Krieg der Ideen

Der Kampf findet zuweilen schon in den Köpfen statt. Dort liegt der Urgrund vom Krieg. Ideen sind immer gut! Aber die Idee hat nur dann einen Sinn, wenn sie Realität geworden ist und nicht dort hängen bleibt, wo sie entstanden ist: im Kopf… aber was ist denn nun die beste Idee? Es ist natürlich meine Idee… oder?

Jede Idee, auch die „beste“ (aus Sicht ihres Eigners), wird mit Sicherheit ihre Gegner finden, wird Gegenargumente provozieren, die ihre Berechtigung haben. Fast jeder/jede meint, seine/ihre Idee sei die beste! Real gesehen, ist die beste Idee immer die situationsangepasste. Ideen können sich mit der Zeit verwandeln! Was zum einen Zeitpunkt gut ist, kann zu einem anderen Zeitpunkt genau das falsche sein. Ein Beispiel: Das leidige Ringen um Europas wirtschaftliche Zukunft zeigt es deutlich. Was für die Franzosen das Beste ist (Euro-Bonds), ist für Merkel das Schlechteste – im Gegenzug: Was für Merkel das Beste ist (Sparen), ist für die Franzosen das Schlechteste… Aber ich möchte mich nicht in politische Diskussionen einlassen und nun auch noch meinen bescheidenen Ideensenf (also mein Bestes) dazu geben. Schliesslich bin ich kein Finanzexperte und es geht mir jetzt auch um etwas ganz anderes.

Gute Ideen sind wichtig, aber das allerwichtigste ist, dass sich die unterschiedlichsten Ideen begegnen können! – „Ja, komm, immer diese Dialogmasche! Hauptsache wir haben darüber gesprochen usw. ! Das sind doch alles abgedroschene Begriffe!“ – „Sie kennen ja diesen Witz mit der Himmelstüre…?“ (…wohin gehen Sie lieber: in den Himmel oder zu Vorträgen über den Himmel…) Jeder Begriff, jede Idee wird früher oder später abgedroschen sein! Vor einigen Jahren gab es z.B. den Modebegriff „nachhaltig“, zu anderen Zeiten gab es wieder andere; heute gibt es diese, früher jene. Mit der Zeit verflacht jeder Begriff, je öffentlicher er wird, weil er nicht mehr mit der gleichen Tiefe erlebt wird. Das ist kaum zu vermeiden… heute spricht ja auch jeder von ganzheitlich… was er damit meint, ist eine andere Geschichte…

Begegnung lässt sich nun einmal nicht umgehen für jedes soziale Wesen und jede Entwicklung kann nur über den gemeinsamen Weg gehen. Dazu braucht es Offenheit. Für den Eisduscher wird der Kaltduscher immer ein Softie bleiben und für den Warmduscher wird der Kaltduscher ein Hardliner sein. Man kann auch darauf bestehen, dass dies bis ans Ende aller Tage so bleibt und darf sich über jeden „persönlichen Sieg“ freuen. Das heisst, wenn die eigenen Argumente den Gegner k.O.-schlagen, „bodigen“, wie es in der Boxersprache (…oder in der SVP) heisst. – Das ist doch absolut legitim und es freut den einen (…den anderen weniger). Kurzfristig verhebt diese Strategie durchaus! Mittelfristig und langfristig wird es jedoch immer nur Verlierer geben. Sicher, Argumente können auch überzeugen – besser wäre Einklang, Einigung statt Überzeugung… weil Argumente oft nur den Stärkeren bevorteilen.

Es geht also nicht um meine persönliche Idee, und um das, was ich gut oder schlecht finde; auch das ist wichtig – für mich persönlich ist es wichtig! Aber es hat zunächst nur dann einen Wert, wenn aus diesem isolierten Standpunkt wirklicher Konsens erwächst. Für mich alleine bleibt jede Idee letztlich wertlos, auch jede Weltanschauung, jedes Konzept. Einwand: „Jedes Argument bringt doch eine Erklärung und die Erklärung bringt Einsicht, so ist es doch?“ Gewiss, aber das Argument hat nur dann einen Sinn, wenn ich die Bereitschaft zeige, Gegenargumente wohlwollend aufzunehmen und bei Bedarf auch anzunehmen und nicht schon im Ansatz der „gegnerischen Intervention“ den Turbo einschalte: Statt hinzuhören, bereite ich meine eigene Gegenstrategie, den Gegenangriff vor… Und das braucht wieder eine gewisse Selbst-Reflexion… Solange ich auf dem eigenen persönlichen Standpunkt verharre, kann nur ein Mittel zum Sieg führen: der Krieg (ob im Kleinen oder im Grossen)! Manchmal ist es auch einfach Groll, Eifersucht, Neid usw. Aber es geht immer darum, Ideenwelten zusammenzubringen, egal wie sie heissen, woher sie kommen, welchen Standpunkt sie vertreten: ob politisch, kulturell, sozial, bildungsrelevant, religiös, künstlersich usw. Allein durch die Begegnung (auch, und insbesondere durch sehr unterschiedliche Wege, Ideologien, Weltanschauungen, Anliegen) kann Neues entstehen, auch wenn das von jedem die Bereitschaft zu einem Lernprozess erfordert.

Das ist doch alles idealistisches Geschwafel, wird man mir leicht entgegnen! Es geht doch um den Cashflow, um das dicke Geld! Um das Recht des Stärkeren, wie Darwin dies ausführte. Frage: Wenn Ihnen ein Mann – nennen wir ihn A.S. – für Ihre Dienste 2000.- zahlt und der zweite Herr, meinetwegen A.H. genannt, zahlt Ihnen 5000.- für den gleichen Dienst: welchen, der beiden Herren bevorzugen Sie? – Ist doch sowas von klar, natürlich den A.H. – wer würde das nicht tun? Das ist unsere normale Denkweise. Es geht gewiss nicht um Moral – wer ist der „bessere“ oder „schlechtere“ Mensch. Beides sind lediglich ihre Geschäftspartner, halt nur mit unterschiedlich dickem Portefeuille, denen Sie auch kaum moralisch auf die Pelle rücken wollen, wenn der Umsatz stimmt, zumal es sowieso nur Ihre persönliche Einschätzung von Moral gehen würde, die ja sowieso nichts aussagt… Wenn nun aber der erste Herr Albert Schweizer hiesse und der Zweite Adolf Hitler, dann würden Sie wahrscheinlich trotz allem ins Grübeln kommen, weil da nämlich noch mehr mit hinein spielt, als nur Geld und Geschäft, weil sich die Wertvorstellung plötzlich verschieben würde. Der Wert würde plötzlich nicht mehr am Verhältnis 2000:5000 gemessen, sondern an anderen Kriterien. – Solche „Geschäfte“ wurden ja gerade in der Schweiz ohne Augenzwinkern häufig getätigt… – Also doch moralisieren? Und wenn ich nun den beiden Herren sage. Gut! Sie können beide kommen. Ich gebe ihnen die Gelegenheit, sich miteinander auszutauschen, dann sieht die Sache schon wieder anders aus… (in der Hoffnung, dass der eine – hoffentlich der Richtige 🙂 – vom Anderen profitiert…

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Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie…

Sind Illuminaten Erleuchtete oder Verschwörer?

