt hinaus zu schreien, was Sache ist und nicht schweigend zuzusehen und solches geschehen zu lassen! Auch wenn vieles kaum Anlass zu Fehlurteilen gibt, so sind die wirklichen Gründe doch oft tieferliegend. Dasselbe kennen wir auch in unserer eigenen, persönlichen Geschichte und wir lehnen uns (oft zurecht) auf, wenn man undifferenziert oder plakativ mit groben Geschützen unsere Taten verurteilt.

Für die Kunst gilt dies, spätestens seit der allgemeinen und provokativen Aussage, dass „alles Kunst ist“, nicht mehr. Und generell verbindet man mit Kunst nur das Adjektiv „gut“. Es gibt im Sinne der Meinung vieler Kunstexperten keine „böse Kunst“ (höchstens kaufbare und unkaufbare) Mit dem Begriff „Kunst“ verbindet man nicht zum Vornherein Gewalt, Verletzung von Menschenrechten usw. Wenn alles Kunst ist, kann man eben alles hinter diesem Begriff verstecken, einerlei, was es ist. Niemand schreit dann auf und sagt, „was Sache ist“. Einerlei gilt diese Sache oft mehr dem Beurteiler als zum Verurteilten. Auch dieses Urteil hält sich hartnäckig. Also wohin des Wegs? Was lässt sich mehr darüber sagen? Jedes Urteil wird somit im Keime erstickt. Schachmatt sozusagen. Alles ist Kunst. Punkt. Was soll das ganze Geschwafel.

Die Lösung liegt im Begriff selbst. Denn nicht alles ist ein Auto, nicht alles ist ein Kühlschrank, nicht alles ist Gott, nicht alles ist Liebe. Begriffe sind Namen, Symbole, Bezeichnungen für „etwas“, was dahintersteckt. Was als Gott „verkauft“ (oder gepredigt) wird, muss nicht zwingend Gott sein, was als Kühlschrank verkauft wird, muss kein Kühlschrank sein. Immerhin könnte es doch auch eine Attrappe sein? Außen fix und innen nix. Und was als Kunst verkauft wird, muss auch nicht Kunst sein! Denn die Aussage „alles ist Kunst“ ist im Grunde eine unsachgemäße Spielerei mit Begriffen. Denn dann wäre auch der Kühlschrank, Gott, der Mensch, das Wasser usw. Kunst. Die Welt wäre Kunst. Es gäbe Nichts, was NICHT Kunst wäre. In dieser Weise führt jeder Begriff ad absurdum. Er hebt sich selber auf. Gerade so gut könnte man sagen: Nichts ist Kunst! Also können wir wieder von vorn anfangen…

Es gibt eben nicht einfach Kunst oder Nicht-Kunst. Sondern es gibt lediglich unterschiedliche kreative Bemühungen. Wie oben erwähnt, enden sie oft mit übergeordneten Idealen, sprich -ismen. Und manche mögen die Bemühungen, andere eben nicht. Objektive Ansprüche müssen ins Tote laufen. Genau deswegen ist die Beurteilung auch so schwierig. Man kann höchstens dieses oder jenes annehmen oder ablehnen, weil man einen (subjektiven), persönlichen Bezug dazu hat oder gerade nicht. Das gilt auch für Kunstkritiker.

Die Gedanken enden immer wieder am selben Punkt, bei derselben Einsicht, nämlich dass die Geschichte dieser „Gedanken über die Kunst“ einmal mehr urteilsfrei ausgehen muss. Und wer sich ein Urteil zutraut, der sollte sich im Klaren darüber sein, dass es sich um seinen persönlichen Geschmack handelt. Damit ist mein Aufsatz am Ende angelangt. Wie so oft einmal mehr mit der Bemühung um Urteilslosigkeit.

