Freuen Sie sich über Ihre Ausraster!

Borussia Dortmund coach Klopp celebrates his team's victory over Eintracht Frankfurt after their soccer match in FrankfurtWir erleben tagtäglich Situationen, die uns zuwider sind und uns zu Handlungen oder Aussagen verleiten, die wir nicht mehr im Griff haben, wo wir „die Beherrschung verlieren“. Manche sind „berechtigt“, wie wir meinen, andere bereuen wir vielleicht, weil wir im Nachhinein erkennen, dass es Überreaktionen waren, die wir besser unterlassen hätten.

Bereuen oder nicht, freuen Sie sich auf jede solche Situation, denn sie bringt Sie immer ein Stück näher zu sich selbst! Ob „bekloppt“ oder nicht: Jeder Ausraster, jeder Ärger, jede Emotion oder Überreaktion, ist ein Rest einer verborgenen Energie im Unterbewusstsein, eine unbeleuchtete Ecke Ihrer selbst, die Sie noch nicht verwandelt haben. Sie deckt etwas von uns auf, legt es quasi frei. Der Grund, warum wir das meistens nicht so wahnsinnig toll finden, ist Mangel an Distanz zu unserem kleinen ichlein!

Jede verborgene Ecke zeigt einen noch unbearbeiteten Acker oder Fleck in Ihnen. Das wollen wir in der Regel nicht wahrhaben und deswegen distanzieren wir uns lieber von ihm, als dass wir ihn anschauen. Dabei wäre es jedes mal eine Riesenchance, die sich gerade in solchen Situationen auftut. Entweder sind alle anderen schuld, blöd, schlecht oder was auch immer, oder wir verdrängen die Emotionen, die sich uns zeigen. Dass sie dadurch immer wieder von Neuem auftauchen, ist nicht weiter verwunderlich.

Wenn wir es schaffen, den Blick nach innen zu kehren und diese Emotionen anzuschauen, dann haben wir viel gewonnen! Das ist ungewohnt und es schmerzt, es tut weh! Niemand schaut sich gerne selber an! Wir haben gelernt, recht zu haben und dieses Recht auch unter allen Umständen zu verteidigen, auf Teufel komm raus! Passiere was will, erst zuallerletzt fällt der Blick auf sich selbst.

Es ist dieser verdammte Stolz, diese verdammte Arroganz, diese verdammte Sturheit, diese verdammte Engstirnigkeit, diese verdammte Rechthaberei, diese verdammte Aggression die uns zurück ziehen lässt in den engen Raum des kleinen Egos! Es schmerzt und wir leiden im Grunde ohne Ende in diesem persönlichen Kerker. Dennoch ziehen wir es vor uns zu verteidigen, um ja nichts aufzudecken, was uns vor der Welt in ein schlechtes Licht bringen könnte…

Dabei ist es nur ein klizekleiner Schritt, der zu tun wäre!
Die Umkehrung des Blickes nach innen!
Versuchen Sie es: beim nächsten Mal…

Urs Weth, „Selbst-Reflexion als soziale Kernkompetenz“ – „Ursli und der Traum vom Schiff“, Kinderbuch… – „Lebendige Prozesse“, Fachbuch über Kunsttherapie… und jetzt neu auch eines über Anthroposophie… Glaube oder Wissenschaft? und über Kunst – ein kreatives Thema… und noch ein Kunstbuch mit dem Titel: Form-Lust

Veröffentlicht von

weth

1956 in der Schweiz geboren; Autor, Bildhauer, Werklehrer, Architekt und früher einmal Hochbauzeichner und Maurer...

2 Gedanken zu „Freuen Sie sich über Ihre Ausraster!“

  1. Lieber Urs
    Bin gerade auf deinen Blogg gestossen, weil ich eigentlich ein Buch anschauen wollte.
    Und dann fiel mein Blick auf „Freuen Sie sich über Ihre Ausraster“. Nun, dieser Ausraster widerfuhr mir letzten Montag und ich muss sagen, es fühlte sich verdammt gut an. Weiter auf diesen Beitrag einzugehen, würde Stunden dauern in der Auseinandersetzung mit all den Aussagen.
    Nur soviel: Wenn uns manchmal „nichts“ mehr bleibt und wir überleben wollen, bleibt nur noch Stolz, Arroganz, Sturheit, Engstirnigkeit, Rechthaberei, Agression mit der Gewissheit (oder auch ohne) dass der Schuss mächtig nach hinten los gehen kann. Lieber das, als diesen einen grossen Tod zu sterben.
    So kommt der Mensch zu seinen ursprünglichen, animalischen Instinkten, dann gibt es nur noch Flucht oder tot stellen. Heute haben wir ein Wort dafür: Trauma.
    Ich wünsche dir einen wunderbaren Sonntag und vielleicht lande ich ja wieder mal auf deiner Seite, die sehr gelungen ist…..
    Liebe Grüsse
    Mirjana

    1. Hallo Mirjana, „näher drauf eingehen“ wäre bestimmt sehr interessant! Was passiert nicht alles in solchen Momenten! Wie du schreibst, oder selber durchblicken lässt, erreicht man den Grund, die Talsohle der eigenen Emotionen, die wie Stürme im Meer der eigenen Gefühle auf und nieder brausen. Damit durchbricht man, wenn man dafür offen und wach ist, den dünnen Schleier seiner eigenen persönlichen Maske! Und in diesen Momenten ist man wirklich nur einen Hauch entfernt von dem, was dahinter steckt! Diese Maske hat jeder und jede von uns. Das ist normal und auch nichts schlechtes. Aber warum soll man mit der Maske leben und zufrieden sein, wenn dahinter ein Engel steckt?
      Es grüsst dich, Urs

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