BabelViele Dinge in der Weltgeschichte sollen unter dem Deckmantel eines mysteriösen Ordens, der von Adam Weishaupt im 18. Jahrhundert gegründet wurde, zu einflussreichen geschichtlichen Taten und Macht-Manipulationen geführt haben. Es gibt Begriffe, die einen ominösen (Ver-) Ruf haben. Zu ihnen gehört auch der Begriff der „Illuminaten“. Eigentlich bedeutet er „Erleuchtete“! Der Wolf versteckt sich bekanntlich gerne im Schafspelz. Man nennt sich humanistisch, sozial, menschenfreundlich usw., versteckt und vertuscht damit aber die eigentlichen hintergründigen Absichten, nämlich deren Gegenteil!

Natürlich kann man wahren Erleuchteten mit Bestimmtheit keine solchen Absichten unterstellen. Verdreht man geistige Tatsachen, so münden sie oft in eine Falle. Ob Weishaupt, Goethe, Herder und wie sie alle hiessen, die dem „Orden“ angehört haben sollen, nun „erleuchtet“ waren oder nicht, kann ich nicht beurteilen. Ob sie böse Absichten gehabt haben sollen im Sinne einer „teuflischen“ Manipulation der Weltgeschichte? Ich bezweifle es. Meines Wissens waren es redliche, ehrliche und durchaus aufrichtige Menschen mit hohen und hehren humanistischen Zielen.

Wie würden denn wirkliche Erleuchtete die Welt verändern wollen?

Natürlich hätte dies hohe Ziel, möchte man es mit anderen Menschen ehrlich teilen, zur Folge, einen Weg aufzuzeigen, der selbst zur Erleuchtung jedes weiblichen wie männlichen „Schülers“ führen müsste. Wer wirklich erleuchtet ist, der diese Gedanken hier liest, der weiss, dass durch die „neue Perspektive“ der Weltbetrachtung im erleuchteten Zustand sich sämtliche moralischen Werte und Vorstellungen in Luft auflösen! Es würde daraus niemals böse Absicht erwachsen können. Gerade nicht. Es gibt aber auch keine „gute“ Moral im Sinne eines festgefahrenen, konfessionellen oder sonstwie gearteten Konzeptes. Es gibt gar keine Moral! Wenn Sie den Mitmenschen und überhaupt die ganze Natur, jede Blume, jeden Stein, jedes Tier so wahrnehmen und fühlen, wie Sie Ihren eigenen Finger wahrnehmen und fühlen, dann werden Sie ihm nichts mehr antun wollen!

Die Erfahrung des All-Seins

Die Erfahrung genau dessen, einer Art All-Eins-Seins, die den erleuchteten Zustand ausmacht, durchzieht ein „neues Sehen“. Daraus gebiert keine Moral, kein gutes oder schlechtes Gewissen, sondern die einzige und wirkliche Freiheit eines Menschen. Eine Schule, die dahin führen soll, dass Menschen den Zustand der Erleuchtung erfahren sollen/können, hat bestimmte geistige Gesetzmässigkeiten zur Folge, die verhindern, dass der spirituelle Weg entweder in eine Verirrung oder in krankhafte Erscheinungen führen. Das wissen alle wahrhaftigen Einweihungs-Schulen. Es versteht sich von selbst, wer auf dem Weg dahin der eigentliche „Feind“ ist. Es ist das eigene Ego jedes Menschen! Die eigene Unzulänglichkeit des Verstandes, die Konditionierung der Vorstellungen in unserer eigenen Biografie, verhindert jede erfolgreiche Erweiterung der Sicht. Das mögen auch Weishaupt, Goethe und co. gewusst haben. Deshalb legten alle Lehrer, die etwas davon verstanden haben und hatten, einen so grossen Wert auf die Charakterschulung eines Menschen, der diesen Weg gehen wollte. Die Regeln waren zuweilen streng.

Der Schalk treibts an die Oberfläche

Wenn die Ziele einer (Verschwörer-) Macht, welche auch immer es sein soll, darin bestehen soll, sich selber zu erhöhen und den Fluss des Geldes – und damit auch die allgemeine Macht – auf sich zu ziehen, dann kann man mit Sicherheit davon ausgehen, dass dies nichts mit wirklicher „Illumination“ zu tun hat! Im Gegenteil! Dann hätten wir eben den Schafspelz, hinter dem sich der Wolf versteckt, indem er vordergründig hohe Ziele anpreist, die das Wasser letztlich auf seine eigene Mühle bringen. Das persönliche Ego jedes Menschen wird durch Massenbeeinflussung angetrieben, die kleine Welt des persönlichen Besitztums so geregelt und beeinflusst, dass er kontrollierbar bleibt, im Glauben des vermeintlichen Eigners, es sei dessen Besitz.

Gold wird mit Blei geschürft. Und dem kleinen Volk reicht das Blei durchaus, weil es meint, dass es Gold sei. Auch wenn es als Abgas aus den Motoren ihrer kleinen pseudoautonomen Fahrzeuge (genannt Auto) verpufft. Spirituell gesehen, nützen da auch jegliche „Filter“ nichts. Sie meinen, sie hätten das Gold und sterben schliesslich an ihrer (inneren) Bleivergiftung. Den Mächtigen solls recht sein, denn es gibt sowieso zu viele Nichtsnutze aus ihrer Sicht, die letztlich nur Geld kosten. In diesem Sinne gibt es wohl tatsächlich eine Art „Verschwörung“. Es ist die Verschwörung unseres Egos, die sich im Inneren jedes Einzelnen vollzieht. Die „Machthaber“ sind lediglich die Nutzniesser davon, eine Art „Super-Ego“, denn sie tun dies auch nur um ihrer selbst willen. Das ist im höchsten Zustand der grösste Reichtum durch alle weltlichen Güter. Diese Intention ist zugleich der grösste Feind wahrer Erleuchtung und am weitesten von dieser entfernt. Deren Seele ist im höchsten Mass verdunkelt, nicht erhellt. Kein Grund, ihnen nacheifern zu wollen.

Mein Fazit: Es gibt also mit Sicherheit keine wahren Illuminaten, die die Welt beherrschen wollen…

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Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie…

Wahrheit ist ein anspruchsvolles Geschäft

WahrheitLetzthin stand in einer Schweizer Zeitung ein Beitrag als „Analyse“ zum runden Geburtstag des Online-Lexikons Wikipedia. Der Autor resümiert am Schluss seines Beitrages: „Was soll man also von einem Lexikon halten, das manchmal die Wahrheit sagt, manchmal nicht – und oft daherkommt wie ein schlechter Schulaufsatz? Das Lesen bei Wikipedia gleicht dem Besuch einer öffentlichen Toilette: Man weiss nicht, wer das WC vor einem benutzt hat: Es kann schmuddelig sein oder es sieht ziemlich sauber aus. Happy Birthday!“

Das freut doch jedes Medienherz der alten Garde (dabei ist der Autor noch jung!). Diese Einschätzungen werden von ihm als Wahrheit hingestellt und verallgemeinert. Gerechterweise, um jetzt nicht als schlechter Kritiker eingestuft zu werden, muss ich sagen, dass er zuvor auch ein paar gute Worte gefunden hat. Dies allerdings mit bedacht und immer leicht ironisch.
Man kann selbstverständlich geteilter Meinung sein, was die Inhalte von einem offenen Onlinelexikon wie Wikipedia angeht! Wahrheit ist ein anspruchsvolles Geschäft! Ungeachtet also, ob Sie eher an diese oder eine andere These „glauben“: Der zitierte Journalist präsentiert seine Gedanken jedenfalls als unerschütterliche Wahrheit. Sein Urteil ist – vernichtend.