Ich schreite durch die Räume, urteilsfrei selbstverständlich: Fleischhaken an der Decke mit Kadavern, die herunterhängen… Drei Tonnen Kies auf dem nackten Boden der Kunsthalle… Leere, rötlich gefärbte Kartonschachteln ohne irgendwelche erkenntliche Ordnung in der Ecke aufgetürmt…

Ach so, die Schachteln sind kein Kunstobjekt? Was denn? Verstehe! Da waren diese Kleider drin, aus Fäden genäht, die – in Blut getüncht – zu einer Unterhose gewoben wurden… und die jetzt an einer Leine in der Vorhalle hängen…

Auch dieser Aufsatz wie immer ohne Gewähr… ob Frauen Bärte tragen oder Männer Strapse ist doch völlig Wurscht. Kunst ist und bleibt ein umstrittenes Thema…

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie…

Kunst, ein kreatives Thema

Moderne KunstHaben Sie schon einmal mit einem Holzfäller übers Bäume fällen diskutiert? Oder mit einem Metzger übers Schlachten? Okay, für Vegetarier ein leidiges Thema. Und wahrscheinlich haben Sie sich auch noch nie mit einem Buchalter über Finanzprobleme gestritten. Vielleicht doch, aber grundlegende Meinungsverschiedenheiten werden Sie dabei kaum gehabt haben.

Es sei denn, er hat neue Methoden entwickelt, wie man Steuern hinterzieht. Gut, aber lassen wir das.

Worauf ich hinaus will? Manche Themen sind ausgesprochen kommunikationsfreundlich, andere gar nicht. Zum Beispiel dann, wenn Sie sich mit einem modernen Künstler über Kunst unterhalten.

Die Chance, dabei zu Meinungsverschiedenheit zu kommen, ist doch relativ grösser, als bei anderen Berufsgattungen. Eigentlich gibt es in allen Berufen Profis und Laien, in der Kunst gibt es das nicht! Denn jeder fühlt sich berufen, Urteile abzugeben, zu wissen, was schön und was hässlich ist, gut und schlecht. Und diskutieren lassen sich diese Attribute sowieso kaum. Sicher, es gibt immer gute Gründe für oder gegen etwas zu sein. Die einen mögens schrill, die anderen soft, reine Geschmackssache, weiter nichts. Und es sind vorwiegend die „Laien“, die uns erklären, was Kunst ist: Ganz einfach, Kunst ist vor allem das, was „in“ ist, verkaufbar ist, was Zaster bringt, eine der vielen „heiligen Kühe“ des Investments… sagen viele…

Gibt es wirklich keine Beurteilungskriterien für die Kunst? Ist alles Kunst? Gibt es so etwas wie „gute“ oder „schlechte“ Kunst, „entartete Kunst“? Nein, dann doch lieber still bleiben und das Kriterium der Verkäuflichkeit an die oberste Stelle tun. Auch das, was eigentlich Nicht-Kunst ist, wäre doch interessant zu wissen? Wie kann denn heute unterschieden werden, ob etwas Kunst ist oder nicht, ohne gleich in eine Falle zu tappen, geächtet zu werden, abgestempelt zu sein, oder gar – im Falle antisemitischer Begriffswahl, verhaftet zu werden…? Und: wer bestimmt das? Alle? Niemand? Also ist doch ALLES Kunst? Alles: ein Strohlager, Steine, Kadaver, Scherben, einfach ALLES, einige vernetzte Schuhe, Schweinsköpfe an einem goldenen Haken; „Spielt überhaupt keine Rolle: wichtig ist die IDEE dahinter?“ so der allgemeine Tenor. Das heisst, dieses oder jenes hat für den Künstler eine „bestimmte Bedeutung“. Er möchte seine Idee „transportieren“, „originell darstellen“. Es muss also etwas zum Objekt dazukommen, etwas erklärendes. Es gehört ein Konzept dazu. Die Übertragung der Idee zum Betrachter muss dabei möglichst originell und transparent ein. Aha, das ist also Kunst…

Beispiel: Ich möchte, wie man heute so schön sagt „zum Denken anregen“. Wir denken ja schon viel (…zu viel?); ja, aber wir denken offenbar nicht das Richtige! Richtig ist es so oder so oder so. Ich zeige dir, wie man richtig denken sollte, deshalb hänge ich den Schweinekopf an den goldenen Haken, möglichst blutig, damit man sieht, was mit uns armen Schweinen passiert, wenn… und wenn ihr es nicht checkt, so seid ihr selber schuld. Okay, ich werde das mit den armen Schweinen jetzt mal lassen… ist ja egal, ich kann doch einfach einige Quadrate an eine Wand malen, Zahlen hinein kritzeln, ein paar durchstreichen usw.: schon habe ich meine „gute Idee“. Das Ganze als ein riesiges Plakat aufhängen, damit jeder und jede sieht, wie vernetzt die Welt ist… hätten wir vorher ja nicht gewusst…. und? Ist das jetzt gut oder schlecht? Oh, das Urteil überlasse ich doch besser meinen Betrachtern…

Ideen, tausende, abertausende, unendliche Ideen! Und wer hat die Ideen?
Ich!
Ja? Wer ist ICH?
Ja, ich der Künstler Paul!
Okay, Du bist Paul, hast dein Leben gelebt, so wie du es nur leben konntest, hattest dies und das durchgemacht. Lass uns doch einmal über dich reden, Paul, über dein Leben! Woher kommst du? Wie kamst du zu deinem Beruf? Wer waren deine Eltern? Hattest du Geschwister?

Dies und jenes käme zutage, manches Leid, manche Enttäuschung. Verletzungen vielleicht hier und dort. Das Ganze konditionierte Konzept nennst du „Paul“! Und? Ist das alles?
Dieser „Paul“  hat jede Sekunde tausend Ideen, er kann sie nur nicht alle miteinander sehen, weil sie so flüchtig sind. Nur die eine oder andere wird in seinem Gedächtnis haften bleiben, weil er etwas mit ihm zu tun hat, weil er halt Paul ist. Hans oder Peter würden ganz andere Ideen/ Konzepte/ Vorstellungen haben. Anderes würde in ihrem Kopf haften bleiben. Jeder hat seine eigene, gefärbte Geschichte. Also haben die Ideen mit der Geschichte jedes Einzelnen zu tun? Ja, gewiss, womit denn sonst? Aber was haben sie denn für eine Bedeutung für die anderen? Eigentlich keine, müssen sie das denn?

Gut, es kann sein, dass Paul total im „Zeitgeist“ mitlebt und viele seine vernetzten Quadrate mit den Zahlen darin auch gut finden, sexy finden, originell finden. Dann hat Paul Glück gehabt! Er wird ein berühmter Künstler werden und viel Geld damit verdienen. Und weil er bald weiss, was den Leuten gefällt, wird er immer mehr solche Sachen machen und alle werden total begeistert sein! Auf Quadrate konditionierte Menschen werden nach mehr Quadraten schreien, weil sie sich „gesehen“ fühlen. Irgendwann wird alles andere ignoriert, nur noch Quadrate werden akzeptiert, mit Zahlen drin oder dies oder das, halt Ideen eines Menschen mit seiner persönlichen Geschichte. Ist das alles? Gibt es überdies keinen Anspruch an die Kunst?

PS: Betrachten Sie diesen Artikel als ein Kunstwerk, welches zum Denken anregen will 😉

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

Lebendige Prozesse

mato | werke
mato | werke

22 Jahre Erfahrung als Kunst-Therapeut veränderten im Laufe der Zeit meine eigenen Ansprüche und Intentionen im therapeutischen Prozess grundlegend.
Es gibt und gab viele unterschiedliche Phasen. Einige taugten weniger, einige mehr. Vieles führte aus meiner heutigen Sichtweise am eigentlichen Ziel vorbei. Es waren oft zu harte und zu enge Korsetts, die ich mir mit festgefahrenen Konzepten selber schnürte.
Solche Konzepte konnten vielfältig und interessant sein. Sie wurden aus ganz verschiedenen weltanschaulichen Richtungen geholt. Wissensstoff unterschiedlicher Art spielte dabei die vorherrschende Rolle. Viele Bücher waren meine Meister.