Wie also solls der Toilettenbenutzer nach ihm halten?

Ähnliche Kommentare gibt es ja nicht selten in den Medien wenn es darum geht, sogenannte „freie Plattformen“ anzufechten. In die Diskussion möchte ich mich inhaltlich nicht einlassen, weil mir solche Kommentare schlichtweg zu primitiv sind, um sie ernst nehmen zu können, schon ihres Tones und Respektes wegen.
Aber was mich irritiert – und das ist nicht selten auch in der Politik gang und gäbe – ist die Art und Weise, wie man Meinungen vertritt. Der Umstand, daß es sich (lediglich) um eine Meinung handelt, wird dabei vollkommen übergangen. Man(n) stellt sich ins Zentrum der Welt und brüstet sich als Träger unerschütterlicher Wahrheit(en) im Sinne von: „Andere Gedanken darüber sind doch gar nicht möglich, wenn man einen gesunden Menschenverstand hat“ Oder: „Kritik ist hier gar nicht möglich, da muss nichts diskutiert werden“ usw.

Es gibt zwei Möglichkeiten mit Statements umzugehen, deren Aussage man nicht teilt

Erstens: das was gesagt wird ist wirklich die absolute und unerschütterliche Wahrheit. Voila! In diesem Fall muß ich mich einfach fragen, was stimmt mit mir nicht, daß ich die Ansichten nicht teilen kann. Die Folge mag eine depressive Verstimmung sein…
Es kann aber eine zweite Möglichkeit geben: Die Aussagen entsprechen nicht dem absoluten Wahrheitsgehalt, wie es deren Träger vermutet! In diesem Fall sieht alles ein wenig anders aus. Dann müsste der Autor solcher Behauptungen ein Problem haben!

Immer wieder wird die Frage nach der Wahrheit gestellt. Kann es auf der „Formebene“ so etwas wie eine universelle Wahrheit überhaupt geben? Hätten wir die Wahrheit als persönliches Gut für uns gepachtet, dann hätten wir unsere (irdische) Entwicklung wohl längst abgeschlossen. Aber gerade weil wir in einer polaren, differenzierten und geteilten Welt leben, zumindest solange wir den hiesigen Gesetzmässigkeiten unterworfen sind, kann es eine solche Wahrheit für den Einzelnen nicht geben.

Was wir Wahrheit nennen, taucht immer erst dann auf, wenn wir die Ebene des Persönlichen verlassen! Im Grunde ist dies schon der Fall, wenn wir rechnen: 3 mal 3 gleich 9! Dann haben wir diese Ebene verlassen. Ob Herr Meier oder Herr Müller rechnet, ist vollkommen irrelevant, weil sich die Mathematik auf universelle Gesetze berufen kann. Wenn jemand nicht zum Ergebnis 9 kommt, dann liegt es nicht an ihm persönlich, sondern schlicht und einfach daran, daß er nicht rechnen kann! Er kann höchstens persönlich darauf reagieren, weil er es nicht gelernt hat, weil seine Intelligenz nicht ausreicht, diese Rechnung auszuführen. Nur dann kann das Ergebnis nichts dafür. Es ist seine persönliche Angelegenheit.

Doch wie verhält es sich mit unmathematischen Aussagen? Sätze wie: „…nur weil die Massen den Texten vertrauen, ist es noch lange keine glaubwürdige Enzyklopädie“, klingen scharf! Das ist natürlich eine Binsenwahrheit. Wahrheit hat nicht zwingend etwas mit der Masse zu tun! Aber ist es Wahrheit, wenn einige wenige Wissenschaftler ihre Studien den sogenannten „seriösen Lexika“ zur Verfügung stellen? Sind diese besser recherchiert und insofern wahrer? Entdeckt man nicht sehr oft Betriebsblindheit, da wo sich angeblich das grösste Wissen befindet? Und wie viele Wissenschaftler braucht es, um alle Begriffe eines Lexikons absolut zuverlässig zu recherchieren! Und zuguterletzt, wie lange dauert es, bis selbst grösste „Wahrheiten“ dieser Art in nicht allzu ferner Zeit wieder dementiert und widerlegt werden? Die Erfahrung gibt uns hinlänglich Bescheid darüber…

Nachklang: Wikipedia und seinesgleichen hin oder her. Mein Gedanke kann nicht „Ich selbst“ sein. Er ist immer nur ein Teilaspekt meiner selbst. Wenn ich ein Bild male, dann bin ich nicht das Bild! Aber das Bild ist ein Teilaspekt von mir! Was sich als „Wahrheit“ hinstellt, sind in diesem Zusammenhang immer nur Teilaspekte seines Trägers, dessen, der den Gedanken zu seinen Taten liefert. Man kann sich durchaus fragen, weshalb er überhaupt diesen einen Gedanken denkt und nicht einen anderen… es läuft eben alles darauf hinaus, dass wir lernen, neue Ebenen zu erfahren, um dem Gedanken wieder Leben einzuhauchen…

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Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie…

Das innere Kind lieben lernen

Inneres KindDie Hauptfrage jeglichen Tuns, Fühlens, Denkens lautet stets, wer – WER tut es? Wer ist dieses Etwas hinter all dem, welches tut, fühlt, denkt und lenkt? Selbst wenn wir mit grossen Worten eine spirituelle Terminologie verwenden, wie im anthroposophischen Jargon oftmals von Aetherleib, Astralleib und Ich gesprochen wird, so heisst dies noch lange nicht, dass wir aus der Instanz heraus sprechen, die real und wirklich diese benannten Ebenen überschaut und durchschaut. Eine solche Instanz kann aber nur das wahre, geistige Ich sein, von dem aus wir sprechen, oder zu sprechen meinen! Was aber, wenn wir nicht aus ihm sprechen? Wer spricht dann?

Und: Warum sprechen wir denn doch darüber?