So wird sich wohl jeder Therapeut, jede Therapeutin am Anfang der beruflichen Praxis über die Runden helfen müssen. Eigentlich eine Binsenwahrheit, die für alle Berufe gleichermaßen gilt. Meistens jedoch stimmen die Konzepte nie ganz mit der Realität überein. Und die Realität in der therapeutischen Situation ist der gegenwärtige Zustand zweier Menschen, die sich im Jetzt, in einem bestimmten Abschnitt ihres Lebens, mit bestimmten Erfahrungen, Einsichten, Vorbehalten, Ideen und Gefühlen gegenüberstehen. Und jedes Mal wird diese Situation durch Veränderungen erneuert. Jede Begegnung wird wieder anders. Die vorgegebenen Konzepte, selbst wenn sie höchsten sozialen und menschenkundlichen Ansprüchen gerecht werden, hindern den klaren Blick auf das Jetzt, auf die Situation, so wie sie ist.

Gewiss, bestimmte Lehrinhalte haben einen durchaus allgemein gültigen Charakter. Sie betreffen die Haltung des Therapeuten selbst, der soziale und empathische Umgang und Zugang zu den Menschen. Sie können vielleicht u.a. in Rollenspielen oder Retreats gelernt werden. Aber sie werden untauglich mit jeder neuen Begegnung, wenn sie nicht modifiziert und verinnerlicht werden. Wer sich beim Autofahren jedes Mal überlegen müsste, welcher Hebel wann und wo zu bedienen ist, der würde nicht sehr weit fahren, ohne Totalschaden zu erleiden.

Zu dieser Verinnerlichung benötigen wir aber andere Kompetenzen und diese erwachsen nicht aus dem angelernten Wissen, sondern durch bewusstes Erleben und selbst reflektierten Erfahrungen. Auf dieser Basis schälten sich die im Folgenden aufgeführten Aspekte meiner therapeutischen Arbeit im Laufe der Jahre heraus. Sie sind zu grundlegenden Säulen für mich geworden. Es soll jedoch ausdrücklich darauf hingewiesen werden, dass sie keine fixen Regeln darstellen, sondern lediglich für meine eigene Arbeit (als Kunsttherapeut), eine Bedeutung haben. Wenn sie dennoch hier aufgeführt werden, so deshalb, weil ich glaube, dass sich meine Erfahrungen mit anderen vielerorts decken könnte, oder dass sie hilfreich sein können für die innere Grundausrichtung jeder therapeutischen Arbeit oder des Therapeuten an sich selbst!

Die vier Säulen des therapeutischen Prozesses (mit den Mitteln der Kunst):

  1. Medium
  2. Kreativität
  3. Raum
  4. Technik

Zum Medium: Das Medium spielt in der Wirkungsweise eine sehr wichtige, wenn nicht sogar entscheidende Rolle. Ob mit Farben, Klängen oder mit bildhauerischen Mitteln (z.B. mit Ton), gearbeitet wird, ist nicht gleichgültig für den Zugang zu den kreativen Impulsen, die dem Klienten entsprechen. Der Aspekt der Auswahl steht vor einer Entscheidung über die Art des künstlerischen Mittels. Die Wahl des Mediums steht also zuoberst auf der Liste, weil es eine wichtige Bedingung ist, um eigene kreative Intentionen effizient und unmittelbar umzusetzen.
Ob man eher einen musikalischen Sinn hat, oder mit Farben oder Formen besser umgehen kann ist hilfreich zu wissen für den therapeutischen Prozess. Das muss nicht zwingend heißen, dass man für das künstlerische Mittel schon zum Vornherein gewisse Begabungen mit sich bringt. Vielmehr stelle ich fest, dass oft ein innerer Wunsch die Klienten leitet, diese oder jene Methode vorzuziehen. Auch andere Kriterien könnten Vorrang haben. Die Zusammenarbeit mit Ärzten z.B. erfordert die Erfüllung gewisser Kriterien, so zum Beispiel, wenn Wert darauf gelegt wird, dass sich ein bestimmtes Kind mit der Erdelement auseinandersetzen sollte.
Dies sind nur einige Aspekt, die zur Entscheidung des Mediums führen könnten. Sie liegen meistens außerhalb der eigenen therapeutischen Kompetenz und werden im Vorfeld entschieden. Manche Therapeuten arbeiten gleichzeitig mit unterschiedlichen Methoden, andere spezialisieren sich auf eine einzige Methode. Einige arbeiten in Einzeltherapie, andere in Gruppen. Der Prozess an sich, der im weiteren Verlauf besprochen wird, verändert sich indessen nicht wesentlich. Lebendige Prozesse sind gewissermaßen zeitlos. Sie bedienen sich nur unterschiedlicher Zugangs-Tore und Techniken.

Zur Kreativität: Hat der Klient das geeignete Mittel gefunden, gilt es in weiteren Schritten, durch das Medium zu einem adäquaten Ausdruck zu finden. Es stehen aber damit nicht die Ideen, Konzepte und Vorstellungen im Vordergrund, die der Klientel (oder der Therapeut!) mit sich bringt, sondern tiefer liegende, zunächst verborgene Fähigkeiten und Ausdrucks-Werkzeuge.
Alles was auf der Ebene der Ideen und Konzepte liegt, erreicht nur die Oberfläche der Seele (manche mögen den Begriff nicht…). Wenn er zu esoterisch klingt, verwende man „Psyche“, gemeint ist sowieso das Gleiche :-)…
Unbewusste Prozesse bringen es nicht bis zu den Gedanken, deshalb sind sie ja „unbewusst“. Um an diese Schichten heranzukommen, muss die Fähigkeit einer achtsamen Präsenz geübt werden. Jede Gestaltung aus diesem Hintergrund heraus, fördert den Zugang zu neuen, lebendigen Kräften, die ansonsten verdeckt bleiben. Jeder Gedanke und jede Vorstellung verdeckt den gegenwärtigen Moment. Nur hier, im Jetzt, findet Erleben statt, nirgends sonst!
Das Tor zu diesem Jetzt ist aber so eng, wie einfach. Es ist sozusagen das Nadelöhr, der Punkt, (Neudeutsch „Flow“), den es zu erreichen gilt. Eng deshalb, weil unser Gedankenstrom lieber in der Vergangenheit oder in der Zukunft weilt, statt gegenwärtig zu bleiben. Der Schritt zu dieser Art Präsenz,  stellen also den ersten und wesentlichsten therapeutischen Anspruch dar. Natürlich kann man auch mit dem konditionierten Ich arbeiten. Das Erkennen von Einseitigkeiten in einer Persönlichkeit steht hier im Zentrum der therapeutischen Intervention. Wie in den verhaltensorientierten Therapien üblich, wird versucht, den Umgang mit diesen Einseitigkeiten zu erkennen und dann zu korrigieren oder konditionieren. Dies geschieht mit klar vorgegebenen Standards. Polare Verhaltensmuster können dann z.B. diese Korrektur bewirken.
Diese Methoden zielen nicht darauf ab, grundsätzliche Umwandlungen im Sinne eigener Bewusstseinsarbeit herbeizurufen. Sie zielen auf das Verhalten und nicht auf den sich so Verhaltenden.
Die kreativen Prozesse wirken tiefer. Sie bleiben nicht an der Oberfläche der Persönlichkeit stehen. Sie korrigieren das Verhalten nicht indirekt, auf der Ebene der Konditionierung (was ja der Tierdressur nahe steht). Sie gehen an die Quelle, an den Kern jeder Persönlichkeit. Diese bildet sozusagen den Vorhang oder die Fassade, welche sich aus den Einflüssen der Umgebung im Laufe eines Lebens im Hintergrund, vor allem in der Kindheit, aufbaut.