Warum wiederholen wir so gerne die Inhalte anderer, pflegen sie, als ob sie unsere eigenen Erfahrungen sind? Weil wir oftmals selber keine spirituellen Inhalte haben, die real und wirklich erlebt sind! Und weil Inhalte von anderen uns eine gewisse Sicherheit vermitteln! Weil sie uns das Gefühl geben, furchtbar gescheit zu sein! Wir füllen dann diese („objektiven“) Begriffe mit unseren persönlichen („subjektiven“) Inhalten. Aber diese Inhalte sind nicht aus der Erfahrung unmittelbar dessen entsprungen, was wir vertreten, zitierten, wiedergeben, sondern aus den persönlichen, psychischen Tiefen gewonnen – gezüchtet wäre wohl besser – die wir in unserem Leben zusammen geschustert haben. Damit bleiben wir aber auf der sinnlich-physischen Ebene und in der Dualität verhaftet. Imagination oder Inspiration ist es nicht. Und schon gar keine Intuition! Dazu müssten wir die Geheimnisse der Metamorphose erkennen.

Ein Begriff wie den des Aetherleibs zum Beispiel, ist gefüllt mit vielen Zitaten, Gedanken und Inhalten anderer.  Damit werden wir aber niemals zum wesentlichen Inhalt finden, zum eigentlichen Tatbestand, der dem Begriff zugrunde liegt. Dieses liegt in der Metamorphose. Dieser Gedanke muss letztlich erlebt werden, nicht begriffen! Goethe konnte seine Gedanken SEHEN! Er rühmte sich sogar, niemals über das Denken nachgedacht zu haben. Das musste er auch nicht, denn sein Denken war ein Imaginieren! Um diesem Erlebnis näher treten zu können, müssen wir den ganzen Wissenskram, egal welchen „Höhen“ des Kosmos er entspringen mag, egal welche geistigen Grössen dahinter stehen, egal, wieviel „objektive“ Wahrheit dahinter steckt oder nicht, über Bord werfen! Die ewig klugen Reden müssen aufhören und ein inneres Erleben – muss an deren Stelle treten! Erst so erkennen wir unser „inneres Kind“.

Die letzte Frage

Was übrig bleibt ist dann nur noch diese eine Frage: wie kommen wir an das Erleben heran? Irgendwann im Leben interessiert man sich nur noch für diese Frage. Wenn der Wissenskram es geschafft hat, uns an diese Frage heranzubringen, dann hat er uns einen guten Dienst erwiesen! Ich erinnere an Goethes „Faust“ („ich habe – ach… Philosophie, Theologie usw. studiert… und bin so klug als wie zuvor!“). Es gibt viele Konzepte, viele Anschauungen, viele Erfahrungen und Erlebnisse anderer, die wir nachlesen können, mit denen wir versuchen können, uns an unser eigenes erleben vielleicht ein Stückchen heranzutasten. Jeder dieser Wege hat eine mehr oder weniger hilfreiche Funktion. Aber die Gefahr einer Entfernung oder Entfremdung von diesem eigentlichen Ich, ist sehr gross, wenn nicht sogar unausweichlich. Keiner kann mit dem Verstand wirklich erfasst werden. Der Verstand selber ist die Mauer, die es zu überspringen oder zu durchbrechen gilt. Er ist lediglich ein Hilfsmittel, eine Krücke dafür, uns überhaupt an diese Mauer heranzutasten und irgendwann zu merken: Hey, da ist etwas, da komme ich nicht mehr weiter, das blockiert mich! Die meisten bleiben aber dort stehen und benutzen sie als Schutzwall. Ein Schutzwall, um gegen die Angriffe von aussen zu agieren, sich zu verteidigen, zu rechtfertigen, zu behaupten; sich gegen den anderen, das andere zu stellen, sich abzugrenzen, Bollwerke aufzubauen. Ein ganzes Leben scheint oft nicht auszureichen, um dies zu erkennen. Denn dazu müsste man – und es ist das Kernthema dieses Blogs – sich selbst anschauen! Wieviel Groll, Neid, Missgunst, Kampf und Unmut gibt es doch im sozialen Umfeld, oft gerade auch in spirituellen Gemeinschaften!

Selbsterkenntnis ist für viele Menschen, leider oft auch in sogenannt spirituellen Kreisen, ein Fremdwort!

Lieber hängt man sich an Floskeln, spirituell Einverleibtes, dogmatisch Verfestigtes. Man wird mir leicht auch den Vorwurf machen können, immer die gleiche Leier abzuspielen, immer die gleichen Phrasen zu dreschen. Aber ich versichere, dass es keine Phrasen sind, sondern der eigentliche (selbst erlittene!) „wunde Punkt“, an dem die meisten von uns, mich eingeschlossen, leiden. Einige erkennen ihr Übel, andere nicht. Es gäbe natürlich viel interessantere „geistige Zusammenhänge“, mit denen ich Ihr Hirn füttern könnte! Schliesslich habe ich gewiss bald die halbe Steiner-Literatur gelesen (und das ist viel!). Ich könnte Ihnen davon berichten, wie jenes sich zu diesem verhält und wie der eine Bezug wieder einen neuen Bezug zum anderen ergibt und sich verwandelt durch dieses und jenes! Und schliesslich, wie jenes mit diesem sich wieder neu verknüpft. Wie interessant und spannend doch vieles ist und doch so weit von geistig Realem entfernt! Jetzt verpackt man diese Inhalte in schöngeistige Worte und verleiht ihnen einen Hauch von Absolutheit und Ehrfurcht. Vortreffliche Analysen werden gezogen und man freut sich darüber, einen neuen Zusammenhang erkannt zu haben im Universum des Wissens! Man glaubt, diese Art von Erkenntnissen bringe uns näher an das Wesentliche (in uns) heran. Aber das ist nicht der Fall… denn

Das Wesentliche sind wir selbst

Tatsächlich rücken wir immer weiter vom Wesentlichen ab, indem wir uns mit immer neuen Inhalten verbinden und diese miteinander in immer neue Beziehungen setzen, sie erforschen und zerteilen, zerpflücken, weiter führen, und wieder zu integrieren versuchen usw. Das füttert vor allen Dingen unsere Neugierde. Es befriedigt uns in etwa so, wir uns diese oder jene neue Errungenschaft befriedigt. Meist mit einer kurzen Halbwertszeit. Bald schon versinkend im Datennirvana unserer Gehirne. Solange wir nicht imstande sind, diesen ewigen Kreislauf des Sammelns und Jagens (physisch, psychisch und mental, in Form von Wissen) zu durchbrechen, nähern wir uns keinen Schritt, auch nicht den geringsten – an uns Selbst.

„Aber wir müssen uns doch gerade von uns selbst lösen!“ sagen viele! „Du begreifst das nur nicht, mein Freund!“ Diese Stimmen meinen ein anderes Selbst, das wir auch Ego nennen. Und sie tun es tatsächlich, wenn sie Wissen sammeln, sich von sich selbst lösen, aber eben nicht vom Ego, sondern von einen anderen Selbst. Sie vermischen das eine „Ich-Gefühl“ des verhafteten Menschen mit dem anderen wahren „Ich-Gefühl“ des inneren Friedens, was wir eigentlich im Kern sind! Aber wir müssen uns vom einen kleinen selbst, dem „Ego“, unserem „inneren Kind“, auch gar nicht lösen! Das stimmt selbst auf dieser Ebene nicht! Wir müssen dieses innere Kind „nur“ LIEBEN lernen, es in die Arme schliessen, es behüten und vor allem wahrnehmen. Sehen, wohin es geht, was es tut, was es denkt und fühlt, wann es sich beleidigt fühlt, angegriffen fühlt, jähzornig wird, traurig ist usw. usf. – ganz so, wie man dies mit den eigenen, kleinen Kindern auch tun möchte. Darin besteht gerade die leidvolle Ursache aller Verwirrung, dass wir im Laufe unseres Lebens, ein eigenes, kleines, persönliches selbst schaffen, welches das andere, wahre Selbst verdeckt – und es im Regen stehen lassen! Der allein gelassene Verstand gehört zum kleinen, selbst gebastelten ichlein, welches in solcher Weise hohe Mauern erstellt über ein Leben hinweg und uns in einen Kerker der Verhaftung einsperrt. Es sind die Mauern der Verbitterung, der Angst, der Unlust usw. Wenn wir dies erkennen, beobachten und lieben lernen, dann erst kann es sich verwandeln! Dann lernen wir diesen Blick auch nach aussen zu lenken und wir vernehmen die Stimme der Natur in uns selbst, sich auf einer anderen Ebene aussprechend… in der Metamorphose.

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Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie…

Sind Gesetz und Freiheit unvereinbar?

Konzentration LagerIm Leben eines Menschen zeichnen sich viele unterschiedliche Phasen ab. Die Frage nach der Freiheit schwingt bei den meisten Menschen im Hintergrund mit. Der Jugendliche, oder der junge Erwachsene, fühlen sich ebenso mit dieser Frage konfrontiert, wie alte Menschen. Die Konsequenzen, die aus den Erfahrungen diesbezüglich gezogen werden, sind im Allgemeinen sehr unterschiedlich.

Der junge pubertierende Mensch pocht häufiger auf seine Rechte, auf sein wahrgenommen werden in der Welt. Was im hohen Alter eher befremdend daherkommt, ist in diesem Alter quasi legitim! Dabei sieht er/sie sich in größter Konfrontation mit seiner Umwelt. Das Gefühl der Autonomie gegenüber der Welt ist in jugendlichem Alter sehr wichtig für die weitere Entwicklung. Es gibt genügend Gründe, sich am Widerstand der äußeren Welt zu stärken, um so Selbstvertrauen und Durchsetzungswille zu schulen.

Im späteren Alter, so nach den Dreißigern, vielleicht Vierzigern, treten ganz andere Erfahrungen und Bedürfnisse auf den Plan. Das Zerrieben werden an der Welt, der ewige Widerstand, kann sich wie eine seelische Lähmung auswirken und zu Resignation und Depression führen. Man nimmt nur noch eine rücksichtslose und machtgierige Welt um sich herum wahr und fühlt sich entweder davon abgestoßen oder taucht selbst so tief darin ein, dass jede Selbstwahrnehmung diesbezüglich verloren geht.

Im Jugendalter muss das als gesund und normal angesehen werden, auch wenn sich das Erleben der Freiheit hier wohl in seiner egoistischsten (sprich autonomsten) Form zeigt. Das spätere Entwicklungsstadium lässt oft nachhaltige Spuren hinter sich, welche die Hoffnung auf eine mögliche Befreiung von dieser Marter des Menschen bestreitet. Oder man verkennt selbst die Unfreiheit darin. Das ist der Normalzustand vieler Menschen in fortgeschrittenem Alter. Beide, die Überbetonung einer egoistischen Freiheit, die natürlich nicht als solche entlarvt wird, und jene der Resignation und Leugnung der Freiheit machen den größten Teil der gegenwärtigen Lebensgrundstimmung in der Welt aus. Das Resultat können wir jeden abend in den Nachrichten sehen. Deshalb bleibt oft nur ein müdes Lächeln übrig, wenn man, wie hier in diesem Blog, immer wieder für eine Art „drittes Erlebnis“ aufmerksam machen will, einer „individuellen Freiheit“ sozusagen, die jenseits von Egoismus und Resignation gefunden werden kann, beziehungsweise schon da ist.

Was aber wären die Konsequenzen, wenn man den Gedanken der Unfreiheit des Menschen zum Dogma macht, ohne ihn gründlich zu Ende zu denken? Wie würde oder müsste sich z.B. das Rechtswesen konsequenterweise verändern, wenn man davon ausgeht, dass es eine solche Freiheit nicht gibt? Dieses Rechtswesen und die Gesetze bauen weitestgehend auf der Maxime einer egoistischen Variante von Freiheit auf. Um die einseitige Übersteigerung, die auf eine extreme Selbstbehauptung gegenüber anderen Menschen baut, auf ein normales, sozialverträgliches Maß herab zu brechen, müssen sogenannte „Normen“, eigentlich besser „Verhaltensnormen“ definiert und aufgestellt werden. Die Umgehung dieser Gesetze muss in der Folge drastisch und vehement kontrolliert werden. Kontrolle geht in diesem Kontext über Vertrauen; denn ein wirkliches und bedingungsloses Vertrauen würde schon eher zu der dritten, von mir gemeinten Freiheit gehören. Da sie als inexistent angenommen wird, zumindest gemäß dem allgemeinen Verhalten der Menschen zufolge, muss das Werkzeug der Kontrolle und des Misstrauens als Gesetzesbasis eingesetzt werden. Dadurch entsteht die Knechtschaft, aber nicht nur jene nach aussen, in Abhängigkeit dieser Gesetze folgende, sondern auch die eigene, nach innen gerichtete, die dahinter nicht erkannt wird!

Die Konsequenz ist die Entmündigung des Menschen und vor allem, eines möglichen freien Menschen. Er wird gar nicht als existent wahrgenommen: die letzte Konsequenz daraus ist die totale Entmündigung. Die Freiheit hat jedoch nicht nur äußere Aspekte, sondern auch Innere. Sie hängen unter anderem auch mit dem Triebleben zusammen. Ein Wolf, der ein Schaf reißt, kann dafür kaum verantwortlich gemacht werden, dass er dies tut. Man könnte ihn zwar abschießen. Damit hat man ein Problem beseitigt, den (entmündigten) Täter beseitigt. Aber da es noch viele andere Wölfe (Wölfinnen) gibt, bleibt der Naturtrieb an sich dennoch am Leben erhalten und es wird auch in Zukunft immer wieder Schafe reißende Wölfe (Wölfinnen) geben. Der Trieb stirbt nicht aus. Das Tier ist existentiell von ihm abhängig und kann dafür auch nicht bestraft werden. Da auch der Mensch Triebe hat, muss davon ausgegangen werden, dass er oder sie, sie nicht immer unter Kontrolle haben kann. Aber was heißt nicht immer? Gibt es denn eine Möglichkeit, sie zu kontrollieren? Eben darin zeigt sich ein Aspekt der dritten Art von Freiheit. Wäre sie im Menschen nicht latent vorhanden, dann könnte man ihn ebenso wenig bestrafen, wie den Wolf. Hier stecken wir in einem Zwiespalt. Das Gesetzt selber ist der Zwiespalt…

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Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie…

Die Wahrheit in der Presse

journalismusMasken sind das Thema der ersten Ausgabe unserer eigenen Zeitschrift, dem „Wirkstatt Schaufenster„. In Basel spricht man allerdings von Larven, wenn man dieses Ding meint, womit man sich für kurze Zeit, genau gesagt für die “drey scheenschte Dääg“ in eine andere Person verwandeln möchte. Masken im Sinn der Thematik haben aber noch eine andere Bedeutung. Sie umschreiben einen Zustand, der bei den meisten von uns auch ausserhalb der Fasnacht eine nicht unwichtige Bedeutung haben.