Zu Raum: Der oben beschriebene Anspruch kann aber nur gewährleistet werden, wenn es gelingt, einen inneren Raum (der letztlich korreliert mit dem äußeren Raum), zu schaffen. Wesentlich für diesen Schritt ist der Aufbau einer gesunden Vertrauensbasis zwischen Klientel und Therapeut. Was hier Raum genannt wird, ist die Summe aller begleitenden Einflüsse. Dies geht von der allgemeinen Stimmung, als Produkt der Gefühle und Emotionen der Beteiligten, über das „Klima“ oder der Wirkungsweise des physischen Umfeldes, bis hin zu spezifischen unterstützenden Maßnahmen während des ganzen Prozesses. Der Therapeut „steuert“ so weit wie möglich die Aspekte dieses „Raumes“. Dies tut er einerseits durch seine eigene Präsenz und Geistesgegenwart, wie auch durch Bereitstellung der notwendigen Einrichtung, Techniken, Werkzeuge und Abläufe, sowie dem unmittelbaren Mitgehen des Prozesses.

Zu Technik: Die Technik wiederum steht zwar hier an letzter Stelle, ist aber sehr wichtig, eigentlich unerlässlich, damit der Klient, die Klientin seine/ihre eigenen schöpferischen Prozesse umsetzen können. Sehr oft stellen dabei die äußeren Umstände im Stoff Widerstände dar, die durch vorgegebene Bewegungsmuster des Klienten blockiert sind. Sie zu überwinden braucht die notwendige Aufmerksamkeit des Therapeuten, sowie Flexibilität und Originalität im Auffinden von begleitenden Maßnahmen. Die Hürden des physischen Stoffes sollten dabei soweit wie möglich überwunden werden. Damit wird die Brücke zur unmittelbaren Umsetzung geschaffen.

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie…

…und hier wird die „Theorie“ gelebt! http:www.wirkstattbasel.ch Besuchen Sie uns!

PS: Im pädagogischern Bereich erzählt Dr. Prof. Gerhard Hüther ziemlich genau, was der Spirit dieser Gedanken ist. Ich empfehle sehr, sich dieses Gespräch zu Gemüte zu führen:

Warum ich keine Quadrate male…

mato | bilder
mato | bilder

Wenn ich eine grosse, weisse Fläche vor mir habe, bin ich inspiriert, sie zu füllen. Irgendetwas in mir verspürt Lust, Farben zu nehmen, Flächen zu malen, Linien zu malen. Aber was ist dieses Irgendetwas, was mich leitet, mir Begeisterung einflösst, mich quasi mit Energie versorgt? Diese Frage stellte ich mir letzthin. Und ich fragte mich, warum ich eigentlich keine Quadrate male?

Verstehen Sie mich nicht falsch, es ging bei der Frage nicht explizit um Quadrate. Sie sind nur ein Synonym für vieles, was ich nicht male, nie malen würde, weil „es“ mich nicht lockt, nicht begeistert. Da ist es wieder, ein geheimnisvolles „es“, was mich lockt oder nicht, zu malen, kreativ zu sein, den Ton zu gestalten.