Nur fragen wir selten danach, weil wir jene Masken gerne verdrängen. Sehen wir sie nicht überall in unserem Alltag, automatisiert und leer? Ein Beispiel ist der blinde Glaube an das Gedruckte.
Warum neigt der durchschnittliche Leser/Leserin dazu, das Meiste zu glauben, was in der Boulevardpresse, oder überhaupt in Zeitungen, steht? Warum ziehen generell Buchstaben, die schwarz auf weiss gedruckt sind, einen mystischen Mantel der Seriosität und Allmacht mit sich herum, ähnlich dem Status der Herren (und Damen?) im weissen Kittel?

Die Frage ist berechtigt, schaut man sich die Motive der unaufhörlichen Gier nach Inhalten der Pressejäger etwas genauer an. Denn diese sind durchaus nicht immer so wahrheitsfreundlich, wie sie daherkommen, sondern vor allem mehrheitstauglich. Da wird, gelinde gesagt, schon mal kräftig gemogelt.

Die Wahrheit ist kein einfaches Geschäft. Lügen will gelernt sein. Sie stellt sich in verschiedenen Masken und Facetten dar. Und da wären wir schon beim Thema. Lügen bedeutet nicht nur das Verschweigen von Tatsachen, sondern auch das Verzerren, das Über- oder Redimensionieren von entscheidenden Details. Diese können so in einem völlig anderen Licht erscheinen. Werbe-Psychologie spielt da unter anderem eine sehr grosse Rolle. Wahrheit und Lüge steckt da nicht nur in Worte verkleidet, sondern vor allem in Bilder, in Betonungen, Gewichtungen, Darstellungen im Scheinwerferlicht des Bewusstseins oder besser, des Unbewussten.

Das richtige Bild, der richtige Titel macht die Made im Speck aus, beziehungsweise den Umsatz im Portefeuille der Verlage; der Inhalt mag wichtig sein, bleibt aber oft hinter einer Fassade zurück.
Das Ganze macht die Sache schwieriger als erwartet. Die Lüge ist oft versteckt und undurchsichtig, undurchschaubar hinter den Gedanken verpackt. Dies gerade ist die Kunst eines so (aus-) gearteten Journalismus: die Wahrheit bis an ihre Grenzen auszuloten, zu modifizieren und anzupassen, womöglich zu verbiegen, so dass sie sich dennoch in einem relativ glaubwürdigen Gleichgewicht zwischen noch zu ertragendem, unanfechtbarem Tatbestand einerseits, und in oben erwähnter Massentauglichkeit andererseits, zu behaupten (oder zu verkaufen) vermag. Das ist die Maxime hoher Verkaufszahlen.

Das Fatale ist, dass in solcher Art durchaus bewusst verdrehter Berichterstattung die Kerntatsachen oft nicht nur verwischt, sondern wissentlich umgelenkt werden. Es ist durchaus möglich, in gewissem Sinne „wahrheitsgetreu“ den einen Blickwinkel in aller Deutlichkeit festzuhalten, um dabei die im Schatten stehenden (oder liegenden), vielleicht wesentlicheren Ereignisse mit demselben Akt professioneller Halbwahrheiten auszuschalten. Glauben, Lüge und Wissen – schafft sich im Schlachtfeld der eigenen Persönlichkeit ein Schattendasein, genannt Maske. Dennoch können solche Schlachten mit klugen Mitteln sehr erschwert werden. Aber die meisten Menschen zeigen sich, was die Wahrheitsfindung anbelangt, zu wenig Kampfeslust bereit.

„Wirkstatt Schaufenster“ geht den Weg des Idealismus und der Unabhängigkeit. Es wird mit Themenschwerpunkten für Kinder und Erwachsene erscheinen und bleibt kostenlos…

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Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und ein KinderbuchUrsli und der Traum vom Schiff“ 

Besitz- Freude und Schenk- Freude

FreudeLetzthin sah ich in der Stadt einen älteren, sportlichen Mann auf seinem Fahrrad. Warum er mir auffiel, weiss ich nicht. Er hatte nichts Besonderes an sich, nichts, was herausstach oder sich vom Normalalltäglichen abhob. Vielleicht war gerade dies so charakteristisch spezifisch und augenfällig: das Normale. Auf seinem Gesicht, welches ich nur flüchtig erheischte, lag eine gewisse Fröhlichkeit.
Sein Lachen hatte in mir jedoch irgendwie seltsam nachgeklungen. Es fiel mir in der Folge auf – weitere lachende, scheinbar frohe Gesichter beobachtend – wie unterschiedlich die Qualität der Freude ausgedrückt werden kann!

Das Lachen jenes Mannes liess eine Freude durchscheinen, die sich auf etwas Bestimmtes bezog; eine freudige Erwartung im Sinne von: Jetzt kann ich mir endlich den neuesten iMac leisten, nachdem ich meine Frau davon überzeugen konnte. Wie geil ist es, jetzt das Ding zu kaufen! Die Freude des zum Mediashop fahrenden Mannes bezog sich auf eine Art äusserer Befriedigung, die jeder kennt, wenn er oder sie sich in irgend einer Art und Weise materiell befriedigt. Es mag so oder anders gewesen sein; Mediashop oder Geliebte, jedenfalls stimmte das Gefühl in diesem Sinne betrachtet…

Die meisten lachenden Gesichter, die ich in der Folge beobachtete, boten mir einen ähnlichen Ausdruck: sie bezogen sich auf irgendwelche materiellen Dinge oder Erwartungen. Es war aus ihnen zu lesen: jetzt bekomme ich etwas! Achten Sie einmal, wenn Sie durch eine Stadt spazieren, auf dieses Lachen! Versuchen Sie herauszufinden, welches der Antrieb für das Lachen auf den Gesichtern – wenn sich denn ein solches zeigt – ist! Meine persönliche Erfahrung war ernüchternd! Das meiste schien diesen Haben-Charakter zu tragen.

Wie anders ist es doch, wenn jemand nicht lacht, weil er oder sie etwas bekommt, etwas erwartet, was ihm oder ihr zusteht – was also infolgedessen auf Besitz ausgerichtet ist! Wenn sich ein Lachen in einem Gesicht zeigt, welches nicht etwas von anderen für sich selbst haben will, sondern etwas geschenkt hat, anderen etwas gegeben hat! Die Qualität einer solchen Freude, zeigt mehr als blosse Selbstlosigkeit, blosse Demut oder asketisches Gehabe.

Ein Lachen dieser Art schenkt selbst, aus sich heraus, etwas viel Kostbareres, lässt etwas spürbar machen, was sich im Hintergrund von einer Art „permanenter Persönlichkeit“, einer Art „geistigem Ich“, oder wie man es nennen will, kund tut! Es tritt hervor aus dem Schleier der egoverhafteten Persönlichkeit, durchbricht diesen (wenigstens für Momente) und wirkt heilend auf die Umgebung! So, wie die Sonne, die hinter den Nebelschwaden hervorbricht alles in ein vollkommen neues Licht verwandelt! Solche Schenk-Freude berührt jeden von uns. Sie kommt aus einer tieferen Ebene, als die Besitz-Freude und hat eine enorme Wandlungskraft! Das „Haben“ verblasst im Schein des „Seins“.

…ähnliches habe ich letzte Woche auf dem Gesicht meiner verstorbenen Mutter auf ihrem Totenbett gesehen… dies sei ihr zum Gedenken!

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Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie…

Lob des Denkens…

…mit gedanklichen Einwänden

DenkenZuweilen wird gestritten, ob das menschliche Denken nicht mehr zerstöre, als es aufbaut. Es wird manchmal über die Intellektualität der westlichen Gesellschaft gewettert und deutlich gemacht, dass wir mehr menschliche Wärme benötigen und unsere Gefühle stärken sollen, anstatt alles zu analysieren und zu zerpflücken. Dabei gibt es sehr große Meinungsverschiedenheiten darüber, was denn Denken überhaupt sei… und alles dies, mit Verlaub, geschieht mit demselben Werkzeug, welches menschliche Kommunikation auszeichnet: dem Denken! Allein dies zeigt schon die Unmöglichkeit, das Denken streitig zu machen.

Wie auch immer die Einwände dagegen sind; sie können nur immer wieder durch Gedanken vermittelt werden. Sicher, das ist eine Binsenwahrheit und man kann sich darüber ärgern, dass das Denken zum Thema eines Artikels wird, zum wiederholten Male. Überhaupt, was will der ständig mit seinen Aufrufen zur Bewusstseinsentwicklung! Soll das doch mal etwas lockerer nehmen. Sich ein bisschen gehen lassen, gelassener werden. Einwände, die ich gelegentlich zu hören bekomme… es gibt doch so viele andere, schönere Geschichten. Zum Beispiel, wie drollig meine Katze sich wieder am Fußende meines Bettes wälzt. Oder der neueste Song von dieser oder jener Gruppe, auch schön. Vielleicht auch gerade nicht schön. Lässt sich doch so wunderbar streiten darüber, ob der Song nun schön ist oder nicht schön ist.

Auch andere Geschichten wälzen und belasten uns tagtäglich. Wir hören sie, sehen sie am Radio, im Fernsehen: Informationsfluten über Kriege, Schlachten, Mord und Totschlag, Einbrecher, Abzocker, Geldwäscher und andere üble Dinge. Sie nehmen uns in Beschlag und benebeln uns durch die Überfülle, das Zuviel (des Schlechten). Wie viel Leid können wir ertragen? 5 Kriege, 6 Abzocker, 3 Kindsmörder und sechs tragische Unfälle. Und dies alles in 15 Minuten Hauptnachrichten! Nur ein einziger Fall, der uns persönlich betreffen würde, genügte, um uns für Tage, Wochen, Monate in eine tiefe Krise zu führen…

Bei alledem fragt man sich schon, welchen Wert diese Informationsfülle hat? Was wir „Denken“ nennen, ist eben normalerweise nicht ein aktives, innerlich beteiligtes Verstehen wollen, sondern ein passives Hinnehmen von Bildern und Vorstellungsfluten, die (meistens) ungefiltert an uns herantreten. Unsere Wahrnehmung geht dahin und dorthin, streift durch die Schaufenster, Bildschirme und Objekte unserer Umgebung. Und gleichzeitig läuft innerlich, in uns, ein Film ab von Assoziationen und Erlebnissen: Dinge, die wir noch zu erledigen haben oder die wir hinter uns gebracht haben und die einen fahlen Nachgeschmack hinterließen. Dies alles füllt unser „Bewusstsein“ und lässt wenig Raum übrig für das Wesentliche! Über das, was hinter dieser Fassade eines getrübten Blickes lebt und seinen Anspruch an uns fordert, ein Leben lang. Jedoch von uns nicht gesehen wird, weil unser Blick dafür verdeckt ist…

Und alles nennen wir „denken“. Und die Forderung nach etwas Neuem, unentdecktem ist sicherlich nicht ungerechtfertigt! Aber deswegen das Kind mit dem Bade ausschütten? Wie sollen wir denn zu diesem Neuen finden, wenn wir das Denken einfach ausschalten? Wir können träumen oder schlafen, einerlei, da haben wir es tatsächlich ausgeschaltet. Manche nennen es Meditation. Was aber tun sie anderes, als mit herabgedämpftem Bewusstsein in den Tag hinein zu träumen.

Allein, das Verwoben sein, das verhaftet sein mit den Vorstellungen, die uns passiv ständig belagern, macht es uns unmöglich, hinter die Fassade unserer Persönlichkeit zu blicken. Aber hinter der Fassade lebt etwas in jedem Menschen, was er nie mehr missen möchte, wenn er es einmal „gesehen“ oder gefühlt, entdeckt hat!

Das Denken ist eine menschliche Kraft, die es uns ermöglicht, solche Wege zu beschreiten. Deshalb ist es nicht nur wichtig, sondern absolut unerlässlich. Das heißt aber nicht, dass das Denken selbst schon das Geistige ist! Es ist vielmehr eine Brücke zum Geistigen Ganzen in uns. Das Problem besteht im Erkennen dessen, was uns an Gedanken tagtäglich durchzieht. Die, ganze oder teilweise, Verhaftung mit den Vorstellungen und Bildern führt dazu, dass wir die Motive für unser Handeln nicht mehr erkennen können. Es gibt sicherlich Extremfälle, Affekthandlungen, die dies ziemlich krass dokumentieren und jedem verständlich machen. Das wird auch niemand abstreiten können. Aber sonst? Was geht das mich an? Ich habe doch alles im Griff? Sobald wir anfangen, ein wenig wacher zu sein in dem, was uns an Vorstellungen stets durchzieht, merken wir, dass es durchaus nicht so ist, dass wir „alles im Griff“ hätten. Schon die ersten Bemühungen in diese Richtung werden uns wachrütteln. Wären wir tatsächlich immer der eigene „Herr im Haus“, dann hätten wir keine Probleme mehr, die uns seelisch bedrängen würden. Die Statistik zunehmender psychiatrischer Leiden zeigt indessen etwas anderes…