Deshalb soll das Quadrat nur als Beispiel für etwas stehen, was ich den „Verstand“ nenne. Denn ohne den Verstand werde ich niemals Quadrate malen können. Deshalb nicht, weil dieser Verstand mir sagt, wie die Form aussieht, die ich malen soll, dass sie rechte Winkel hat und vier gleichlange Seiten. Das müsste ich erst mal hinkriegen und dazu bräuchte ich den Verstand. Es braucht mathematische Intelligenz. Zudem würde das Quadrat einer vorgegebenen Idee entsprechen, der Idee, der Vorstellung: Ich male jetzt Quadrate… oder andere geometrische Formen oder auch andere vorgegebene Figuren, die ich mir zum Vornherein, bevor ich überhaupt den Pinsel berührt habe, in den Kopf gesetzt habe. Habe ich dann den Pinsel in der Hand, „weiss“ ich ja schon ganz genau, was zu tun ist! Es gibt keine andere Möglichkeit mehr. Was folgt, ist bestenfalls „Technik“, Beherrschung des Materials, des Werkzeuges. Jede Abweichung würde mich in eine Krise versetzen, weil es nicht ganz genau so aussieht, wie ich „es mir vorgestellt habe“.
Also bestünde die Kunst darin, sich etwas vorzustellen und es dann „ganz genau“ auf dem Papier, oder sonstwo, umzusetzen? Folgt man den Kunsthäusern der Gegenwart, müsste man bei sehr vielen Dingen davon ausgehen…

Quadrate malen hiesse also, zum Vornherein wissen, was ich male und es danach so gut wie möglich zu realisieren! Das ist ganz genau unser normaler Weg, zum Ziel zu kommen: Wir machen uns ganz viele Gedanken, setzen alles im Geiste zusammen bis „es stimmt“, oder haben ab und zu auch „Spontaneinfälle“, und schreiten dann zur Handlung über, entweder bewusst, wissend, was wir tun, oder eben spontan, aus dem Affekt usw.

Was bei mir im Alltag in der Regel auch so funktioniert, und manchmal durchaus sinnvoll ist, funktioniert beim Malen, beim modellieren usw., nicht mehr. Würde ich es genauso machen, so verginge mir definitiv die Lust dazu. Es gäbe nichts, was ich dem Endergebnis hinzufügen oder wegnehmen könnte, ich würde ganz und gar von einer Idee, von einer Vorstellung gelenkt und müsste dieser dienen, bis alles so ist, wie ich es mir vorgestellt habe.

Gerade hier setzt bei mir die Lust ein, den Verstand beim malen auszuschalten, die Vorstellungen ganz zurückzunehmen, ganz gegenwärtig zu werden, mit all meinen Sinnen, mit dem Denken und Fühlen, und einer anderen Stimme in mir zu gehorchen. Tiefer zu gehen, als dies der Verstand, die normale Intelligenz vermag. Dieses „Es“ wird dann aktiv, beginnt, mich zu leiten, in mich zu fliessen und mich zu führen. Ein Quadrat wird dabei niemals entstehen können, weil die Linien schon vom ersten Moment an eine andere, nicht vom Denken geleitete Richtung einnehmen. Meine Hand lässt sich jetzt nicht mehr vom Kopf her leiten, sondern beginnt, dieser „inneren Spur“ zu folgen. Auch die Flächen, die ich meistens bei grossen Bildern mit der Hand, mit Putzfäden, auftrage, beginnen innerlich zu vibrieren, diesem lebendigen Strom zu folgen, beginnen sich im Raum auszudehnen und zu füllen. Farben über Farben, Linien über Linien folgen so einem eigenen Gesetze. In guten Momenten bin ich dann erfüllt von einem hellen und klaren inneren Licht, einer Art Begeisterung und Freude, die nicht etwa träumt oder gar schläft, sondern noch bewusster ist, als sonst, noch bewusster, als der normale, alltägliche Verstand. Es entsteht das Gefühl eines Verschmolzenseins mit dem Bilde, mit den Farben, den Linien, den weissen Flächen. All dies dehnt sich sogar darüber hinaus und kann einige Stunden anhalten…

Solche Erlebnisse habe ich nie, wenn ich mir etwas bestimmtes vornehme und um die exakte Umsetzung meiner Vorstellungen ringe…

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie…

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