Bereits in den ersten Kapiteln von Rudolf Steiners Einweihungsbuch mit dem etwas antiquierten Titel: „Wie erlangt man Erkenntnisse höherer Welten“, steht, dass man versuchen soll, sich wie ein Fremder gegenüberzustehen. Im Prinzip läuft dies (zunächst) auf eine „Gedankenkontrolle“ hinaus. Das heißt, wir sollen versuchen, dadurch, dass wir uns selbst Inhalte schaffen, uns von den automatisierten Vorstellungen mehr und mehr zu lösen. Die Kraft, die dann erwächst, wenn man sich in solcher Art und Weise, wie von Steiner beschrieben, für eine Weile auf einen bestimmten Gedanken konzentriert, wird uns befähigen, später, wenn wir uns einige Übung darin erschaffen haben, auch diesen selbst geschaffenen Inhalt wieder wegzumachen. Und dann befinden wir uns in einem „geistigen Raum“, der nun nicht mehr am Gedanken „klebt“, sondern dahinter, darüber oder wie auch immer steht, ihn im Grunde, zeit- und „raumlos“, umfasst. Dass nun zu dieser Schulung eine Grundhaltung der Ehrfurcht und Achtung gehört, versteht sich fast von selbst. Das Wesentliche in solchem Erleben aber ist das betreten einer höheren Dimension, in der sich alles auflöst, was uns sowohl an die Vergangenheit wie an die Zukunft bindet. Es ist ein Zustand absoluter Geistes-Gegenwart…

Die Brücke, die das Denken schafft, ist das Hinweisen und Hinführen an diese Erlebnisse. Deswegen ist es nicht etwa wegzumachen oder zu verdrängen, sondern im Gegenteil, zu stärken! „Lob dem Denken“ also… und dies in gedanklicher Art und Weise… sei an dieser Stelle mein Credo!

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Artikel zum Anhören

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie…

Der Apfel fällt nicht weit vom Leben

ApfelDas menschliche Leben beginnt zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Nämlich dann, wenn es vom Ursprung getrennt wird! Das ist sehr eigenartig und eigentlich traurig! Wenn sich jemand etwas anderes wünschen könnte, so möchte er oder sie doch den Zusammenhang mit dem Ursprung behalten! Mit dem Schnitt in die Nabelschnur versiegt jedoch jede Hoffnung auf diesen Zusammenhang.

So verbunden waren wir eine Einheit mit dem Leib der Mutter. Eine Art „Samenkorn“, genannt Embryo, welches von einer Kraft genährt wird, die wir schlicht „Leben“ nennen und von der die Wissenschaft etwa so viel weiß, wie der Regenwurm vom Mond oder von der Sonne. Er sieht das Licht zwar, aber es bleibt für ihn ein undurchdringbares Mysterium.

Wenn der Apfel vom Baum fällt, dann erst beginnt sein eigentliches „individuelles“ Leben! Solange er noch mit dem Ast verbunden ist, wird er noch von den Kräften des Baumes genährt. Vergleichbar dazu könnte man sagen, dass auch der Mensch, so wie der Apfel, erst dann seinen „individuellen“ Weg beginnt, wenn er von der Nabelschnur getrennt wird. Auch in ihm ist der Same für seine Nachkommen, so wie im Apfel die Kerne sind. Aber ist der Apfel vom Baum gefallen, beginnt genauso seine Todesreise! Denn jetzt geht es nur noch in eine Richtung. Er reift, so wie der Mensch in den ersten 15-20 Jahren, zwar noch ein wenig nach und erreicht seinen höchsten Glanz und seine Süsse. Aber danach?

Das kollektive Ego hat jeglichen Zusammenhang mit dem Tod vergessen. Es benimmt sich so, als wenn er nicht existieren würde. Niemand will daran denken. Keiner will älter aussehen als er ist, sondern jünger. Es werden riesige Summen und Leiden auf sich genommen, um all dem zu entrinnen, was mit dem Apfel bald einmal passiert: Er schrumpelt vor sich hin und (ver-)schwindet schließlich. Kein Apfel wird dem entweichen können. Und ebenso wenig der Mensch und jedes andere Lebewesen. Leben in der Formidentität ist und bleibt begrenzt. Aber keiner will es wissen. Die Vorstellung wird in die ferne Zukunft verschoben. Die alten Menschen werden hinter dicken Mauern versteckt. Viele Menschen sehen sie nicht gerne, weil sie ein Spiegel dessen sind, was auf uns alle eines Tages mit Sicherheit zukommen wird…

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Hier der erste Versuch, die Artikel in Hörform zu präsentieren:

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie…

Brief eines Lehrers an seine Schüler

Lehrer

Liebe Schülerinnen und Schüler

In den letzten Jahren habe ich mit mir und mit Ihnen gekämpft und gerungen. Mühsam versuchte ich, es Ihnen in allen Belangen recht zu machen, Ihnen den Stoff so zu vermitteln, dass er Lust bereitet und motiviert. Dies tat ich im besten Glauben, damit etwas Gutes zu tun, nämlich Ihnen etwas auf Ihren Lebensweg mitzugeben, um alle Grunderfordernisse zu erfüllen, die in der heutigen komplexen Welt – vielleicht leider – erforderlich sind und verlangt werden.

Je mehr und je länger ich mich um solches bemühte, umso weniger vermochte ich Ihre Motivation zu spüren, Ihre Bereitschaft auszumachen, das anzunehmen, was ich Ihnen geben wollte. Doch nicht nur die Motivation schien zu schwinden, sondern auch die Achtung voreinander und das gegenseitige Vertrauen. Dass auch die Leistungen unter dem grossen, allseitigen Druck, bedenklich in den Keller fielen, ist eigentlich nur folgerichtig und wenig verwunderlich. Die Grundbedingungen, das Fundament schien zerbrochen, weil der Zusammenhang immer mehr fehlte.

So habe ich mich nach langem Ringen mit mir selbst, entschlossen, diese Situation ab dem heutigen Tage und mit sofortiger Wirkung zu ändern! Ich verlange nichts mehr von Ihnen! Sie können gehen! Ich erwarte auch nicht, dass Sie wiederkommen sollen. Ich bin Ihnen deswegen auch gar nicht böse, weil ich weiss, wie schwer Sie es haben. Einigen wird diese Situation nicht so sehr gefallen. Die meisten von Ihnen – so bin ich überzeugt, sind aber sehr froh darüber. Ich selber bin nicht froh, aber auch nicht traurig.

Sie können eine Woche ausbleiben; Sie können zwei, drei, vier oder mehr Wochen ausbleiben: Solange Sie wollen! Ich gebe Ihnen eine Liste mit, was die Lernziele dieses Jahres sind. Am Ende des Schuljahres dürfen Sie ungeniert zu mir kommen und die Prüfungen ablegen. Sie können aber auch jederzeit bei mir Hilfe anfordern, ja Sie können auch weiterhin den Unterricht regelkonform besuchen. Ich bin immer für Sie da. Sie können es halten, wie Sie wollen. Wenn Sie gar keine Schule mehr haben möchten, dann müssen Sie es vor sich und Ihren Angehörigen selber verantworten und alle daraus entstehenden Folgen gut überdenken.

Rechnen Sie damit, dass Sie früher oder später in eine Krise geraten. Aber diese Krise muss wohl sein. Erst durch sie kann der gegenwärtige Nullpunkt durchschritten werden. Wie es weitergehen soll, liegt also ganz in Ihren Händen!

Hochachtungsvoll,
Ihr Lehrer

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Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie…

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